Honda CB 1000 R:Die nackte Wahrheit

Lesezeit: 3 min

Mit der neuen CB 1000 R will Honda in der Klasse der Naked Bikes ganz vorne mitfahren.

Norbert Meiszies

Naked Bikes mit großem Hubraum zählen zu den Bestsellern - sie sind nicht ganz so extrem wie Superbikes, bieten aber dennoch genügend Leistung, um das Blut in Wallung zu bringen. Außerdem zeigen sie ihre technischen Feinheiten offen und verstecken sie nicht unter windschlüpfrigen Verkleidungen. Und obendrein bieten sie den Ingenieuren die Chance, dem Bike ein eigenes, unverwechselbares Gesicht zu geben.

Adrenalinstoß: 124 PS und eine für diese Klasse hohe Sitzposition - die neue CB 1000 R (Foto: Foto: Honda)

Kompakter Reihenvierzylinder

Etwas Besonderes sollte auch die neuen Honda CB 1000 R werden; die Techniker wollten sich nicht einfach damit zufriedengeben, die bereits 2002 vorgestellte Hornet 900 an aktuelle Hubraumvolumina und Fahrleistungen anzupassen.

Ziel war ein Motorrad mit sehr aggressiver Naked-Optik, drehmomentstarker Motorleistung und bestechendem Handling. Herausgekommen sei "ein wirklich eigenständiges Motorrad, ein völlig neues Performance-Naked-Bike", wie Projektleiter Tetsuy Kudoh blumig erläutert. Das ist der Mann, der auch für die legendären Honda-Modelle VFR, RC 30 und CB 1300 verantwortlich war.

Schon optisch unterscheidet sich die Tausender deutlich von der alten 900er Hornet, denn: So kompakt hat sich noch kein Reihenvierzylinder präsentiert. Wesentlich dazu tragen die elegante Einarmschwinge und die in dieser Klasse stolze Sitzhöhe von 82,5 Zentimeter bei.

Das sei Absicht, meint Kudoh, der Fahrer throne förmlich über den Lenker gebeugt auf dem schmalen Sitzpolster wie ein sprungbereiter Panther. Das knappe Heck und die gestauchte Frontpartie mit Multireflektor-Scheinwerfer und auffälligem LED-Standlicht sowie der leicht nach vorne abgewinkelte Tank verstärken den Eindruck. Übrigens: Aus Platzgründen ist der Tank zweigeteilt, einer davon befindet sich unter dem Sitz.

Im Fahrbetrieb zeigt das Bike dann genau die Handlichkeit, die sich die Techniker vom Layout des aus der Hornet 600 adaptierten Rahmens versprochen haben: Willig, ohne Kraftaufwand folgt die vollgetankt 217 Kilogramm wiegende CB 1000 R den Lenkbefehlen des Fahrers, fast spielerisch lässt sich das Kraftpaket kontrollieren.

Aber nicht nur äußerlich weiß die CB 1000 R zu überzeugen - der flüssigkeitsgekühlte Reihenvierzylinder mit 998 Kubik Hubraum liefert genau die atemberaubende Leistung, wie man sie von einem ambitionierten Streetbike der Einliterklasse erwartet. Verantwortlich dafür zeichnet der direkte Abkömmling von Hondas Superbike CBR 1000 RR Fireblade, Jahrgang 2007. Einziger Unterschied ist ein modifizierter Zylinderkopf, wie er auch im Allrounder CBF 1000 verwendet wird.

Im Unterschied zur CBF bietet die CB 1000 R mit 124 PS bei 10.000 Umdrehungen deutlich mehr Leistung - die ist schon beim geringsten Dreh am Gasgriff sehr gleichmäßig über das gesamte Drehzahlband hinweg abrufbar. Bereits bei niedrigen Drehzahlen macht sich das maximale Drehmoment von 99 Newtonmeter positiv bemerkbar, der Vierzylinder reagiert ohne die bei solchen Motorkonzepten sonst übliche Atempause sehr direkt und ist für maximal 230 km/h gut. Ans Hinterrad gelangt die geballte Kraft über eine leicht zu betätigende, einstellbare hydraulische Kupplung; das seidenweiche Sechs-Gang-Getriebe arbeitet nahezu geräuschlos.

Bei so viel Sportsgeist könnte man meinen, der Fahrer müsse beim Komfort Abstriche machen. Mitnichten. Denn die Upside-down-Gabel mit 43 Millimeter Rohrdurchmesser, die so auch bei der aktuellen Honda Fireblade ihren Dienst verrichtet, garantiert auch bei Unebenheiten in der Fahrbahn die volle Kontrolle über das Fahrzeug.

Wenig Sicht nach hinten

Hinten sitzt ein zehnfach in Federvorspannung und Zugstufe einstellbarer Monoshock-Dämpfer mit separatem Ausgleichsbehälter und 128 Millimeter Federweg seitlich im Rahmen. Auch bei den Bremsen haben sich die Techniker bei der Fireblade bedient: Die beiden im Vorderrad radial montierten Vierkolbenbremszangen greifen auf 310 Millimeter große gelochte Bremsscheiben und sorgen im Zusammenspiel mit der hinteren Doppelkolbenzange für Verzögerungswerte auf Supersport-Niveau. Wem das nicht ausreicht, dem bietet Honda auf Wunsch und gegen Zuzahlung von 600 Euro das bekannte Combined-ABS.

Wenn es überhaupt etwas an der CB 1000 R auszusetzen gibt, dann sind es die Rückspiegel, in denen man außer den eigenen Oberarmen so gut wie nichts sieht. Und: Nicht sonderlich gelungen, weil schlecht ablesbar, ist das voll digitalisierte Cockpit. In diesen Tagen kommt die neue Honda CB 1000 R zu den Händlern - für 10.090 Euro gibt es dann ein außergewöhnliches Naked Bike und jede Menge Adrenalin.

© SZ vom 17.05.2008/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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