Neue Motorroller:Roller-Zeit

Lesezeit: 3 min

Kaum werden die Tage wärmer, ist auch die Rollersaison wieder eröffnet - für viele ein Lebensgefühl der besonderen Art: die aktuellen Modelle im Überblick.

Norbert Meiszies

Mit den ersten Sonnenstrahlen und steigenden Temperaturen wird es enger auf den Straßen. Die Zweiradfraktion hat ihre Big Bikes aus der Garage geholt und kann endlich wieder unterwegs sein - doch irgendwie hat sich etwas verändert. Zwischen die Motorradfahrer mischen sich immer mehr Vespen, Tmaxe und Silver Wings - Roller mit deutlich weniger Hubraum, geringerer Leistung, aber gleich viel Fahrspaß.

Schon ein Klassiker: die Vespa GTS 300i.e. Super (Foto: Foto: oH)

Der Rollermarkt boomt. Schon für weniger als 1000 Euro gibt es die lustigen Fahrzeuge für die alltäglichen Wege; beispielsweise zum Einkaufen, zur Post oder auch ins Büro. Schnell wieseln die Roller durch den Verkehr, die Parkplatzsuche entfällt und außer einem Helm braucht es nicht viel mehr, um flott vorwärtszukommen.

Das Image vom Arme-Leute-Fahrzeug ist längst passé, für viele Jugendliche ist ein Roller der Einstieg in die motorisierte Mobilität. Aber auch immer mehr ältere Menschen kommen wieder auf den Geschmack - ein Klientel, dem ökonomische Gesichtspunkte wichtig sind.

Kaum waren 2008 die Benzinpreise über 1,50 Euro pro Liter geklettert, schnellten die Zulassungszahlen bei Rollern überdurchschnittlich in die Höhe. Besonders bei den Kraftrollern, jenen Zweirädern mit mehr als 125 Kubikzentimeter Hubraum, verzeichnete die Branche ein deutliches Plus. Zählt man die rund 200.000 jährlich verkauften 50-Kubik-Roller hinzu, versteht man, warum in dieser Saison so viele Modelle angeboten werden wie noch nie.

Der Kunde kann aus über 250 Modellen den passenden Scooter auswählen - vom maximal 25 km/h schnellen Mofa bis hin zum Sportroller mit knapp 70 PS. Dazwischen gibt es jede Menge Hubraum für jeden Geldbeutel: Mit 9400 Euro ist der Gilera GP 800 der teuerste, günstigste Fahrzeuge liegen unterhalb der 1000-Euro-Grenze. Es geht aber noch billiger, wenn man sich an eines der in Baumärkten, bei Versandhäusern oder im Internet offerierten Sonderangebote wagt; dort bekommt man schon für weniger als 700 Euro einen nagelneuen 50er-Roller.

Vespa GTS 300
:Die Super ist super

Ein Mini-Facelift und ein besserer Motor: Mit der 300 GTS hat Vespa nichts falsch gemacht - also nichts wie raus in den Roller-Frühling. Bilder und Fakten

Dabei handelt es sich nahezu ausschließlich um Fahrzeuge, die in China produziert werden, und die Liste der Hersteller ist genauso lang wie unaussprechlich: Baotian, MeiTian, Qingqi, Znen oder Zhejiang Boshen. Auch wenn diesen Produkten nachgesagt wird, dass sie nur sehr bescheidenen Qualitätsansprüchen genügen, so besitzen sie gerade in der Klasse bis 50 Kubikzentimeter Hubraum hierzulande den größten Marktanteil. Das Angebot dürfte in diesem Jahr noch zunehmen. Denn die Chinesen drängen jetzt auch mit größeren Motoren auf den deutschen Markt.

Bei den Markenherstellern reagiert man auf das chinesische Preis-Feuerwerk mit eigenen, aber ebenfalls in China produzierten Fahrzeugen. Yamaha hat zum Beispiel den Vity 125, einen Allround-Scooter für konkurrenzfähige 1995 Euro im Programm, bei Piaggio sind es die Modelle Fly und Zip, die komplett im Reich der Mitte gefertigt werden. Auch Peugeot hat die Zusammenarbeit mit den Chinesen ausgebaut, der Nachfolger des in den letzten zwölf Jahren 500.000 Mal verkauften Bestsellers Speedfight kommt jetzt ebenso aus Asien wie der 50er V-Clic und der 125er Sum-up. Auch hinter den Modellen der deutschen Traditionsmarken Kreidler und Sachs stecken chinesische Produktionsstätten.

Zu den erfolgreichsten Rollern über 125 Kubik gehört die Vespa GTS 300 Super mit klassischer Blechkarosse und einem modernen Einzylinder-Viertaktmotor mit Einspritzung und G-Kat. Die Konkurrenz setzt attraktive Modelle dagegen, wie etwa Honda den Großradler SHi 300. Aus Taiwan kommen neue Modelle wie der Kymco Downtown 300 und der Sym Citycom 300 - beide eignen sich auch für eine längere Wochenendtour. Aprilia geht mit dem Sportcity Cube und dem Scarabeo 300i.e. in das Jahr 2009. Wobei auffällt, dass das Interesse an den Großrad-Rollern mit 14 bis 16 Zoll großen Rädern hierzulande deutlich zugenommen hat.

Das Manko des geringen Stauraums macht diese Art Roller durch ein deutlich besseres Fahrverhalten gegenüber den traditionellen Rollern mit Elf- und Zwölf-Zoll-Rädern wieder wett. Großrad-Roller sind vor allem in Italien populär, weil sie auf dem Kopfsteinpflaster der Großstädte erheblich mehr Federungskomfort bieten. Ein Umstand, der nun auch hier gerade bei der älteren Kundschaft ins Gewicht fällt. Die 300er-Kraftroller sind im Gegensatz zu einem GP 800 zudem noch finanzierbar: Sie kosten zwischen 4500 und 5500 Euro.

Noch wenig Bedeutung haben Roller mit alternativen Antrieben. Bei den Elektrorollern ist das Angebot schon recht umfangreich, aber diesen Fahrzeugen mangelt es noch immer an vernünftiger Reichweite von mehr als 50 Kilometer und schnellen Ladezeiten der Batterien. Oder sie sind recht kostspielig wie der amerikanische Elektro-Maxiscooter von Vectrix, der für knapp 10.000 Euro angeboten wird. Weiterhin warten muss man auf den von Piaggio vor zwei Jahren vorgestellten Hybrid, der im Dreirad-Roller MP3 zum Einsatz kommen soll; Ende 2009 ist die Serienfertigung vorgesehen. Eine attraktive Alternative sind zum Beispiel der populäre Suzuki Burgman, den Mizu am Bodensee in einen LPG-Scooter umbaut und neben Benzin auch Flüssiggas möglich macht. 1500 Euro kostet der Umbau, der Reichweiten von 400 Kilometer und mehr zulässt.

Noch ist Italien das Rollerland schlechthin - alleine vom Maxi-Roller Yamaha Tmax 500 wurden dort im vergangenen Jahr mit knapp 17.000 Exemplaren mehr Modelle zugelassen als hierzulande von allen Kraftroller zusammen. Die hiesige Scooter-Szene aber wächst - und bekommen wir auch noch südländische Witterung, könnte es ein gutes Rollerjahr 2009 werden.

© SZ vom 14.4.2009/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: