"Als wir 1975 anfingen, kannte BMW fast niemand in den USA. Viele Menschen dachten, dass das B im Markennamen für British stand", erzählt Hans-Joachim Stuck. Der gebürtige Grainauer startete 1975 für die Bayern im US-Rennsport. Durch den Motorsport wollte BMW die Bekanntheit in den Staaten steigern. "Und damit jeder verstand, wo wir herkamen, wurden die Autos mit Bavarian Motor Works beklebt", erinnert sich Stuck, der selbst auch keinen Hehl aus seiner bayerischen Abstammung machte: Der Jodler bei der Siegerehrung nach einem gewonnenen Rennen wurde für ihn zum Markenzeichen. Die Amerikaner liebten es.
Diesen Monat ist es vier Jahrzehnte her, dass BMW North America als eigene Vertriebsgesellschaft der Marke in den Vereinigten Staaten gegründet wurde. Zuvor hatte sich der umtriebige deutsche Geschäftsmann Max Hoffmann in New York um die BMW-Importe gekümmert, aber die Marke war in den Staaten nur einigen Insidern bekannt. Ein Neustart sollte das ändern. Um die Marke bekannter zu machen, plante der damalige BMW-Sportchef Jochen Neerpasch den Einsatz des 3.0 CSL im US-amerikanischen Rennsport. "Nachdem BMW 1973 und 1974 in Europa viele Erfolge gefeiert hatte, fanden dort 1975 wegen der Ölkrise fast keine Rennen mehr statt. Somit suchten wir für unser Team nach einer Alternative. Da kamen die Gründung von BMW North America und der Markteinstieg in den Vereinigten Staaten gerade richtig", so Neerpasch, der die BMW-Sportaktivitäten bis 1980 leitete. "Eberhard von Kuenheim, damals BMW-Vorstandsvorsitzender, war zwar kein außerordentlich großer Motorsportfan, aber er erkannte das Potenzial."
Der erste Auftritt des Teams beim 24-Stunden-Rennen von Daytona im Februar 1975 endete mit einem Ausfall von beiden BMW 3.0 CSL. Die Revanche jedoch kam im Monat darauf mit dem Gesamtsieg im 12-Stunden-Rennen in Sebring. Stuck, der Brite Brian Redman, der US-Amerikaner Sam Posey und der Kanadier Allan Moffat gewannen das Rennen auf dem Flugplatzkurs.
"Oft schliefen auch die Fahrer dort"
Zum 40. Jahrestag des Erfolgs trafen sich viele der Beteiligten jetzt beim prestigeträchtigen Concours d'Elégance in Amelia Island im Norden Floridas. Mit Stuck, Redman und Posey waren drei der vier siegreichen Fahrer anwesend. Auch der damalige Sportchef Neerpasch war da, ebenso dabei waren die Techniker Rudi Gmeiner, Otto Weger, Peter Heiss und Erwin Krazter und PR-Direktor Dirk Strassl. "Es war ganz nützlich, dass wir immer mit mehreren Personen reisten, denn so konnten wir auch immer die Sachen mitnehmen, die unser Team in Amerika gebraucht hat", erzählt Strassl. "Ob das jetzt Ersatzteile waren, eine neu entwickelte Einspritzung oder manchmal auch bayerisches Bier oder Käse."
Die BMW-Techniker waren für die US-Einsätze 1975 über mehrere Monate in Hueytown im Bundesstaat Alabama stationiert. "Dort hatten wir eine Werkstatt gefunden, in der wir die Autos für die Rennen vorbereiteten. Es war Pionierarbeit", berichtet Cheftechniker Gmeiner. "Insgesamt war ich in dem Jahr neun Monate dort. Wir hatten auch fünf Wohnungen, die wir teilten. Oft schliefen auch die Fahrer dort." Hans-Joachim Stuck kann sich an eine Geschichte aus der Männer-WG gut erinnern: "Einmal wollten wir einen Kuchen backen, aber hatten das Ding im Ofen natürlich völlig vergessen. Die Küche war dann ziemlich schwarz."
Am vergangenen Wochenende startete BMW wieder mit einem eigenen Werksteam beim 12-Stunden-Rennen in Sebring. Die beiden Z4 waren in den historischen BMW-Motorsport-Farben aus dem Jahr 1975 lackiert. Diesmal reichte es nicht ganz zum Sieg: am Ende blieben die Plätze vier und acht.