Bamberg:Hilfeschrei aus Franken

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Große Teile der Autoindustrie stecken in der Krise - was das heißt, zeigt sich exemplarisch in Bamberg

Von Maximilian Gerl, Bamberg

Flehentlich klingt das Gesuch aus Franken. Von schwierigen Entwicklungen ist die Rede, von "namhaften Unternehmen", die "in eine ungewisse Zukunft" blickten. "Wir bitten Sie, die schwierigen Entwicklungen in der Region mit zu begleiten", so endet der offene Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Unterzeichnet haben: der OB der Stadt Bamberg, Gewerkschafter der Firmen Bosch, Michelin und Schaeffler sowie ein örtlicher Bundestagsabgeordneter.

Der Brief steht exemplarisch dafür, was Unternehmer, Gewerkschafter und Politiker derzeit nicht nur in Franken umtreibt. Teile der Autoindustrie stecken in der Krise - und damit auch viele Zulieferer. Die verdienten zwar in der Vergangenheit oft gut mit ihren hoch spezialisierten Produkten. Doch der Wandel in der Branche hin zu neuen Antriebsarten stellt etablierte Geschäftsmodelle in Frage.

Die Auswirkungen lassen sich in und um Bamberg beobachten. In der Region wird seit Monaten über Werksschließungen diskutiert. Zulieferer wie Brose, Michelin, Bosch oder Schaeffler haben angekündigt, Tausende Stellen zu streichen. Bereits im Oktober 2019 hatten die Bamberger darum ihr Hilfsgesuch nach Berlin geschickt. Nur hatte davon kaum jemand Notiz genommen - bis der Bayerische Rundfunk zu Beginn dieser Woche darüber berichtete, der offene Brief quasi auch öffentlich wurde. Und die Sorgen bestehen ja fort. Mehr als 20 000 Menschen in der Region leben direkt oder indirekt vom Auto, rund 40 Unternehmen beliefern direkt oder indirekt die Autoindustrie. Sollten all diese Arbeitsplätze plötzlich wegfallen, stünden Bamberg harte Zeiten bevor.

Die gute Nachricht: Seit die Franken ihren Brief abgeschickt haben, hat sich durchaus Positives getan. Zum Beispiel hat Bosch angekündigt, den Bamberger Standort bis 2026 halten zu wollen. Die schlechte Nachricht: Es bedürfte mehr solcher guten Nachrichten, um der Krisenstimmung beizukommen. Dabei sind inzwischen sogar umfangreiche Hilfen angekündigt, freilich nicht exklusiv für Bamberg. So will die Staatsregierung bayernweit unter anderem 115 Millionen Euro in die Technologieförderung stecken, um Unternehmen bei der Entwicklung neuer Produkte zu unterstützen. Weitere 77,7 Millionen Euro sollen in die Weiterbildung für Beschäftigte in der Autobranche fließen. Mehr Anstrengungen hatten hier vor allem Gewerkschafter gefordert. In Bamberg hat man gewissermaßen ein eigenes Maßnahmenpaket aufgesetzt. Man unterstütze die Zulieferer in ihrem aktuellen Transformationsprozess, teilt ein Stadtsprecher mit. Zudem setze man seit Jahren auf eine "Diversifikation der Unternehmenslandschaft": Im Fokus der städtischen Wirtschaftsförderung stünden unter anderem die Zukunftsbranchen IT und Gesundheit.

© SZ vom 10.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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