Bayreuth:Merkel in neun Akten

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Die Bundeskanzlerin startet ihre Wahlkampftour durch Bayern

Durch die Wagner-Festspiele trainiert, kann das Bayreuther Publikum Neuinszenierungen des immer gleichen Stoffes besonders wertschätzen. Es war also passend, dass die CSU die oberfränkische Stadt für den ersten von neun Gastauftritten ausgesucht hat, die Angela Merkel in der heißen Phase des Wahlkampfes in Bayern absolviert. Gegeben wurde am Donnerstagabend auf einer weiß-blauen CSU-Bühne der Klassiker "Merkel wagt sich in die Höhle des bayerischen Löwen", Aufführungsort war der Platz vor dem Alten Schloss in der Bayreuther Fußgängerzone. Wie immer stand die Frage im Raum, wie Horst Seehofer und Merkel ihre Begegnung inszenieren würden.

Der CSU-Chef legte seine Gastgeberrolle eher lausbubenhaft an und lobte die Kanzlerin so überschwänglich, dass er's auch ironisch gemeint haben könnte. Niemand sei so geeignet wie Merkel "weil sie eine Person ist von Amt und Kompetenz", versicherte er etwa. Und auch, dass er das "wirklich" so meinte, was bei Seehofer ja eher misstrauisch macht. Sein Auftritt war kurz, der CSU-Chef äußerte sich nicht zu politischen Inhalten und überließ die Bühne der Bundeskanzlerin.

Merkel gab sich gewohnt sachlich und paukte innerhalb weniger Minuten gefühlt das gesamte Wahlprogramm durch. Beim Thema Flüchtlinge ging es natürlich nicht um die Obergrenze, sondern um gemeinsame Bemühungen und Geschlossenheit. "Wir sind uns einig, dass sich ein Jahr wie 2015 nicht wiederholen darf." Schon nach 30 Minuten war sie fertig. Winken, Gruppenbild mit den lokalen CSU-Größen, Abgang. Die CDU-Vorsitzende eilt in diesen Wochen von Termin zu Termin. Am Donnerstag hatte sie vor dem Bayreuther Auftritt schon in Thüringen gastiert. Am Freitagnachmittag stand Bad Kissingen auf dem Programm und noch am selben Abend Fulda.

Die Veranstalter schätzen, dass etwa 4000 Zuschauer in die Fußgängerzone gekommen waren. Ihnen gab Merkel die Bitte mit, anderen über die Veranstaltung zu erzählen. Wenn's sein müsse, auch darüber: "Merkel und Seehofer haben sich vertragen. Es ist nichts vorgefallen." Wichtiger aber seien die Inhalte: "Bitte reden Sie noch mal darüber, worüber am 24. September entschieden wird."

© SZ vom 26.08.2017 / henz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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