Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D:Bullig unterwegs

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Mit dem Pajero hat Mitsubishi einen klassischen Geländewagen im Programm - er macht aber längst auch auf der Straße eine prima Figur.

Günther Fischer

Saft und Kraft Eines steht sofort fest: Mit dem 125 kW/160 PS-Diesel hat man ein gutes Auskommen, auch wenn das Auto voll ist bis unter die Ladekante und leer schon 2300 Kilogramm wiegt. Nie vermittelt der Pajero das Gefühl, sich plagen zu müssen. Ein bulliges Drehmoment von 373 Nm, das schon ab 2000 U/min bereitsteht, macht's möglich. Ob beim gemütlichen Cruisen auf der Autobahn, auf den kurvigen Straßen der Toskana oder im schottrigen Geläuf diverser Weinberge: Mühelos absolviert der Pajero jede ihm gestellte Aufgabe, die Fünfgang-Automatik überrascht dabei die meiste Zeit durch kaum merkbare Schaltübergänge.

Wie man sieht, kann man auch einen Geländewagen wie den Pajero stylish in Szene setzen. (Foto: Foto: Mitsubishi)

Allerdings stemmt der Pajero eine beachtliche Stirnfläche in den Wind: Zu hohe Geschwindigkeiten (177 km/h sind möglich) werden mit gesteigertem Dieseldurst bestraft. Wer sich allerdings mit moderatem Gleiten begnügt - eine Fahrweise, die diesem Fahrzeug ohnehin angemessen ist -, der wird auch mit moderatem Verbrauch irgendwo zwischen neuneinhalb und elf LItern belohnt. Im Mittel waren es bei uns 10,8 Liter.

Stuss und Genuss Erinnert sich noch jemand an die automobile Welt von 1982? Zu der Zeit war der Pajero ein echter Trendsetter und eine Abkürzung namens SUV (Sports Utility Vehicle) noch weitgehend unbekannt. Dennoch schaffte der Geländegänger bereits damals den Spagat zwischen Alltagsauto und Kletterkünstler.

Inzwischen ist der Pajero bei der vierten Modellgeneration angekommen - und der Leiterrahmen der Anfangstage längst Geschichte. Die Monocoque-Karosserie ist selbsttragend, alle Räder sind einzeln aufgehängt - was das Straßenverhalten des japanischen Geländegängers spürbar verbessert. Im Normalbetrieb wird der Pajero allein über die Hinterachse angetrieben - der Allradantrieb mit Sperren und Getriebeuntersetzung ist jedoch geblieben und lässt sich manuell zuschalten - damit hat der Fahrer weiterhin alle Optionen, die er vielleicht braucht. Eine Wat-Tiefe von 70 Zentimetern hilft zudem durch so manchen Wasserlauf (was ja nun nicht jeden Tag vorkommt). ESP ist serienmäßig mit dabei. Fazit: Den Spagat zwischen den Autowelten schafft der Pajero heute besser denn je. Es ist ein Genuss, mit ihm durch die Landschaften dieser Welt zu gleiten.

Mitsubishi Pajero
:Ein Geländebulle für die Straße

Die Geschichte des Pajero ist nicht ganz so ruhmreich wie die des Jeep Wrangler oder Land Rover Defender. Dafür verkaufte er sich besser.

Family and Friends 4,90 Meter lang, rund 1,80 Meter breit und fast zwei Meter hoch - das heißt nichts anderes als: Platz im Überfluss und viel Luft überm Kopf. Bei Bedarf stehen sieben Sitze zur Verfügung - aber das ist nach wie vor ein Extra, das unsere europäische Autowelt nicht wirklich braucht. Ansonsten versucht der Pajero, seine Insassen zu verwöhnen: auf Wunsch mit elektrisch verstellbaren Ledersitzen, zahlreichen Ablagen, einem modern anmutenden Instrumententräger mit bläulich unterlegten Rundinstrumenten und einer getrennten Klimaregelung für den Fond.

Wunsch und Wirklichkeit Nett, dass das multifunktionale Navigationssystem mit einer 30-Gigabyte großen Festplatte in unserem Testwagen mit an Bord ist. Es kann an die 2500 Songs speichern und verwalten - weswegen es wohl auch jede eingelegte CD automatisch kopiert. Das Rockford-Soundsystem mit seinen 11 High-end-Lautsprechern muss dann natürlich auch sein - allerdings werden dafür zusätzliche 2800 Euro fällig. Viel Geld, zumal wir immer Angst hatten, den sehr großen und sehr offen daliegenden Subwoofer im Kofferraum zu beschädigen. Als Speichermedium für diverses Kartenmaterial bei Offroadfahrten macht die große Festplatte allerdings wohl mehr Sinn.

In unseren Breiten ist die rechts angeschlagene Hecktüre beim Aus- und Einladen immer wieder ein Hindernis, zumal sie sehr schwer ist (das außen angebrachte Reserverad ist mit ein Grund dafür), sich nicht wirklich feststellen lässt, Schon bei leichter Schräglage des Autos also gerne zufällt und dem unaufmerksamen Belader dann einen kräftigen Klaps auf die Schulter gibt. Die dritte Sitzreihe wiederum lässt sich zwar vollständig im Kofferraumboden versenken - aber sie erweist sich doch als eher untauglich. Man sollte auf sie verzichten - und sich dann dafür über das beachtliche Kofferraumvolumen von 1789 Litern freuen.

Gut ... ... dass sich der Pajero modernen Anforderungen nicht verweigert. Echte Geländewagenfans können dennoch weiterhin auf ihn schwören. Aber ... ... es bleibt die Frage, ob solche Autos in Zukunft noch zeitgemäß sein werden. Also ... ... bleibt das Gefühl einer über die Jahre gereiften souveränen und unaufgeregten Zuverlässigkeit, die im Vergleich zum Konkurrenzumfeld noch dazu zu einem moderaten Preis zu haben ist. Kann man mehr von einem Auto dieser Gattung wollen?

Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D Intense: 125 kW (170 PS); max. Drehmoment: 373 Nm bei 2000 U/min; 0-100 km/h: 14,0 s; Vmax: 177 km/h; Testverbrauch: 10,8 l; Euro 4, CO2: 280 g/km; Preis (Intense-Ausstattung): ab 43.890 Euro

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