Tag gegen den Lärm:Laut, lauter, Alltag

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Krach nervt und macht krank: Am "Tag gegen Lärm" verspricht Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer deswegen neue Lärmschutzmaßnahmen an Autobahnen und Bundesstraßen.

Günther Fischer

Rund 60 Prozent der deutschen Bevölkerung fühlt sich durch Straßenverkehrslärm belästigt und fast jeder Dritte durch Fluglärm. Auch auf den Baustellen ist Lärm allgegenwärtig: Bohrhämmer bei Abbrucharbeiten, Maschinen beim Bearbeiten von Natursteinen, Verdichtungsgeräte beim Straßenbau, Schlagbohrer bei Befestigungsarbeiten und vieles andere. Lärm gehört damit zu den größten Umweltproblemen in unserem dichtbesiedelten und verkehrsreichen Land.

Der Alltag ist laut: die A 40 in Essen zwischen den Anschlussstellen Essen-Frillendorf und Essen-Zentrum (Foto: Foto: dpa)

Und er hat seinen Preis: Lärm stört aber nicht nur das subjektive Wohlempfinden und beeinträchtigt die Lebensqualität - er kann auch richtig krank machen. Lärm kann den Blutdruck und damit damit das Risiko für Herzkreislaufkrankheiten erhöhen. Für 48 Prozent aller anerkannten Berufskrankheiten in der Bauwirtschaft sind Hörschäden die Ursache - so die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau). Nach mehreren wissenschaftlichen Studien ist zudem davon auszugehen, dass allein in Deutschland jährlich bis zu 4000 Herzinfarkt-Fälle durch Straßenverkehrslärm verursacht werden.

Der an diesem Mittwoch zum 13. Mal stattfindenden "Tag gegen den Lärm" will diese Zusammenhänge verdeutlichen. Die Bundesregierung nutzt den Tag auch sofort für einen ersten symbolträchtigen Schritt: Sie will zur Verbesserung des Lärmschutzes an Autobahnen und Bundesstraßen langfristig 1,5 Milliarden Euro aufwenden.

"Verkehrslärm kann krank machen. Deswegen senken wir die Werte für den Lärmschutz an schon bestehenden Bundesstraßen und Autobahnen um drei Dezibel ab", sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) dem Hamburger Abendblatt. Das entspreche akustisch der Halbierung des Verkehrslärms.

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Umsetzen will der Verkehrsminister das mit zusätzlichen Programmen für Lärmschutzwände und Lärmschutzfenster. 2010 würden dafür 50 Millionen Euro eingesetzt. Der finanzielle Kraftakt mit langfristig 1,5 Milliarden Euro lohne sich, "weil wir damit die Nerven der Anwohner schonen und einen überaus wichtigen Beitrag für ihre Gesundheit und eine höhere Wohnqualität leisten", sagte Ramsauer. Zu den ersten Projekten gehörten die Autobahn 3 bei Köln und die B 430 in Neumünster.

Dass sich solche Maßnahmen lohnen könnten, rechnet die BG Bau vor: Sie allein musste 2008 knapp 19 Millionen Euro für 6500 Lärm-Geschädigte aufbringen. Über 140 Millionen Euro zahlten alle gewerblichen Berufsgenossenschaften im gleichen Jahr für mehr als 47.000 Lärmgeschädigte.

Ein Lärm-Beispiel: Eine Baukreissäge etwa erreicht 100 Dezibel. Wer ungeschützt einem Schallpegel über 85 dB(A) ausgesetzt ist, kann bei längerer Einwirkungszeit unheilbare Schäden davontragen. Bei einem höheren Lärmpegel, zum Beispiel einem Knall von 140 Dezibel, sind Schäden sofort möglich.

Schon heute spricht der Deutsche Berufsverband der HNO-Ärzte von einem drastischen Anstieg von Innenohrschäden bei 16- bis 20-Jährigen - auch wenn dafür nicht immer Straßen- und Baulärm verantwortlich sein mag. Es ist aber auch egal: Lärm bleibt Lärm.

Weitere Infos: www.tag-gegen-laerm.de

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