Bayreuth:Debattenkultur

Lesezeit: 2 min

Die Bayreuther Bürger entscheiden am Sonntag über die Zukunft ihrer Stadthalle

Von Katja Auer, Bayreuth

Bayreuth versteht sich als Kulturstadt, keine Frage, schließlich gibt es dort die Wagner-Festspiele, die der Stadt immer noch überregionale Bekanntheit garantieren, auch wenn deren Strahlkraft über die Jahre ein bisschen matter geworden ist. Aus der glanzvollen Zeit der Markgräfin Wilhelmine sind Bayreuth ein paar prächtige Bauten geblieben, darunter das Markgräfliche Opernhaus, das heute Weltkulturerbe ist. Und gerade wurde die Landesgartenschau mit dem klangvollen Namen "Musik für die Augen" eröffnet.

Dennoch fürchten manche, dass es am Sonntag vorbei sein könnte mit der Kulturstadt. Dann nämlich, wenn die Initiatoren eines Bürgerentscheids diesen für sich entscheiden, die eine günstigere Sanierung der Stadthalle fordern, als sie von der Stadt geplant ist. 54 Millionen Euro soll die Rundum-Ertüchtigung der ehemaligen Markgräflichen Reithalle kosten, die aus der Stadthalle ein zeitgemäßes multifunktionales Kultur- und Tagungshaus machen soll. Zu teuer, findet Bernd Abele, deswegen hat er den Bürgerentscheid angestoßen. "Wir wollen die Sanierung", sagt er, "logisch." Aber eben bedarfsgerecht und bezahlbar und das seien die Pläne nicht. Zumal Bayreuth ohnehin knapp bei Kasse ist.

Gerade erst hat die Regierung von Oberfranken den Haushaltsplan von 2016 nur unter Auflagen genehmigt, und im nächsten Jahr muss die Stadt ein Konsolidierungskonzept vorlegen. Unter diesen Umständen sei die Sanierung in dieser Form verantwortungslos, sagt Abele. Außerdem liege weder ein schlüssiges Nutzungskonzept noch ein Betriebskostenplan vor.

Die Diskussion um die Stadthalle kommt nicht überraschend, sie reicht bald 20 Jahre zurück. Der historische Bau aus dem 18. Jahrhundert wurde 1965 als Kultur- und Tagungszentrum eröffnet. Längst schon hätte saniert werden müssen, aber dann gab es Pläne für ein neues Kongresszentrum auf dem Gelände der Maisel-Brauerei, das die Stadthalle entlastet hätte, weil dann eine Multifunktionshalle existiert hätte. Als das Vorhaben allerdings platzte, fiel der Stadt das Problem erneut vor die Füße. Tatsächlich gibt es in Bayreuth keinen vergleichbaren Bau, in dem sowohl Konzerte, Theater wie auch Tagungen stattfinden könnten. Das Festspielhaus auf dem Grünen Hügel ist den Wagner-Opern vorbehalten und wird selbst gerade saniert. Ebenso wie das Markgräfliche Opernhaus, das danach eher ein Museum mit gelegentlichen Konzerten sein wird als eine dauerhaft bespielte Bühne. Ein eigenes Theater hatte Bayreuth nie, das Geld, das anderswo für ein Ensemble oder ein eigenes Orchester ausgegeben wird, steckt im städtischen Anteil an den Wagner-Festspielen. So finden in der Stadthalle Gastspiele statt, zum Beispiel vom Theater aus Hof. Noch, denn bei einer Sanierung wäre jahrelang geschlossen. Dann werden Busse zu Veranstaltungen nach Hof eingesetzt, um die Leute bei Laune zu halten.

Gerade erst kippten die Bürger bei einem anderen Entscheid die Idee, eine Ausweichspielstätte in der Rotmainhalle einzurichten. Damit hatten die Verantwortlichen im Rathaus nicht gerechnet, nun will niemand Prognosen für den Sonntag wagen. Damit die Kultur in Bayreuth eine Zukunft hat, brauche es die große Lösung für die Stadthalle, sagt Baureferent Hans-Dieter Striedl. Dass die Sanierung ein Kraftakt werde, bestreitet er nicht, über fünf Haushaltsjahre sollen die Investitionen gestreckt werden. Außerdem sei Bayreuth auf Zuschüsse angewiesen. Dennoch seien die Pläne nicht leichtsinnig. Gemacht werden müsse ohnehin etwas, sagt Striedl, alleine die Bauschäden zu reparieren würde um die 40 Millionen Euro kosten. "Wenn wir das nicht auch für eine Verbesserung der Funktion nutzen, wäre das ein Schildbürgerstreich", sagt er.

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: