Altenheim:Pflege-Prüfer stellten Mängel fest

Nach den ungeklärten Todesfällen in einem Altenheim in Unterfranken haben die Krankenversicherungsprüfer Kritik an ihrer Arbeit zurückgewiesen. Die "Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf" in Untermerzbach sei in den vergangenen drei Jahren fünfmal geprüft worden. "Die veröffentlichten Prüfberichte wiesen jedes Mal auf manifeste pflegerische Defizite hin", sagte die oberste Ärztin des Bereichs Pflege beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) Bayern, Ottilie Randzio, am Freitag in Würzburg. Vom gesetzlichen Prüfauftrag her sei es nicht möglich, strafrechtliche Verfehlungen zu erkennen.

In dem Heim im Landkreis Haßberge sollen Senioren wegen schlechter Versorgung gestorben sein. Im November waren zwei leitende Angestellte unter Totschlagsverdacht festgenommen worden.

Der MDK habe bei seinen Prüfungen die Ernährung und das Wundliegen von Patienten kritisiert, erklärte Randzio. Zudem sei der Einrichtung ein nicht bedarfsgerechter Umgang mit Medikamenten attestiert worden. Ehemalige Mitarbeiter hatten zuvor Vorwürfe erhoben, die Heimleitung habe Bewohner mit Psychopharmaka "ruhiggestellt". Auch die Heimaufsicht fand bei einer ihrer Prüfungen Psychopharmaka, die keinem Bewohner zugeordnet werden konnten, berichtete das Gesundheitsministerium.

Randzio forderte ein anonymisiertes Fehlermeldesystem, in dem Pfleger Mängel melden könnten: "Wenn wir das gehabt hätten, wären wir garantiert nicht da, wo wir stehen im Fall Gleusdorf." Der MDK ist als unabhängige Institution für die Qualitätsprüfung der Pflegeheime zuständig. Zu Ermittlungen, Beweissicherungen oder verdeckten Operationen sei er nicht befugt, so Randzio. Die Prüfer dürften ohne Zustimmung der Leitung nicht einmal das Haus betreten.

© SZ vom 10.12.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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