BayernLB:Milliardengeschäft auf die Schnelle

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Es musste schnell gehen: Wie die Landesbank die Hypo Alpe Adria kaufte und privaten Investoren zu einem schönen Gewinn verhalf.

Klaus Ott

Schnell musste es gehen, ganz schnell sogar, als die bayerische Landesbank im Frühjahr 2007 eines der größten Geschäfte in ihrer Geschichte abschließen wollte. Der damalige Vorstandschef Werner Schmidt und seine Kollegen waren fest entschlossen, kräftig zu expandieren.

Die bayerische Landesbank kaufte die österreichische Finanzgruppe Hypo Alpe Adria als "strategische Anreicherung". (Foto: Foto: Seyboldt Press)

Auch die CSU-Regierung und deren Vertreter im Aufsichtsgremium der BayernLB, dem Verwaltungsrat, wollten nach mehreren gescheiterten Anläufen aus ihrem Sparkassen-Zentralinstitut endlich eine internationale Großbank machen. Es wäre "für den Ruf der Bank erheblich negativ, wenn die BayernLB erneut und wiederholt ...nicht zum Zuge käme", klagte ein Mitglied des Verwaltungsrats in einer Sitzung vom März 2007. So steht es im Protokoll.

Landesbank und Regierung griffen also ganz schnell zu, als sich die Gelegenheit bot, die österreichische Finanzgruppe Hypo Alpe Adria zu kaufen. Das von Kärnten aus vor allem auf dem Balkan agierende Institut sollte eine "strategische Anreicherung" sein.

Am 19. April 2007 votierte der Vorstand der BayernLB bei einer Sondersitzung für die Übernahme der Balkan-Bank, trotz dort vorhandener "organisatorischer Mängel" und "nicht abschätzbarer Risiken". Diese und weitere Details hat die von Finanzminister Georg Fahrenschon bei der Landesbank eingesetzte Wirtschaftsprüferin Corinna Linner in einem monatelang unter Verschluss gehaltenen Bericht notiert. Jenem Bericht, den der CSU-Minister erst herausrückte, als das brisante Papier den Grünen anonym zugespielt worden war.

Was Linner über den Erwerb der Hypo Alpe Adria zusammengetragen hat, bringt die Landesbank, die Regierung und die CSU schwer in Bedrängnis; auch wenn Linner ihre Rügen später zurückgezogen hat. Die Übernahme der Balkan-Bank war ein fragwürdiges Geschäft, das die BayernLB und den Freistaat heute viele Milliarden Euro kostet. Verdient haben offen nur private, ohnehin vermögende Investoren, denen die Landesbank offenbar großzügig zu einem schönen Profit verholfen hat.

Nachdem Vorstandschef Schmidt und dessen Kollegen die Übernahme der Hypo Alpe Adria am 19. April 2007 gutgeheißen hatten, sollte der Verwaltungsrat bereits einen Tag später zustimmen. Und das, wie Linner berichtet, auf der Basis von erst an diesem Tag vorgelegten Unterlagen. Die Wirtschaftsprüferin rügt den "hohen Zeitdruck".

Der seinerzeitige Finanzminister Kurt Faltlhauser sei jedoch nicht einverstanden gewesen. Daraufhin sei das Geschäft von den Verwaltungsräten drei Tage später mit einem "Umlaufbeschluss" genehmigt worden. Einer, der damals beteiligt war, bezeichnet dieses Vorgehen im Nachhinein als "ungewöhnlich". Solch wichtige Dinge entscheide man normalerweise bei einer Sitzung.

Zwei alte Bekannte an einem Tisch

Etwas ungewöhnlich war wohl auch die Art und Weise, wie reiche Privatleute und Investmentfonds an der Expansion der BayernLB verdienten. Ende 2006 war der Vermögensverwalter Tilo Berlin mit einigen seiner Klienten bei der Hypo Alpe Adria eingestiegen, mit einer Beteiligung von etwa neun Prozent und einer Option auf den Erwerb weiterer 16 Prozent. Ein paar Wochen später begannen die Übernahme-Verhandlungen mit der BayernLB, und in deren Verlauf saßen zwei alte Bekannte mit am Tisch.

BayernLB-Chef Schmidt und Berlin arbeiteten früher bei der Landesbank Baden-Württemberg. Als sie jetzt wieder miteinander zu tun hatten, gab es ein Problem, das der Vorstand der BayernLB Anfang April 2007 wie folgt besprach und löste: Berlins Vermögensverwaltungsgesellschaft Berlin & Co müsse bis spätestens 30. Juni 2007 die zweite Tranche in Höhe von 16 Prozent bezahlen, die sie an der Hypo Alpe Adria erwerben und dann ebenso wie die bereits gekauften neun Prozent an die Landesbank weiterreichen wolle. Dafür gewähre man Berlin & Co eine "Zwischenfinanzierung". So ist das in Linners Bericht nachzulesen.

Aus heutiger Sicht ein Fehler

Mit anderen Worten: Die Landesbank soll Berlin & Co einen hohen Kredit gegeben haben, damit der Vermögensverwalter mit seinen Klienten Anteile an der Hypo Alpe Adria kaufen und anschließend mit einem hohen Aufschlag an die BayernLB weiterverkaufen konnte. Berlin und Partner investierten, offenbar mit Hilfe der Landesbank, an die 700 Millionen Euro in die Hypo Alpe Adria. Und sie bekamen dafür am Ende mehr als 800 Millionen Euro von der BayernLB. Und das in weniger als einem Jahr.

Die Landesbank äußert sich dazu nicht, weil die Münchner Staatsanwaltschaft in dieser Sache ermittelt. Tilo Berlin war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Insider erzählen, ohne Berlins Hilfe hätte die BayernLB die Hypo Alpe Adria nicht kaufen können. Fahrenschon sagt, aus heutiger Sicht sei der Kauf ein Fehler gewesen.

© SZ vom 05.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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