Unterwegs:Strafzettel aus Kinderhand

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Schon mal angehalten worden, weil das Auto zu dreckig war? Unserem Kolumnisten ist genau das passiert. Und am Ende erhält er auch noch einen Strafzettel mit einem liebevollen aber deutlichen Hinweis vom Ordnungshüter-Nachwuchs.

Von Richard Christian Kähler

Das Wetter ist traumhaft, Schwester und Schwager sind mit dem Porsche-SUV, der glücklicherweise einen Benzinmotor hat, aus dem Taunus angereist, und nun gilt es, ihnen die Schönheit der neuen Heimat zu beweisen. Und dafür steuern alle im sänftenartigen Luxuswagen gut gelaunt das "Alte Haus" an, das urgemütliche In-Treff-Landhausrestaurant mitten im legendären Wendland.

Und dann steht da am Straßenrand vor dem rosenumrankten Reetdachhaus ein kleiner Junge mit Warnweste und Leuchtkelle und guckt ernst. Und neben ihm ein noch kleineres Mädchen, und das guckt dann mal wahrhaft finster. Doch aus Vorfreude auf zum Beispiel die fantastischen Spareribs fahren wir kichernd heran an den Randstein halten artig wie bei einer echten Polizeikontrolle an und lassen brav lächelnd das Beifahrerfenster herunter.

"Ja, ja, parken können Sie da hinten", antwortet der Mini-Polizist auf unsere scheinheilig kindertümelnde Frage, ob er uns vielleicht einen Parkplatz zuweisen will. "Aber wir stehen hier, um die Wagen zu kontrollieren." Dann wirft der Kontrolleur einen prüfenden Blick auf den Wagen und erklärt: "Am Sonntag fährt man nicht mit so einem dreckigen Auto herum." Vorwurfsvoll zeigt er auf die Radläufe, die nach ein paar 100 Kilometern rallyesportlich staubgrau gestreift sind.

Und das Mädchen zückt einen Kuli, schreibt kopfschüttelnd etwas auf einen kleinen Notizzettelblock, reißt das Blatt so ruckartig ab wie die gnadenloseste Politesse der Welt und reicht es ihrem Vorgesetzten. Oder ist gar sie der Chef dieser Zwei-Mann- beziehungsweise modernen Eine-Frau-Ein-Mann-Verkehrskontrolle? Und dann kriegen wir den gelben Strafzettel in den Wagen gereicht, und darauf steht, in sorgsam einzelnen Buchstaben, tadelloser Groß- und Kleinschreibung und anrührender Kinderschrift: "D r e c k".

Verdammt. Ja, schon richtig. Nächstes Mal waschen wir den Wagen, bevor wir kommen. Versprochen. Und danke noch mal für den Hinweis!

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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