VW Käfer von Memminger:Wie aus einem Schrotthaufen ein perfekter Käfer wird

Die meisten Autos, die Memminger restauriert, wurden vom Rost zerfressen. Um daraus einen neuwertigen VW zu machen, ist viel Arbeit und Geld nötig.

Von Thomas Harloff

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(Foto: Thomas Harloff)

Georg Memminger senior, 66, restauriert seit 2000 alte VW Käfer. Was für den damaligen Stahlbauer einst im Privaten begann - das erste Cabrio fertigte er für seine Ehefrau -, ist heute ein einträgliches Geschäft. Seine beiden Werkshallen in Reichertshofen, gelegen zwischen München und Ingolstadt, verlassen pro Jahr zwischen zehn und 15 vollrestaurierte Käfer.

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(Foto: Memminger Feine Cabrios & Stahlbau GmbH)

Damit fängt es meist an. Vom weitgehend verrosteten Restaurationsobjekt bleibt kaum etwas übrig. In diesem Fall ist es nur wenig mehr als der Windschutzscheibenrahmen samt A-Säule, die hinteren Seitenteile, Fragmente der Verdeckkonstruktion und der Mittelträger (im Vordergrund). Der ist besonders wichtig, denn hier ist die Fahrgestellnummer eingestanzt. Nur wenn diese erhalten bleibt, bleibt der Käfer ein Oldtimer und kommt für ein H-Kennzeichen infrage.

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(Foto: Memminger Feine Cabrios & Stahlbau GmbH)

Den Käfer, der als Basis für die Restauration dient, können die Kunden selbst mitbringen. Memminger hat in seinen Hallen aber auch selbst zahlreiche Autos gelagert, die später in mühevoller Kleinarbeit wieder aufgebaut werden. Viele sind schon weitgehend zerlegt oder von selbst zerfallen, andere sehen äußerlich noch ganz gut aus. Doch dieser Eindruck ist meist ein anderer als der, der sich unter dem Blech bietet.

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(Foto: Thomas Harloff)

Zuerst kümmern sich Memmingers Mitarbeiter um die Karosserie. Viele Teile wie die Kotflügel aus GFK-Kunstoff oder die Querwand, Heizkanäle, Seitenteile und Türen aus verzinktem Stahlblech entstammen der eigenen Produktion. Die meisten Pressen und Werkzeuge hierfür hat Memminger selbst entwickelt. Erst nachdem die Karosserie vollständig zusammengebaut wurde, nimmt der Lackierer seine Arbeit auf.

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(Foto: Thomas Harloff)

Parallel lässt Memminger die Motoren überholen - nach strengen Vorgaben und von spezialisierten Prototypenherstellern, die auch für die Auto- und Tuning-Industrie arbeiten. Drei Motorvarianten bietet die Firma an: den Vergasermotor mit 50 PS, das Typ-1-Einspritzertriebwerk mit 100 PS und den Typ-4-Motor mit 2,7 Litern Hubraum, der in seiner Normalausführung auf etwa 185 PS kommt.

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(Foto: Thomas Harloff)

Im weitläufigen Lager hortet Memminger alles, was er für seine Käfer braucht. Hunderte Türen ebenso wie Lenkräder, Ventile, Kolben und Kurbelwellen bis hin zu den Felgen. Hier führen er und sein Sohn, Georg junior, auch ihre Kunden durch - und zeigen an strategisch sinnvollen Stationen, warum ihre Eigenentwicklungen günstigen Repro-Teilen vom Nachrüst-Markt überlegen sind.

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(Foto: Thomas Harloff)

Georg Memminger junior ist der Herr über das Lager und die Werkstatt. Der 31-Jährige ist Kfz-Meister und Betriebswirt des Handwerks und wird die Firma in einigen Jahren übernehmen. Kurz bevor steht sein Wechsel von der Garage ins Büro allerdings nicht: "Mein Sohn hat mir erlaubt, noch bis 70 arbeiten zu dürfen", sagt Memminger senior.

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(Foto: Thomas Harloff)

Die Kunden stellen ihre Käfer individuell zusammen. Das Prozedere beginnt in einigen Schauräumen, in denen sie beispielsweise die Außen- und die Lederfarbe aufeinander abstimmen. Kunstleder oder echte Tierhäute? Dicke oder dünne Teppiche? Großes oder kleines Lenkrad? Rücksitze mit Federkern oder ohne? Optionen gibt es viele, und die richtige Entscheidung dürfte nicht leicht fallen.

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(Foto: Memminger Feine Cabrios & Stahlbau GmbH)

Im Falle des Testwagens wurde es ein Cabrio in der Lackierung "Oakgrün Metallic" mit brauner Lederausstattung. Er rollt auf 15 Zoll großen ATS-Felgen, hat ein Fahrwerk mit speziell abgestimmten Bilstein-Dämpfern und ein CD-/Navigationsradio. Bis ein Käfer in diesem Zustand aus der Werkstatt rollt, dauert es zwischen sechs und acht Monate. Etwa 80 Prozent der von Memminger restaurierten Volkswagen sind Cabrios.

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(Foto: Memminger Feine Cabrios & Stahlbau GmbH)

Als Motor kommt die 100 PS starke Typ-1-Variante zum Einsatz. Der Motor überzeugt mit lebhafter Gasannahme und lockerleichter Drehfreude bis über 4500 Touren hinaus. Aber auch schaltfaules Cruisen ist möglich: Schon ab 1500 Umdrehungen bietet der Vierzylinder-Boxer mindestens 150 Newtonmeter an. Das Drehmoment-Maximum von fast 200 Newtonmetern erreicht er bei 2600 Umdrehungen.

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(Foto: Memminger Feine Cabrios & Stahlbau GmbH)

Handwerkliche Perfektion zeichnet den Innenraum aus. Jedes Detail ist präzise verarbeitet, jede Naht der Lederausstattung sitzt. Zusatzinstrumente informieren über Drehzahl sowie Öldruck und -temperatur, die Sitze bieten einen ordentlichen Seitenhalt, sind weitreichend verstellbar, bequem - und auf Wunsch beheizt.

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(Foto: Memminger Feine Cabrios & Stahlbau GmbH)

In jedem Memminger Käfer steckt ein hoher konstruktiver und handwerklicher Standard und natürlich viel Arbeit. Dennoch erscheinen die Preise extrem hoch: Ein Exemplar kostet mindestens 87 000 Euro - und das auch nur, wenn der Kunde das Restaurationsobjekt selbst mitbringt und nur die Standardlösungen wählt.

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(Foto: Memminger Feine Cabrios & Stahlbau GmbH)

Ob 1303 Cabrio oder ältere Modelle mit Brezel- und ovaler Heckscheibe, GSR-Sportversion, VW-Porsche 914 oder andere Varianten: Dieses Bild zeigt einen Querschnitt des Memminger-Angebotes. Die Halle hält noch viele Autos bereit, die auf eine Wiederbelebung warten. Allein um die 200 Käfer verbergen sich darin. Hinzu kommen noch viele andere Autos, die meisten von ihnen aus dem VW/Audi/Porsche-Universum. Das ist aber eher das Privatvergnügen der Memmingers.

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(Foto: Thomas Harloff)

In Memmingers Hallen entstehen Autos, die sich fahren wie ein dynamisches Modell aus den Neunziger- oder Nullerjahren. Denn so schnell und direkt war kein einziger Käfer damals, aber auch nicht so sparsam und sicher. Obwohl das viel Spaß macht und der röchelnde, knatternde und schnatternde Sound dem Vorbild ziemlich nahe kommt, spürt man dem wahren Kern des Käfer-Kults besser in einem originalgetreuen Exemplar nach.

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