Eigentlich geht es recht entspannt dahin, auf einer der vielen Bundesstraßen kurz vor Dresden. Wäre da nicht der schnelle Herr im schneidigen Sportwagen im Rückspiegel, der die ganze Zeit schon ziemlich dicht an der Stoßstange klebt. Lockere 107 Stundenkilometer auf dem Tachometer scheinen dem Mann nicht locker genug. Auf einem relativ geraden Abschnitt setzt er zum Überholen an.
Dann aber bricht er plötzlich ab, tritt auf die Bremse und schert wieder hinter einem ein. Was war das jetzt? Ein plötzlicher Sinneswandel? Oder gar die überraschende Eingebung, dass es sich bei den Regeln der Straßenverkehrsordnung gar nicht um eine Ansammlung möglichst unverbindlicher Hinweise handelt?
Naja, es könnte auch die Angst vor knallharter Strafverfolgung sein. Denn am Straßenrand taucht nun eine blau-grüne Säule auf, gespickt mit zahlreichen kleinen Glasaugen. Das könnte, hat sich wohl der flotte Flitzer gedacht, ein neuartiger Blitzer sein. Also: Lieber doch ein- reihen hinter dem 100-km/h-Schleicher.
Dabei macht die Säule zwar durchaus Fotos, allerdings keine von Fahrzeugen, deren Lenker mit zu viel Druck im rechten Fußballen unterwegs sind. Die Zylinder, die derzeit überall an Bundesstraßen aus dem Boden sprießen, dienen der Kontrolle der Lkw-Maut, die vom 1. Juli 2018 an auch auf Bundesstraßen fällig wird. Etwa 600 dieser knapp vier Meter hohen Metallgerippe lassen die Mauteintreiber von Toll Collect derzeit in der ganzen Republik an den Bundesstraßen errichten; passiert ein Lkw eine Kontrollsäule, knipsen die Kameras ein Übersichtsfoto und ein Bild der Seitenansicht, ebenso wird das Kennzeichen erfasst. Anschließend gleicht die Technik ab, ob der Lkw korrekt eingebucht und genügend Maut entrichtet wurde.
Für Kritiker ist das moderne Wegelagerei. Andere hingegen freut's. Weil es dazu führt, dass manch einer den rechten Fuß entspannt.