Auktion:Keiner will den angeblich ältesten Porsche

Sotheby's Porsche Sale Preview

Der Porsche Typ 64, der bei Sotheby's versteigert werden sollte, ist der letzte seiner Art. Trotzdem wollte ihn keiner.

(Foto: Tristan Fewings/Getty Images for Sotheby's)
  • Eine Auktion des Porsche Typ 64 sollte mehr als 18 Millionen Dollar einbringen, doch keiner kaufte den Sportwagen.
  • Das Auto wurde zwar von Ferdinand Porsche konstruiert, ist aber kein Modell des Autobauers Porsche.
  • Der tatsächlich erste Porsche ist der 356 Roadster, der nicht umsonst den Namenszusatz Nr. 1 trägt.

Von Veronika Wulf

Er ist der letzte seiner Art, er wurde vom Firmengründer Ferdinand Porsche selbst konstruiert und gefahren und er sollte bei einer Auktion mehr als 18 Millionen Euro einbringen: der Porsche Typ 64. Doch als der Oldtimer am Samstag von Sotheby's bei der Monterey Car Week in Kalifornien versteigert werden sollte, schlug keiner zu.

Der Auktionator versuchte es zunächst mit einem Scherz, der ziemlich nach hinten losging: Das Einstiegsgebot liege bei 30 Millionen Dollar, sagte er, und steigerte es in Zehnerschritten bis 70 Millionen Dollar. Das Publikum wunderte sich, doch auch beim tatsächlichen Startpreis von 17 Millionen Dollar zog keiner mit. Nach wenigen Minuten und etlichen unerwiderten "17 Million"-Rufen des Auktionators wurde die Auktion beendet. Was war nur los mit dem ansonsten so kauffreudigen Publikum? Schließlich ging es um einen 80 Jahre alten Wagen, der also noch älter ist als der Porsche 356 Roadster Nr. 1 von 1948. Oder?

Genau das war das Problem. Der zu versteigernde Porsche Typ 64 stammt zwar aus dem Jahre 1939 und ist damit neun Jahre älter als der 356er. Doch genaugenommen ist es gar kein Porsche, auch wenn er von Firmengründer Ferdinand Porsche konstruiert wurde. Der Motor und viele seiner Bestandteile stammen von Volkswagen, manche Teile kommen auch von Fiat und anderen Zulieferern. Ferdinand Porsche baute damals für verschiedene Marken Autos, etwa für Daimler.

Der Schriftzug "Porsche" wurde erst einige Jahre nach dem Bau auf dem Typ 64 angebracht - gewissermaßen als Signum des Konstrukteurs, nicht aber als Firmenname. Kurz vorher war der tatsächlich erste Porsche auf den Markt gekommen: der 356 Roadster, der nicht umsonst den Namenszusatz Nr. 1 trägt. Die Porsche AG und das Porsche-Museum hatten sich bereits vor der Auktion von der Benennung des Typ 64 als "erster Porsche" durch Sotheby's distanziert.

Ein seltener Oldtimer ist der "Typ 64" trotzdem

"Was für ein Witz", sagte Johnny Shaughnessy, ein Sammler aus Südkalifornien, der bei der Auktion dabei war, zu der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Mein Vater hätte dieses Auto vor Jahren für fünf Millionen Dollar kaufen können. Es wird seit Jahren herumgereicht und niemand will es."

Selten ist der Porsche Typ 64 trotzdem ohne Frage. Neben dem silbernen Exemplar des Sportwagens, das am Samstag niemand kaufte, wurden nur zwei weitere gebaut. Eines ging noch 1939 bei einem Unfall kaputt, ein zweites war nach dem Krieg nur noch in Teilen erhalten und wurde später vom Hamburger Automuseum rekonstruiert, wo es heute noch steht.

Ferdinand Porsche konstruierte den Typ 64 auf Basis des VW Käfers und stattete ihn mit 35 PS aus für ein 1500 Kilometer langes Rennen von Berlin nach Rom. Das Auto fuhr die Strecke jedoch nie, weil der Zweite Weltkrieg dazwischen kam. Ferdinand Porsche und sein Sohn Ferry Porsche nutzten das Auto als ihren persönlichen Wagen.

Wer den Typ 64 also trotzdem gerne kaufen möchte, kann dies noch immer tun. Er ist im Online-Katalog von RM Sotheby's gelistet als "Still for Sale" - "noch zu verkaufen".

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