Augsburg:Lebenslang gefordert für Prostituiertenmord

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Mehr als 25 Jahre nach dem Gewaltverbrechen an einer Augsburger Prostituierten hat die Staatsanwaltschaft eine lebenslange Haftstrafe für einen 50-jährigen Mann gefordert. Die Tat sei als Mord zu bewerten, der nicht verjähre, sagte Anklägerin Martina Neuhierl am Montag in dem Verfahren vor dem Landgericht Augsburg. Die beiden Verteidiger des Angeklagten verlangten hingegen einen Freispruch. Die Strafkammer will das Urteil am 12. April verkünden.

Obwohl der 50-Jährige im Prozess zu den Vorwürfen geschwiegen hatte, sah die Staatsanwältin ihn wegen der Indizien als überführt an. So sei an mehreren Stellen der Kleidung des Opfers DNA des Angeklagten nachgewiesen worden. Neuhierl sprach von einer "prägnanten Spurenlage". Dabei habe der Mann bei der Polizei ausgesagt, dass er die Prostituierte gar nicht gekannt habe.

Neuhierl betonte, dass der Angeklagte "ohne Zweifel ein Freier" gewesen sei, der in der Tatnacht Ende September 1993 Sex mit der damals 36 Jahre alten Frau gehabt habe. Dass der Mann damals ein Kunde der Prostituierten war, räumen auch dessen Verteidiger ein. "Was Sie, Frau Staatsanwältin, sagen, ist möglich, aber nicht wahrscheinlich", erwiderte Anwalt Klaus Rödl den Mordvorwurf. Die Indizienlage reiche für eine Verurteilung nicht aus, begründete er die Forderung nach einem Freispruch.

Die Prostituierte hatte Anfang der Neunzigerjahre auf dem Augsburger Straßenstrich gearbeitet. Dort war sie vermutlich von einem Freier erwürgt worden. Nach dem Gewaltverbrechen war die Leiche nach Gessertshausen im Landkreis Augsburg gebracht worden, etwa 15 Kilometer vom Tatort entfernt. Dort hatte der Täter die Tote an der Bahnlinie Augsburg-Ulm abgelegt.

Die Kriminalpolizei hatte vor wenigen Jahren den ungeklärten Mordfall nochmals aufgerollt und den nun angeklagten Mann Ende 2017 wegen neuer DNA-Spuren nach fast einem Vierteljahrhundert festgenommen. Seit einigen Jahren arbeitet die Kriminalpolizei in ganz Deutschland verstärkt daran, ungeklärte Mordfälle (sogenannte Cold Cases) zu lösen. In einigen Städten, beispielsweise in Nürnberg, wurden dafür sogar spezialisierte Cold-Cases-Einheiten gegründet.

© SZ vom 02.04.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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