Land Rover Discovery Sport:Äußerst komfortabel

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Land Rover legt mit Discovery Sport Grundstein für neue Submarke. (Foto: dpa-tmn)
  • Mit dem Land Rover Discovery Sport bringt die britische Marke ein SUV auf den Markt, das vor allem mit Raumgefühl und Beinfreiheit beeindruckt. Sportlich ist es aber nicht.
  • Am besten kauft man die Diesel. Entweder den 2.2 TD4 (150 PS) oder den SD4 (190 PS) - beide mit der seidenweichen Neungangautomatik.
  • Die Preise beginnen ab 32 250 Euro.

Von Michael Specht

Gewöhnlich kommen Fahrzeuge von Land Rover überall hin und überall durch. Dafür werden sie gebaut. Und so hat sich die britische 4x4-Marke für die Vorstellung ihres jüngsten Familienmitglieds, den Discovery Sport, wieder einmal einen ganz besonderen Ort ausgesucht: Island. Gute Idee, eigentlich. Unberührte Natur, einsame Straßen, endlose Schotterwege, traumhaftes Panorama, 24 Stunden Licht. Mehr geht nicht. Zumindest im Sommer.

Nur, jetzt ist Winter. Island im Dezember heißt Sonnenaufgang um 11 Uhr und Finsternis ab 16 Uhr. Der Schnee bläst gerne mal quer über die Straßen und hinterlässt Verwehungen. Mit genau diesen widrigen Umständen begrüßte uns die Nordatlantikinsel am Tag der Ankunft. Wer jetzt meint, man solle nicht so zimperlich sein und dafür gäbe es ja schließlich Allradantrieb, hat prinzipiell recht. Das Problem ist nur: null Sicht. Das macht das Fahren eindeutig zu gefährlich in der Einöde Islands. Auch die klassischen Flussdurchquerungen und Offroad-Passagen - dafür wird die Insel ja nicht zuletzt gerühmt - mussten wegen Unwetter abgesagt werden. So blieb für die ungewöhnliche Testfahrt letztlich doch nur die normale Straße.

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Platz, Variabilität und seine Geländetauglichkeit machen die Vielseitigkeit des Discovery aus

Auf denen hinterließ der Discovery Sport allerdings einen äußerst komfortablen Eindruck. Warum der Neue den Beinamen Sport trägt, verwundert deshalb, denn sportlich möchte der Land Rover eigentlich gar nicht sein. Zwar reagieren Lenkung und Fahrwerk knackig, und das SUV lässt sich zügig um Kurven bewegen, aber wer will das wirklich mit so einem Auto? Der kompakte Brite, mit 4,60 Meter so lang wie ein BMW X3, bringt stattdessen lieber seine Vielseitigkeit ins Spiel. Die ist im Alltag erheblich wichtiger. Für den Programm-Manager von Land Rover, Paul Cleave, hat kein SUV in dieser Klasse mehr Platz, mehr Variabilität und mehr Geländetauglichkeit als der Discovery Sport. Raumgefühl und Beinfreiheit sind in der Tat beeindruckend. Das soll ein Kompakt-SUV sein? Kaum zu glauben.

Die Empfehlung ist klar: Diesel

Optional ist sogar eine dritte Sitzreihe möglich. Die mittlere Bank lässt sich in Längsrichtung verschieben, selbst in der letzten Raste passen immer noch 479 Liter Gepäck in den Kofferraum. Ganz nach vorn geschoben, stehen hinten sogar 689 Liter zur Verfügung. Und liegen die geteilten Lehnen flach, bringt der Discovery es auf respektable 1698 Liter. Das schafft so mancher Mittelklassekombi nicht.

Bei den Motoren lautet unsere Empfehlung ganz klar: Diesel. Zwar packt Land Rover dem Discovery Sport, vorwiegend für Amerika und Asien, auch den Zweiliter-Turbobenziner mit 240 PS unter die Alu-Haube. Doch diese Version ist bei uns nur in homöopathischen Dosen unterwegs. Der beste Kauf lautet entweder 2.2 TD4 (150 PS) oder SD4 (190 PS) - und beide mit der seidenweichen Neungangautomatik von ZF. Die drehmomentstarken Selbstzünder passen perfekt zum Charakter des Land Rover, ziehen bullig los, laufen trotzdem ruhig und halten sich im Durst zurück.

Angegeben wird ein Normwert von 6,3 Liter. Unser Testverbrauch von 10,5 Liter liegt dank Wind und Schnee eher an der oberen Grenze. Die Mitte zwischen beiden Werten dürfte wohl am ehesten der Realität entsprechen. Wer dem Spritsparen allerdings oberste Priorität einräumt, sollte noch bis zum Sommer warten. Dann gibt es den eD4, eine Version mit neu entwickeltem Zweiliter-Dieselmotor (Ingenium-Baureihe), 150 PS, Frontantrieb und Handschaltung. Dieses Modell soll nach EU-Zyklus nur 4,5 Liter/100 km verbrauchen.

Spielereien gibt es nirgendwo

Im Innenraum fühlt man sich sofort heimisch. Cockpit und Mittelkonsole sind klassisch gegliedert. Spielereien gibt es nirgendwo. Die Qualitätsanmutung des Evoque erreicht der Discovery zwar nicht ganz, bietet aber trotzdem angenehme Oberflächen und ist sauber verarbeitet. Weniger zufriedenstellend ist da und dort die Bedienung. So liegen die Fensterheber viel zu weit oben und vorn. Dort, wo man intuitiv hinfasst, sitzt die Türverriegelung. Auch die für Land Rover neueste Generation des Infotainments hat Verbesserungspotential. Simple Dinge wie Sitzheizung oder Luftführung müssen erst über einen Schalter an der Mittelkonsole aktiviert und dann zusätzlich per Fingertipp auf dem Touchscreen gesteuert werden.

Preislich positioniert Land Rover den Discovery Sport, obwohl er das größere und vielseitigere Auto ist, rund 1000 Euro unter dem Design-SUV Evoque. Die Sparversion eD4 beginnt mit 32 250 Euro, für die sich jedoch weniger als fünf Prozent entscheiden dürften. Dies zumindest ist der Erfahrungswert von Land Rover. Der 150-PS-Diesel (TD4), der zur Markteinführung am 28. Februar angeboten wird, kostet 34 400 Euro. Die von uns gefahrene Motorisierung SD4 (190 PS) mit Automatik überfährt schon deutlich die Marke von 40 000 Euro und kostet in der höchsten Ausstattungslinie HSE Luxury sogar 54 550 Euro. Hier müssen dann auch nicht einmal mehr Dinge wie Rückfahrkamera oder elektrisch verstellbare Memory-Ledersitze gesondert bezahlt werden. Ansonsten bietet die Preisliste eine schier unüberschaubare Vielfalt an Ausstattungen, Farben, Dekoren und Kombinationsmöglichkeiten. Man will schließlich nicht das gleiche Auto fahren wie der Nachbar.

Und sollte der Verkauf des Discovery Sport ähnlich fulminant loslegen wie vor drei Jahren der des Evoque - und davon ist aufgrund des überzeugenden Gesamtpakets fast auszugehen - wird man wohl bei diesem Land Rover ebenso schnell ein halbes Jahr warten müssen. Dann ist es in Island auch wieder hell.

© SZ vom 20.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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