Schon gefahren:Drei für den Dreier

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Kleine Lösung: Auch mit drei Zylindern bewegt sich der BMW Dreier flott. (Foto: Alberto Martinez)

Am einfachsten Dreier, dem BMW 318i mit nur noch drei Zylindern, stört im Grunde nur der Verbrauch.

Von thomas harloff

Es wirkt so, als sei BMW der neue 318i peinlich. Im Sommer, als die optisch kaum sichtbare Modellpflege beim Dreier vorgestellt wurde, verlor man viele Worte über den neuen 340i mit Sechszylinder-Turbo und den Plug-in-Hybriden 330e. Auskünfte zum neuen Basismodell gab es erst tief drin in der 73-seitigen Pressemappe. Schämen sich die Münchner etwa, weil der 318i der erste Dreier mit Dreizylindermotor ist? Dabei ist der 1,5-Liter-Turbo mit 136 PS und maximal 220 Newtonmetern genauso stark wie der Vierzylinder des Vorgängers 316i - da hat es in der Dreier-Historie schon schwächere Motoren gegeben. Aber in der Wahrnehmung der traditionsbewussten Fans sind das eben nur halb so viele Zylinder, wie ein BMW haben sollte. Turbo hin, 136 PS her.

Das "Downsizing" soll Vorteile im Verbrauch und CO₂-Ausstoß bringen. Auf dem Papier klappt das: Mit höchstens 5,5 Litern Normverbrauch soll der neue 318i 0,8 Liter sparsamer als der alte 316i sein und fast 20 Gramm CO₂ pro Kilometer weniger ausstoßen. Um herauszufinden, ob die Praxis das Versprechen hält, geht es auf Tour: zuerst 300 Autobahn-Kilometer in die eine, dann in die andere Richtung. Die Hinfahrt ist geprägt von Dauerregen und einem 80-km/h-Tempolimit auf den ersten 50 Kilometern. Erst später geht's zügiger dahin, meist mit 120 bis 140 km/h. Im letzten Drittel der Strecke kommt der Dreier gar mehrfach in Sichtweite seiner Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Der Fahrerlebnisschalter steht ausschließlich in der Komfort-Stellung.

Auf der Rückfahrt fällt erst Schnee, später ist es trocken, aber kalt. Doch das Wetter ist nebensächlich, denn wo nicht sowieso schon eine Geschwindigkeitsbeschränkung existiert, limitieren der auf Autobahn-Richtgeschwindigkeit eingestellte Tempomat und der Eco-Pro-Modus das Temperament. Außerdem arbeiten Klimaanlage, Sitzheizung und sonstige komfort- und spaßbringende Ausstattungsmerkmale nur das Nötigste. Der Testaufbau soll zeigen, wie sich das Trinkverhalten des Dreizylinders ändert, wenn möglichst konstant bewegt wird.

Im dritten Teil steht die tägliche Arbeitspendelei durch den ewig stockenden Berufsverkehr auf dem Programm. Und, als Highlight, eine sonntägliche Spaßfahrt im Sport-Modus. Alles zusammen soll das typische Einsatzspektrum eines BMW Dreiers darstellen und möglichst realistische Verbrauchswerte erzeugen.

Downsizing funktioniert in Sachen Verbrauch und Emission im Labor besser als im Alltag

Doch die sind lange nicht da, wo sie der Prospekt verortet. Fahrt eins bringt einen Durchschnittsverbrauch von 8,5 Litern, das dritte Szenario liefert errechnete 7,8 Liter. Und die Halbgasfahrt im limitierenden Eco-Pro-Modus? Die liefert das beste Ergebnis, liegt mit 6,7 Litern dennoch deutlich über der Herstellerangabe. Womit festzuhalten bleibt: Downsizing funktioniert, was Spritverbrauch und CO₂-Ausstoß angeht, im Prüfstandslabor viel besser als im Alltag.

Ein schlechter Motor ist der Dreizylinder deshalb nicht, auch wenn er die etwa 1,5 Tonnen des Mittelklässlers nicht so souverän zieht wie einen Mini. Überwölbend betrachtet bietet der Dreier nach dem Facelift auch gewiss kein schlechtes Gesamtpaket. Eher das Gegenteil: Lenkung und Fahrwerk finden die richtige Balance zwischen Sport- und Bequemlichkeit, die tollen Sitze und der leise Motor, der nur selten zum Dreizylinder-typischen Knurren neigt, heben den Fahrkomfort auf ein sehr hohes Niveau. Sogar das Platzangebot ist ausreichend.

Im Grunde enttäuscht beim Basismodell 318i nur der Verbrauch. In allen anderen Disziplinen erfordert er allenfalls vertretbare Zugeständnisse. Es gibt für die Münchner also wahrlich keinen Grund, ihn zu verstecken.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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