Arbeitsmarkt:Bester Dezember seit gut 20 Jahren

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Die Arbeitslosenquote sinkt im Vergleich zu 2015 auf 3,3 Prozent

Von Maximilian Gerl, Nürnberg/München

Der bayerische Arbeitsmarkt zeigt sich auch zum Jahreswechsel stabil und aufnahmefähig. Die Arbeitslosenquote lag im Dezember 2016 bei 3,3 Prozent. Damit waren exakt 234 626 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind rund 6200 Menschen mehr als noch im November. Wichtiger aber, weil langfristiger, ist der Blick von Jahr zu Jahr: Gegenüber dem Dezember 2015 sank die Quote nämlich um 0,1 Prozentpunkte. "Seit den Neunzigerjahren war die Situation im Dezember noch nie besser", sagte Arbeitsministerin Emilia Müller (CSU) am Dienstag. "Ausnahmslos in jedem Monat des Jahres 2016 lag die Arbeitslosenquote in Bayern unter dem Wert des Vorjahres." Bei der Arbeitsagentur in Nürnberg wertet man die Zahlen als Zeichen der guten konjunkturellen Lage in Bayern. "Wir sehen optimale Bedingungen, die in 2017 anstehenden Herausforderungen zu meistern", so Ralf Holtzwart, Geschäftsführer der Regionaldirektion Bayern der Arbeitsagentur.

Zu den größten Herausforderungen zählt die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Im Dezember waren etwa 14 300 von ihnen in Bayern arbeitslos gemeldet, 240 weniger als noch im November. Allerdings stieg gleichzeitig die Zahl der arbeitslosen Asylsuchenden an, die nicht aus Europa kommen: nämlich auf fast 17 000 Menschen. Das sind 88 Prozent mehr als im Dezember 2015. Die Regionaldirektion Bayern nennt als einen Grund die "schnelle Anerkennungspraxis des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge". Außerdem arbeiten relativ viele Flüchtlinge als Helfer in befristeten Jobs. Die Regionaldirektion will daher für 2017 das sogenannte Kooperationsmodell ausbauen. Berufsbegleitende Weiterbildungen sollen mehr Geringqualifizierten einen Berufsschulabschluss ermöglichen. "Neu ist, dass wir im Rahmen des Kooperationsmodells auch nach einer Abmeldung in Arbeit oder in Ausbildung konsequent die Entwicklung der Fachkraft begleiten können", sagte Holtzwart. "Damit stärken wir ein Angebot, das allen Menschen unabhängig der Nationalität offensteht."

Matthias Jena vom Deutschen Gewerkschaftsbund in Bayern reichen die Maßnahmen noch nicht: 2017 werde sich die Anzahl der Menschen in der Grundsicherung erhöhen, weil in den kommenden Monaten zahlreiche Asylverfahren abgeschlossen würden, warnt er. "Die eine oder andere sporadische Flüchtlingsintegrationsmaßnahme oder das nächste Praktikum ist zu wenig. Was wir brauchen, ist eine Investition in die Köpfe sowie dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsmöglichkeiten."

Eine andere Herausforderung ist der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit. Noch im Januar werden weitere 13 Jobcenter in Bayern am Bundesprogramm "Soziale Teilhabe" teilnehmen. Das Programm richtet sich explizit an Langzeitarbeitslose. Wer etwa gesundheitliche Einschränkungen hat, die den Weg zurück in den Job erschweren, soll zusätzliche Unterstützung erhalten. Im vergangenen Jahr standen dem Freistaat dafür 600 von 1800 beantragten Plätzen zu. Jetzt erhält Bayern noch einmal 599 Plätze.

© SZ vom 04.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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