Ein Leben ohne Waage? Ist möglich, aber sinnlos. Denn der Rennradkumpel zählt verlorene Pfunde mit der gleichen Leidenschaft, mit der er auch geradelte Kilometer in seinem inneren Buchhaltungssystem speichert. Jedes gesparte Gramm wird bejubelt, jedes Quäntchen Gewichtsverlust gilt als Erfolgserlebnis.
Zum Glück bezieht sich diese Form der Magersucht nicht auf den eigenen Körper, sondern richtet sich auf die Rennräder im Fuhrpark. Ein Flaschenhalter, der zehn Gramm weniger wiegt als der alte? Her damit! Ein Sattel aus Kohlefasern, der mindestens 20 Gramm einspart? Ein Must-have! Nicht jeder kann da mithalten. Wenn die Leidenschaft zur Gewichtskontrolle weniger stark ausgeprägt ist, sollte man den Wettkampf um Gramm und Milligramm einfach ignorieren.
Scott setzt auf eine optimierte Aerodynamik
Doch als kompetitiver und auch ein bisschen niederträchtiger Radl-Konkurrent könnte man mit der folgenden Wettkampf-Strategie ins Rennen um das beste Material gehen: "Ja, Gewichtsersparnis ist schon sehr wichtig", so ließe sich die Unterhaltung einleiten, "aber wie sieht es denn mit der aerodynamischen Werten des Fahrrads aus?"
Aero-Bikes sind gerade ein großes Thema im Rennradwesen. Schließlich, so rechnen viele Zweiradexperten vor, setzt ein Radler bei Tempo 50 happige 90 Prozent seiner Energie dafür ein, den Luftwiderstand zu überwinden. Der Umkehrschluss: Je kleiner die Angriffsfläche, desto weniger Kraft braucht es, um gegen den Wind zu kämpfen. Auch der Hersteller Scott segelt mit diesem Wind und bietet mit dem Modell Foil ein aerodynamisch optimiertes Rennrad an.
Das Foil 10 sieht schon im Stand schnell aus
Die Modellvariante Foil 10 (4599 Euro) - so etwas wie die Mittelklasseausstattung - sieht schon mal wahnsinnig schnell aus: Auf dem dunkel-grau-anthrazitfarbenen Rahmen knallen die Schriftzüge des Herstellers in Neon-Gelb. Auch am Sattel, am Lenkerband und den Syncros Laufrädern wird diese Farbe aufgenommen - das sieht wild und schnell und schnittig aus. Da trifft es sich gut, dass der Freilauf so laut klackert, dass sich zuverlässig viele Köpfe umdrehen, wenn der sendungsbewusste Rennradler anrollt.
Das Rad fällt auf, akustisch und optisch. Den aerodynamischen Nutzen muss man hingegen erklären. Die Rohre des Rahmens, die Gabel, die Sattelstange und auch Vorbau und Lenker sind derart geformt, dass die Luft mit etwas reduziertem Widerstand daran vorbei zieht. Für diesen Vorteil nimmt der Radler in Kauf, dass die Schrauberei an diesem Rad fummeliger ist als sonst. Um die Höhe des Sattels zu verändern - was zugegebenermaßen selten passiert -, muss er zunächst eine Abdeckung am Oberrohr des Rahmens öffnen, um an die relevante Schraube zu gelangen. Aber bestimmt verhindert diese Konstruktion ganz fiese, kräftezehrende Verwirbelungen, behauptet jedenfalls der Hersteller. Wirklich? Man weiß es nicht.