Ärger mit dem Bayerischen Rundfunk:Hoppenthaller im Abseits

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Die FDP fordert seinen Rücktritt: Wolfgang Hoppenthaller, Chef der bayerischen Hausärzte, wollte über die CSU Einfluss auf einen Beitrag des BR nehmen - Mitglieder des Rundfunkrats sind entsetzt.

K. Auer und C. Tieschky

Die FDP hat ihre Rücktrittsforderung an Wolfgang Hoppenthaller, den Chef der bayerischen Hausärzte, bekräftigt. Der Mediziner hatte Ministerpräsident Horst Seehofer und Gesundheitsminister Markus Söder schriftlich gebeten, beim Bayerischen Fernsehen zu intervenieren. Hoppenthaller fühlte sich in einem Bericht der Sendung "Geld und Leben" falsch dargestellt.

Forderte eine staatliche Einflussnahme auf den Bayerischen Rundfunk: Wolfgang Hoppenthaller, Chef der bayerischen Hausärzte. (Foto: ddp)

FDP-Generalsekretärin Miriam Gruß kritisierte diesen versuchten Eingriff in die Pressefreiheit am Donnerstag scharf. "Wenn ein Verbandschef seinen Parteifreund und Ministerpräsidenten auffordert, kritischen Journalisten einen Maulkorb zu verpassen, ist das Maß endgültig voll", sagte sie.

Auch Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der dem Rundfunkrat angehört, kritisierte Hoppenthaller. "Eine staatliche Einflussnahme auf den Bayerischen Rundfunk gibt es nicht und darf es auch nicht geben", sagte er. Wer einen Verstoß gegen journalistische Grundsätze festzustellen meine, der könne sich an den Rundfunkrat wenden.

Auch andere Mitglieder des Aufsichtsgremiums reagierten irritiert. Vorsitzender Bernd Lenze betonte ebenfalls die Zuständigkeit seines Gremiums. "Wenn Herr Hoppenthaller sich erkundigt hätte, hätte er vielleicht den Brief an mich geschrieben", sagte er. Inge Aures (SPD) attestiert Hoppenthaller "eine sehr eigenwillige Auffassung von Pressefreiheit". Ihm gehe es "offenbar grundsätzlich darum, dass der Ministerpräsident Einfluss auf die Art der Berichterstattung nehmen soll".

Der frühere DGB-Landeschef Fritz Schösser, ebenfalls Mitglied im Rundfunkrat, sagte: "Wie immer, wenn er als Lobbyist poltert, verkennt Wolfgang Hoppenthaller die Realitäten relativ schnell." Aus Erfahrung wisse er, "dass man ab und zu mal mit der Faust auf den Tisch hauen muss, aber man muss differenzieren und wissen, wann man im Recht ist und wann nicht".

Ministerpräsident Horst Seehofer hat den Brief inzwischen gelesen. Er achte selbstverständlich die Pressefreiheit, heißt es aus der Staatskanzlei. Man darf also davon ausgehen, dass er nicht beim BR-Intendant in Sachen Hoppenthaller vorstellig werden wird.

© SZ vom 06.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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