Mit dem Rad zur Arbeit:Zwölf Räder für zwölf Kilometer

Lesezeit: 2 min

Faltrad, Pedelec oder doch ein stinknormales Citybike? Welches Fahrrad sich am besten für Pendler eignet. Und warum noch immer so wenige Deutsche bei der Fahrt in den Betrieb aufs Rad setzen.

Von Marco Völklein

Stephanie Krone war gerade in Nijmegen bei der Velocity-Konferenz. Fachleute aus aller Welt tauschen sich aus über die Frage, wie der Radverkehr gefördert werden kann. Die Gastgeber brauchten mit den Teilnehmern nur vor die Tür zu treten, um zu zeigen, wie es läuft. "Breite Schnellradwege, ausreichend Abstellmöglichkeiten an jedem Bahnhof", zählt die Sprecherin des Radfahrerverbandes ADFC auf. Und zur Konferenzeröffnung sprach das Staatsoberhaupt, der König. "Bei uns", sagt Krone, "ist das noch völlig undenkbar." Und so schafft es das Radfahrervorzeigeland, dass etwa 25 Prozent der Niederländer ihren Weg zur Arbeit mit dem Rad zurücklegen. In Deutschland liege der Wert seit Jahren konstant bei etwa zehn Prozent, sagt Krone. Und auch wenn die Niederlande topografisch begünstigter ist als manche Mittelgebirgsregion in Deutschland, glaubt sie dennoch, "dass es auch hierzulande ein riesiges Potenzial gibt, mehr Pendler aufs Rad zu setzen". Gerade Strecken zwischen fünf und fünfzehn Kilometer Länge böten sich für die Fahrradnutzung an. Das Angebot an passenden fahrbaren Untersätzen ist jedenfalls immens.

Fast jeder Vierte wünscht sich Dusch- oder Waschmöglichkeiten in den Räumen des Arbeitgebers

So erlauben robuste Alltagsräder mit moderner Lichtanlage, tief heruntergezogenen Schutzblechen und zupackenden Bremsen eine Fahrt bei fast jedem Wetter. Pendlern, die auch mal holprige Abschnitte zu überwinden haben, bietet die Industrie Crossover-Modelle an mit ausreichend Traktion im Gelände plus dem nötigen Komfort. Und mit einem Pedelec, dem mit einem Elektromotor ausgestatteten Rad, komme man noch nicht einmal verschwitzt im Büro an, sagt Krone.

Der Knackpunkt aber sei die unzureichende Infrastruktur, klagt auch Wasilis von Rauch, Bundesvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD). Um mehr Menschen, vor allem auch Pendler, aufs Rad zu bringen, brauche es "sichere Wege, die breit genug sind für Pedelecs und Lastenräder", die gut ausgeschildert und auch im Winter geräumt seien. In den Niederlanden würden Radschnellwege nachts sogar beleuchtet, um Nutzern ein schnelles und sicheres Vorankommen zu ermöglichen, ergänzt Krone. Immerhin stelle die Bundesregierung nun 25 Millionen Euro zur Verfügung, um die ersten Radschnellwege in Deutschland zu bezuschussen, lobt Krone. "Auf Dauer allerdings muss da deutlich mehr investiert werden", findet Krone.

Mehr Geld müssten auch die Arbeitgeber in die Hand nehmen, um zum Beispiel radelnden Mitarbeitern Duschen, Umkleiden und Spinde zur Verfügung zu stellen. In einer Erhebung des Bundesverkehrsministeriums aus dem Jahr 2015 gab etwa jeder vierte Befragte an, eine Wasch- oder Duschmöglichkeit im Betrieb würde ihn dazu bewegen, öfter mal zur Arbeit zu radeln. Etwa jeder Fünfte wünschte sich eine Möglichkeit, nasse Radwäsche zu trocknen, ohne die Kollegen zu belästigen. Das größte Problem aber scheint die Unterbringung des oft ja auch nicht ganz billigen Velos zu sein: 52 Prozent der Befragten gaben an, sichere Abstellplätze könnten sie zum Umstieg aufs Fahrrad bewegen.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: