Blech der Woche (73): Peugeot 402:Ein echter Oldtimer

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Alle Autos, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden, sind keine Oldtimer, sondern liebevoll gepflegte Gebrauchtwagen - der Verfechter dieser provokanten These weiß, wovon er redet.

In der Serie "Blech der Woche" stellt die Redaktion von sueddeutsche.de Old- und Youngtimer vor - frei nach den Motti: Alte Liebe rostet nicht, oder: Liebe geht durch den Wagen. Schließlich ist die Beziehung von Mensch und Maschine eine unendliche Geschichte voller Leidenschaften.

Mehr als 60.000 Exemplare des Peugeot 402 stellte die Fabrik in Sochaux in zwei Baureihen her, bevor der Zweite Weltkrieg 1940 die Einstellung der Produktion erzwang. (Foto: Foto: Carsablanca)

Entstanden ist diese Leidenschaft eher durch Zufall. Im Jahr 1992 suchten Michael Kreuz und seine Frau nach einem Oldtimer - "ohne genau zu wissen, was es werden sollte. Per Zufall gerieten wir dann an einen 1954er Peugeot 203." Dieser buckelförmige Zweitürer erwies sich als Glücksfall, denn in den folgenden vierzehn Jahren legte die Limousine rund 50.000 Kilometer zurück, inklusive der dreimaligen Teilnahme an der "2000 km durch Deutschland" - bis ein unverschuldeter Unfall auf der Autobahn ihn so nachhaltig beschädigte, dass seine Wiederherstellung Jahre dauern sollte. Allein die Suche nach einem hinteren Kotflügel zog sich über ein Jahr hin.

Inzwischen hatte sich Michael Kreuz zielgerichtet auf die Suche nach einem Vorkriegs-Peugeot begeben und war im Jahr 2000 auf eine Annonce im Internet gestoßen, in der eine Peugeot 402 Limousine, Baujahr 1937, angeboten wurde. "Das Fahrzeug befand sich scheinbar in einem akzeptablem Zustand" erinnert sich Michael Kreuz. "Als der Wagen nach Besichtigung und Probefahrt gekauft war, stellte sich allerdings heraus, dass noch sehr viel an Karosserie und Technik zu beheben war."

Das verwundert im Nachhinein nicht, denn der zu diesem Zeitpunkt deutlich über 60 Jahre alte Peugeot war bis vor kurzem noch in Frankreich im täglichen Einsatz geschunden worden - und die meisten Franzosen haben zu ihren fahrbaren Untersätzen nun einmal ein recht pragmatisches Verhältnis. "In dieser Phase begann ich, Anschriften der Besitzer von Vorkriegs-Peugeots (zunächst nur 302 und 402) zu sammeln, was sich dann zum Deutschen Peugeot Vorkriegs Register mit inzwischen rund 250 Mitgliedern mit über 280 Fahrzeugen entwickelt hat," erläutert Michael Kreuz.

Zur gleichen Zeit begann der Schwabe mit der Vollrestaurierung des 402, die sich über rund zweieinhalb Jahre hinzog. Dabei entstand unter anderem die Inneneinrichtung komplett neu, alte Fotos dienten als Vorlage. Bei der Lackierung entschied sich Michael Kreuz für eine Farbkombination, die Ende der Dreißiger Jahre die Pariser Taxis schmückte. Ab Werk wurden Zweifarblackierungen seinerzeit nicht angeboten.

Blech der Woche (73): Peugeot 402
:Ein echter Oldtimer

Alle Autos, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden, sind keine Oldtimer, sondern liebevoll gepflegte Gebrauchtwagen - der Verfechter dieser provokanten These weiß, wovon er redet.

Mit dem 402, dessen Produktion bereits 1935 anlief, stellte Peugeot das erste europäische Serien-Automobil im Stromlinien-Design vor. Als Vorbild diente offenbar der im Jahr zuvor präsentierte Chrysler Airflow. Im Gegensatz zu diesem war der 402 jedoch ein Erfolg, auch wirtschaftlich. Mehr als 60.000 Exemplare stellte die Fabrik in Sochaux in zwei Baureihen her, bevor der Zweite Weltkrieg 1940 die Einstellung der Produktion erzwang.

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Das Exemplar, das seit nunmehr fast zehn Jahren im Hause Kreuz beheimatet ist, stammt aus der ersten Baureihe. Sein Zweiliter Vierzylinder Reihenmotor mit hängenden Ventilen leistet 58 PS (die späteren Modelle hatten 2,2 Liter Hubraum, was für vier Pferdestärken mehr sorgte). Als besonders fortschrittlich galt seinerzeit die Einzelradaufhängung an den Vorderrädern.

Optisch fällt vor allem die Positionierung der Hauptscheinwerfer auf: Sie sitzen nicht, wie seinerzeit üblich, frei auf oder über den vorderen Kotflügeln, sondern befinden sich windgeschützt hinter dem Kühlergrill. Zugänglich sind sie lediglich bei geöffneter Motorhaube. "Die Gestaltung des 402 ist reinstes Art Déco", erklärt Michael Kreuz. "Seine Form unterscheidet ihn von jedem anderen Pkw, egal, ob davor oder danach gebaut - und ich finde sie bis heute einfach schön!"

Das erklärt auch, warum der mittlerweile 51-jährige Versicherungsmakler inzwischen einen weiteren 402 sein Eigen nennt, und zwar in der extrem seltenen Eclipse-Ausführung: Das erste Serienfahrzeug mit voll versenkbarem Stahldach, sozusagen der Urahn der heutigen CC-Modelle (was Peugeot selbst in einem TV-Werbespot in Erinnerung ruft). Doch bis dieses äußerst rare Stück fertig restauriert sein wird, dürften noch einige Jahre ins Land gehen.

Peugeot 402: Bauzeit 1935 - 1938; Zylinder: 4; Hubraum: 1991 ccm; Leistung: 58 PS; Höchstgeschwindigkeit 125 km/h; Verbrauch: ca. 8,7 Liter/100 km

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