Unterwegs:Glück im Pannenpech

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Das treue Pferd unter mir tot, einfach zusammengebrochen. Aber das muss ja nicht das Ende der Heimreise sein.

Von Richard Christian Kähler

Spotz! Peng! Knall! Plötzlich wilde Schießerei aus dem Auspuff, der Motor ruckelt und puckelt und will unter knallendem Protest keine Drehzahl mehr aufnehmen, und das Mechanikerhirn meldet blitzartig: Die Zündung! Extrem verstellt! Ernstes Problem! Und der panisch zuckende Gasfuß lässt den sterbenden Vintage-Vierzylinder doch noch einmal kurz Aufbrüllen unter bestialischen Kanonenböllern und bringt den kleinen Roadster rechts hoch auf den Gehsteig - weg, nur runter von der hektischen Ausfallstraße im Feierabendverkehr.

Und dann geht der Motor mit einer letzten Explosion endgültig aus, und bis auf das stetig vorbeirollende Wagenrauschen herrscht plötzlich sausende Stille im Wageninneren. Was für ein elender Moment: Steige ab, wenn du merkst, dass das treue Pferd unter dir tot ist . . . Einfach zusammengebrochen, die Heimreise hier vorerst zu Ende. Und draußen ist es nass und kalt und dunkel, genau so, wie man es hasst, und man darf mit der Gesamtsituation durchaus unzufrieden sein.

Oder sollte man sich stattdessen lieber freuen, dass man Mitglied in einem Automobilclub ist? Und so etwas Magisches wie ein Smartphone besitzt, mit dem man nicht nur ohne herumirrende Telefonzellensuche im nassen Schwarz da draußen Hilfe rufen kann, sondern sich vorher sogar noch anzeigen lassen, in welcher Walachei man wo eigentlich genau gestrandet ist? Der Zeitpunkt dafür erscheint günstig.

Und dann ist die Notruf-Annahme auch noch freundlich und fix genau wie der zurückrufende Abschleppfahrer ("Halbe Stunde!") Aus der Dunkelheit taucht zudem noch ein hilfsbereiter Oldtimer-Fan wie ein Engel auf. Und werkelt man dann im warmen Warnblinklicht des Schlepp-Lkws zu dritt unter der Kühlerhaube, fühlt man es ganz deutlich: Ja, ein Wagen, der nicht fährt, ist nichts wert. Aber gutgelaunte Menschen, die gebeten oder ungebeten gegen Geld oder auch nur Händedruck und Dank helfen, die sind das belohnende Glück im Pannenpech.

© SZ vom 26.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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