Ungeliebter Biokraftstoff:Autofahrer verschmähen E10

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Der Absatz von E10 steigt zwar leicht, aber durchsetzen kann sich der Biosprit noch nicht. (Foto: dpa)

Mit der Einführung von E10 sollte vor drei Jahren Biokraftstoff in Deutschland vorangebracht werden. Inzwischen ist Ernüchterung eingekehrt. Die Autofahrer halten sich zurück und die Umweltministerin stellt den Sprit auf den Prüfstand.

Der Bio-Kraftstoff E10 mit ist zwar leicht im Aufwind, kann sich an den Tankstellen aber immer noch nicht wirklich durchsetzen. Die Autofahrer tankten im vergangenen Jahr 2,76 Millionen Tonnen E10. Das entspricht einem Zuwachs von 5,4 Prozent, nachdem 2012 noch 2,61 Millionen Tonnen des Super-Kraftstoffs mit zehnprozentigem Bioethanol-Anteil verkauft worden sind. Das teilte der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBE) am Freitag in Berlin mit. Damit erreiche E10 einen Anteil von 15 Prozent am schrumpfenden deutschen Benzinmarkt.

Dieser Wert liegt allerdings weit unter den Erwartungen bei der Einführung des Kraftstoffs vor drei Jahren. Damals war die Mineralölwirtschaft davon ausgegangen, dass E10 als preisgünstigster Kraftstoff auch die meistgetankte Sorte werden würde. Die Autofahrer ziehen jedoch das Superbenzin E5 mit fünf Prozent Anteil aus Pflanzenproduktion vor.

Die Angst des Verbrauchers

Zunächst schürten Medien und Autoclubs Zweifel an der technischen Leistungsfähigkeit von E10. Viele Autofahrer sorgten sich, dass E10 ihren Fahrzeugen schaden könnte. Diese Befürchtungen sind mittlerweile weitgehend ausgeräumt, doch gilt E10 in der öffentlichen Wahrnehmung weder als umweltfreundlich noch als hochwertig. Das Image ist belastet durch eine mögliche Konkurrenz zwischen Nahrungsmittel- und Energieproduktion sowie Eingriffe in hochwertige Naturräume, um Energiepflanzen anzubauen.

Die Mineralölbranche hat ihre Erwartungen an E10 längst korrigiert. "Vor einem Jahr habe ich geglaubt, E10 setze sich wegen des Preisvorteils durch", sagte vor kurzem Aral-Chef Stefan Brok. "Das sieht nicht mehr so aus." Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) äußerte sich zurückhaltend. "Wir bieten E10 bundesweit flächendeckend an", sagte Hauptgeschäftsführer Klaus Picard in Berlin. "Damit hat der Tankstellenkunde die uneingeschränkte Wahlmöglichkeit, und wir respektieren seine Entscheidung."

Auch in der Politik ist die Begeisterung für den vermeintlich nachhaltigen und umweltfreundlichen Sprit aus Pflanzen längst geschwunden. Es gebe ernste Hinweise, dass Biokraftstoffe am Ende eine schlechtere Ökobilanz aufwiesen, sagte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) vor wenigen Tagen. Von daher seien die Ausbauziele der EU für den Verbrauch von Biokraftstoffen auf den Prüfstand zu stellen.

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