Motorräder werden immer stärker, schneller und leichter. Gleichzeitig gibt es immer weniger Möglichkeiten, ihr Potenzial auszukosten. Im öffentlichen Straßenverkehr sind im Handumdrehen die Grenzen des Zulässigen überschritten, ganz abgese-hen davon, dass mit der Geschwindigkeit auch das Risiko überproportional wächst. Als Alternative bieten sich Markenpokale an, bei denen mit fast identischen, serienmäßigen Motorrädern auf Rennstrecken um Punkte und Pokale gefahren wird. Mit Erfolg: Die Hobby-Piloten sorgen für volle Starterfelder in allen Markencups, und das Angebot wird immer größer.
Die Beliebtheit hat vor allem zwei Gründe: Zum einen bieten die Cups ambitionierten Motorradfahrern eine Spielwiese, auf der sie ihrem Hobby vergleichsweise risikoarm nachgehen können. Auf den Rennstrecken gibt's keinen Gegenverkehr, im Zweifelsfall genügend Sturzraum und wenn alles schiefgeht, ist der Arzt nicht weit. Zum anderen ist es der einfache und bezahlbare Zugang: technische Modifikationen sind streng limitiert, teures Motortuning ist in der Regel strikt untersagt. Neben dem Basismotorrad sind lediglich die Startgebühren von 1500 bis rund 2500 Euro für eine ganze Saison mit fünf bis sieben Rennveranstaltungen und die Kosten für kleinere Umbauten einzukalkulieren. Manche Veranstalter haben auch ganze Pakete geschnürt, bei denen man die benötigte Ausrüstung und sogar das ganze Motorrad gleich mit ordern kann.
Prickelnde Rennverläufe mit zahlreichen Führungswechseln
Theoretisch könnte man bei manchen Rennserien mit dem Motorrad vorfahren, Kennzeichen, Blinker und Scheinwerfer abmontieren und ab geht's auf die Piste. Doch Vorsicht: Wer daraus ableitet, die Cup-Läufe seien geruhsame Kaffeefahrten, wird schnell eines Besseren belehrt. Die extreme Chancengleichheit sorgt für prickelnde Rennverläufe mit zahlreichen Führungswechseln, vielen engen Manövern beim Anbremsen und Herausbeschleunigen.
Abgesehen vom anspruchsvollen Yamaha R6-Dunlop-Cup ist das fahrerische Niveau breit gestreut. Vom Einsteiger, der erste Rennluft schnuppern möchte, bis zum alten Hasen, der die Belastung einer regulären Meisterschaft scheut, reicht die Bandbreite. Dazwischen finden sich jede Menge Leute, die auf der Rennstrecke einfach ihren Spaß haben wollen und Abwechslung vom reglementierten Alltag suchen.
Die schätzen besonders die gemütliche, unkomplizierte Atmosphäre vieler Cups und dass man dort mit Gleichgesinnten sein Rennfieber ausleben kann. Diese Atmosphäre spürt man spätestens auf einem Gang durchs Fahrerlager: Fast wie im Wilden Westen haben die Teilnehmer regelrechte Wagenburgen gebaut, da sitzt man zusammen, redet, lacht, fachsimpelt.
So unterschiedlich die Teilnehmer, so vielfältig sind die Philosophien der einzelnen Cups: Sehr professionell geht es seit inzwischen 36 Jahren im Yamaha-Cup zu, auch der Markenpokal für den bärenstarken Supersportler stellt hohe Ansprüche an den Fahrer. Ein echter Markencup ist auch der beliebte Triumph Street Triple Cup. Hier wird auf den unverkleideten Dreizylinder-Allroundern kräftig Gas gegeben und in zwei verschiedenen Wertungen für Neulinge und Profis abgerechnet. Noch einen Zylinder weniger haben die Bikes bei der Ducati Challenge, einer ebenfalls von Bike Promotion organisierten Serie mit technischer Unterstützung des Herstellers, und ebenso in der Continental KTM Superduke Battle.
Auch Exoten haben ihre Rennserie
KTM-Fahrer scheinen besonders rennbegeistert zu sein, denn auch für die einzylindrige Duke 690 gibt es eine eigene Rennserie, die KTM Duke Battle. Natürlich wäre die bunte Cup-Landschaft unvollständig ohne Exoten wie den MZ-Cup, in dem überzeugte Anhänger der Marke mit den Nach-Wende-Viertaktern MZ Skorpion preiswerten Basis-Rennsport betreiben. Eine andere Besonderheit ist der KTM TNT Cup, der im Rahmen der KTM Rennstreckentrainings mit Namen TNT Track Days durchgeführt wird. Für die Teilnahme wird keine Lizenz verlangt, die Rennen sind auch für Fahrer anderer Marken offen. Ohne Markenbindung wird auch der Streetfighter-Cup von Bike Promotion ausgetragen - ein gerader Lenker, Maske und eine Ölwanne sind die Voraussetzungen für aufrechten Kurvenspaß. Regen Zulauf verzeichnen zudem Rennserien mit ergrauten Sportmotorrädern aus den Achtziger und Neunziger Jahren - zum Beispiel in den TT SuperclassiX mit Viertakt-Sportmotorrädern bis Baujahr 1993.
Wer sich nicht gleich für eine ganze Saison verpflichten möchte, findet ebenfalls Unterschlupf bei den schnellen Cups: Alle Veranstalter bieten sogenannte Gaststarts an, in denen Interessierte für knapp 300 Euro an einem Rennwochenende teilnehmen können.
Adressen von Marken-Cups:
Continental KTM Superduke Battle. Mail: info@schittko-motorradsport.de; www.conti-battle.de.
KTM Duke Battle: MOTORRAD action team, hleibbrand@motorpresse.de; www.facebook.com/ KtmDukeBattle.
KTM TNT Cup: info@raceorange.com; www.raceorange.com.
MZ-Cup: Dr.Spaetzle@t-online.de; www.mzcup.de.
Suzuki GSX-R750-Cup: dirk.schnieders@gsxr750-cup.de. • Triumph Street Triple-Cup: hleibbrand@motorpresse.de; www.triumph-cup.de.
Yamaha R6-Dunlop-Cup: thomas.kohler@yamaha-cup.de; www.yamaha-cup.de.
X-lite BMW S 1000 RR-Cup: info@bike-promotion.de; www.bike-promotion.de.
Klassikrennen: Art Motor, Fax 02246/169168, E-Mail: office@art-motor.de, www.artmotor.de