Motorrad:Die Wiedergeburt

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Vom Motorradbau hat sich Peugeot Motocycles schon vor 70 Jahren verabschiedet. Seitdem baut der französische Hersteller vor allem Roller. Der neue indische Mehrheitseigner Mahindra setzt aber wieder auf größere Zweiräder - vor allem für Märkte in Asien.

Von svenja gelowicz

Peugeot Motocycles hat lange Zeit ausschließlich Roller in allerlei Varianten produziert. Vom Motorradbau hat sich der französische Hersteller schon vor 70 Jahren verabschiedet. Nun hat Peugeot den Wiedereinstieg auf der Pariser Motorradshow Mondial de la Moto verkündet - und damit einen deutlichen Kurswechsel. Man will zurück zu den Wurzeln und an alte Erfolge anknüpfen, lässt das Unternehmen dazu verlauten. Schließlich war Peugeot vor 120 Jahren mal großer Motorradpionier.

Für die Zukunft heißt das: Peugeot will sein Sortiment verbreitern und sieht im Motorradgeschäft einen bedeutenden Wachstumsmarkt, der zunehmend an Gewicht gewinnt gegenüber dem Rollersegment. Der Hersteller verspricht sich eine breitere Käufergruppe. Ein sogenannter Performance-Plan ziele im Kern darauf ab, die Produkt- und Markenstrategie langfristig auf neue Markttendenzen auszulegen. Welche Kunden genau mit den neuen Maschinen anvisiert werden, will eine Sprecherin nicht verraten.

Treiber der Neuausrichtung ist wohl auch der indische Mehrheitseigentümer Mahindra, der im Jahr 2015 mit einem Anteil von 51 Prozent beim Zweiradhersteller eingestiegen ist. Peugeot selbst spricht auf Nachfrage von schnellen Synergien, die gehoben werden könnten - und verweist auf die Marken BSA und Jawa, die ebenfalls dem Großkonzern gehören. Soll heißen: Die Inder unterstützen die Rückkehr in den Motorradmarkt mit Technik-Know-how, während der PSA-Konzern (hält 49 Prozent an Peugeot Motocycles) vor allem bei Marke und Design hilft.

Costatino Sambuy, Markenchef von Peugeot Motocycles und Impulsgeber für den Wiedereinstieg, hatte gleich zwei neue Maschinen mit im Pariser Messegepäck. Die beiden Modelle, seriennahe Konzepte unter dem Namen "P 2X", sind ein Roadster und ein Cafe Racer und verfügen über 125 und 300 Kubikzentimeter Hubraum. Für den Roadster wollen sich die Designer aus dem Stammhaus Mandeure an der kultigen P 515 orientiert haben - und verpassen dem Modell deshalb einen eleganten Retro-Look. Mit Modellklassen und Aussehen will Peugeot wohl gerade junge Käufer und andere Einsteiger als Kunden gewinnen. Dafür spricht auch, dass die Zweiräder über zeitgemäße Tech-Ausstattung verfügen sollen: Die Motorräder haben ein TFT-Farbdisplay, Fahrer können ihr Smartphone mit der Maschine verknüpfen. Der Hersteller will damit in das Premiumsegment. Zwischen 4 000 und 5 000 Euro werden die Maschinen voraussichtlich kosten, abhängig von der jeweiligen Motorisierung.

Apropos Antrieb: Die Maschinen wurden vor allem für Stadtfahrten designt - trotzdem traut sich Peugeot nur mit konventionellen Verbrennern an den Start. Elektromotoren seien nicht geplant, zumindest nicht aktuell. Premiere will Peugeot mit den Neulingen im Jahr 2020 feiern, die Produktion soll dann im Stammwerk in Mandeure anrollen - und von dort aus nicht nur Europa bedienen. Denn der Heimatmarkt ist weitestgehend stabil, Peugeot selbst rechnet nicht mit "mittel- bis langfristig signifikanten Volumenzuwächsen".

Neue Spielräume erhoffen sich die Franzosen natürlich in Asien, vor allem in China, Thailand und Vietnam. Doch auch andere vielversprechende Länder stünden neu im Fokus, für konkrete Angaben sei es noch zu früh. Aber: Der große Erfolg des Scooters Django und des Sportrollers Speedfight im chinesischen Markt habe Peugeot selbst überrascht. Nun will der Hersteller die Internationalisierung viel stärker in die Produktentwicklungen einfließen lassen. Was das für das Segment Motorrad künftig noch heißen wird, auch in puncto Elektrifizierung, bleibt abzuwarten.

© SZ vom 13.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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