Unterwegs:Hilflos ausgeliefert

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Schneeglätte? Matschglätte? Eisglätte?In der kalten Jahreszeit heil zu Hause anzukommen, ist alles andere als garantiert. Denn allzu oft zeigt sich in diesen Wochen: Glatteis gibt wirklich erst Ruhe, wenn man flach auf ihm liegt.

Von Richard Christian Kähler

Der Eiswarner im Cockpit piept und blinkt: vier Grad plus. Na und? Doch dann taucht die Elternmahnung von früher wieder auf: "Geh nicht unter einer Brücke durch, auch wenn der Fluss schon fest zugefroren ist!" Heute heißt es umgekehrt: Fahr nicht durch ein Waldstück nach weitem Feld rechts und links und denk dabei, es hätte sich nichts verändert!

Besonders nicht, wenn das Thermometer jetzt bereits um null pendelt.

Und das russische Frostroulette beginnt: Schneeglätte? Matschglätte? Eisglätte? Und plötzlich ist jedes Fahrzeug von der kleinsten Blechkiste bis zum größten Protzklotz gleich wertlos. Gleich nutzlos, gleich gefährlich, ja, gleichsam zum unaufhaltbaren Gegner geworden: Hey, was passiert hier? Und dann kommt diese grässliche Hilflosigkeit, das paralysierende Gefühl des Ausgeliefertseins, wenn weder bremsen noch Gas geben hilft und selbst das hektische Kurbeln am Lenkrad wirkungslos bleibt .

. . Weil die Physik übernommen hat, und deren "autonomes Fahren" zu 100 Prozent zuverlässig den unerbittlichen Naturgesetzen gehorcht. Gummiräder auf Eis finden da nun mal null Halt: Wo keine Reibung, da kein Reifen! Elektronische Assistenten? Pustekuchen. Und beim flehentlichen Stoßgebet im Dahinschlittern kommen selbst überzeugten Fortschrittsgläubigen ernste Zweifel: Regen, Schnee und Eis sind immer noch genauso ungezähmt und wirksam wie vor 100 oder 1000 Jahren.

Der Begriff "Glatteis" scheint zwar so doppelt gemoppelt wie der berühmte weiße Schimmel, aber auch der würde nicht eines seiner vier Beine auf dem Spiegelasphalt halten können. Und dank einer ganzen Glücksengelarmee doch noch heil zu Hause ankommen, um sich auf den letzten Metern zur Haustür mit nur zwei Hufen auf den Pinsel zu legen. Glatteis gibt eben erst Ruhe, wenn man flach auf ihm liegt. Und befindet man sich auf einer Schräge, noch nicht mal dann.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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