Für Stephan Winkelmann ist vieles relativ in diesen Tagen. 825 Autos hat der Lamborghini-Chef im ersten Halbjahr verkauft. Das waren rund 30 Prozent weniger als 2008. Bei anderen Autoherstellern ist so etwas eine Katastrophe. Sorgt ihn das? Der Deutschitaliener Winkelmann antwortet mit einem breiten Lächeln. Das Segment Luxusauto sei zuletzt um 40 Prozent eingebrochen. Außerdem: In 46 Jahren habe die Edelschmiede aus dem mittelitalienischen Sant' Agata an die 20.000 Autos auf den Markt geworfen. Was ist da schon eine Krise, was sind da ein paar hundert Autos mehr oder weniger?
"Wir haben bis jetzt ein gutes Jahr gehabt", meint der Manager. Natürlich, auch die Edeltochter des VW-Konzerns ist nicht immun gegen die Krise. Genauso wenig wie es die anderen Luxusfabrikanten vom Apennin sind. Die Guccis, Pradas und Bulgaris. "Es ist viel Geld verbrannt worden an den Börsen", sagt Winkelmann. Man spüre so etwas wie eine "allgemeine Kaufzurückhaltung". Die Reichen seien eben nicht mehr ganz so reich: "Aber es liegt in der Natur der Menschen, sich zu belohnen."
Die Krise als vorübergehender Knick: Winkelmann spricht viel von Träumen. Von den unerfüllten und von den erfüllten: "Wir sind ja dafür da, für diese Träume zu sorgen." Winkelmann weiß, wie das im Detail funktioniert. Im VW-Konzern ist er so etwas wie der Traumfabrikant. Er hat alles zur IAA mitgebracht, was er dazu braucht: Den 671-PS-Flitzer Lamborghini Reventon Roadster; mit 1,1 Millionen Euro so ziemlich das Teuerste, was es in Frankfurt zu sehen gibt. Dazu eine Handvoll schöner Frauen, die um den Wagen herumtänzeln, posieren, lächeln.
Bei einer IAA, die den Anspruch erhebt, vor allem grün zu sein und Antworten auf die Probleme der Zukunft zu geben, ist der Lamborghini-Stand daher eine kuriose Erscheinung. Die großen Debatten über das Elektroauto da, Lamborghini hier. Einige meinten, der Auftritt sei nicht zeitgemäß. Einige fanden ihn sogar politisch unkorrekt. Mag sein. Dafür war der Lamborghini-Stand am Mittwochvormittag so packevoll mit Zuschauern wie kaum ein anderer in Frankfurt. "Ein absoluter Hot Spot", fand ein englischer Fotograf.