BayernLB:Kassensturz im Hinterzimmer

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Viele wussten vieles über die Lage der bayerischen Landesbank - nur das Parlament wusste nichts.

Kassian Stroh, Klaus Ott und Thomas Fromm

Am 31. Januar lud der bayerische Sparkassenpräsident Siegfried Naser eine kleine Runde zu sich: Die sieben Bezirksobleute seines Verbandes, dazu die Chefs der Großsparkassen von München, Nürnberg und Augsburg.

Unklare Geschäftslage: Eingang der Bayerischen Landesbank in München (Foto: Foto: ddp)

Thema war die Situation der bayerischen Landesbank (BayernLB), die mit riskanten US-Immobilienkrediten spekuliert hatte. Konkrete Zahlen soll Naser an jenem Tag nicht genannt haben, heißt es aus Teilnehmerkreisen, gleichwohl sei klar gewesen, "dass die bisher genannte Größenordnung nicht mehr haltbar ist und es um mehr als um ein paar hundert Millionen Euro geht". Denn bis dato hatte die BayernLB nur Verluste von 100 Millionen Euro eingeräumt.

Die Skepsis der Sparkassen-Vertreter bestätigte sich vier Tage später, als die Truppe nach New York in die dortige BayernLB-Niederlassung reiste, um zu sehen, wie es um die Kredit-Engagements in den USA stehe. Davon berichtet ein Verwaltungsrat einer größeren Sparkasse. Das Ergebnis in New York war: Im Vergleich zu anderen Banken habe man zwar bessere Papiere und Kredite in den Büchern stehen, das nütze aber nichts, weil man "das Zeug auf dem US-Markt nicht los wird".

Ein ungefähres Bild

Vier Milliarden Euro hat die BayernLB in riskante Papiere investiert, auf 1,9 Milliarden Euro taxiert sie inzwischen die Abschreibungen und Risiken. Diese Zahlen gab sie vergangene Woche bekannt.

Dass es nicht bei den zunächst genannten 100 Millionen Euro bleiben würde, das wussten viele Leute - nur der bayerische Landtag erfuhr davon nichts. Noch am 12. Februar nannte Finanzminister Erwin Huber, der alternierend mit Naser dem Aufsichtsgeremium der BayernLB vorsitzt, im Haushaltsausschuss des Landtags keine Zahlen, weil es keine "belastbaren" gebe.

Zumindest ein ungefähres Bild der Lage aber hätte er haben können. Aus Bankenkreisen heißt es, Huber solle seit dem Herbst jede Woche über die geschätzten Belastungen informiert worden sein. Allerdings habe es sich nicht um Gewinn- und Verlustzahlen gehandelt, sondern nur um den jeweiligen Stand des mit insgesamt 32 Milliarden Euro angegeben Portfolios.

An jenem 12. Februar saßen vormittags die Bezirksobleute des Sparkassenverbands in der Münchner Zentrale noch einmal mit Naser zusammen. Die weitere Vorgehensweise wurde besprochen. Naser wollte in der letzten Februarwoche, also vor den Kommunalwahlen am 2.März, die Sparkassen in ganz Bayern über den Ernst der Lage informieren. "Wir haben die Kommunalpolitiker aber nicht eingeladen", sollen einzelne Obleute daraufhin gesagt haben. "Dann macht das noch", soll Naser erwidert haben.

Ahnungsloser Landtag

Sparkassenvertreter und Kommunalpolitiker aus dem ganzen Land sollten also noch im Februar erfahren, wie es um die Landesbank steht. Nur der Landtag und die Öffentlichkeit sollten offensichtlich weiterhin ahnungslos bleiben. Finanzminister Erwin Huber verwies an jenem Tag im Landtag noch einmal auf die Bilanz der BayernLB, die Ende April vorgelegt werde.

Gleichzeitig tagte an jenem 12. Februar seit neun Uhr der BayernLB-Vorstand und beschloss irgendwann im Laufe des Tages, entgegen der bisherigen Informationspolitik nun doch mit Zahlen an die Öffentlichkeit zu gehen. Huber will davon erst erfahren haben, als er den Landtagsausschuss verließ. Den Vorwurf, die Wahrheit vertuscht zu haben, weist er zurück. Als Beleg führt er an, dass er schon am 23. Januar vor einer Runde von Journalisten gesagt hatte, dass es bei der BayernLB wohl einen erhöhten Korrektur- und Abschreibungsbedarf geben werde.

© SZ vom 21.02.2008/bavo/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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