100 Jahre Audi:Zwischen Kampf und Krise

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Heute feiert Audi seinen 100. Geburtstag. Die Ingolstädter Automarke blickt auf eine bewegte Geschichte zurück.

Jörg Reichle

Kaum begonnen, schon zerronnen: Nur zehn Jahre, nachdem der Maschinenbauingenieur August Horch 1899 in Köln seine eigene Automobilfabrik eröffnet hatte, die Horch & Cie. Motorwagen Werke, war es auch schon wieder vorbei mit dem Autobau. Horch, mittlerweile nach Zwickau in Sachsen übersiedelt, wurde 1909 von den eigenen Kaufleuten fristlos gekündigt - weil man sich nicht über Budgets einigen konnte.

Ein legendärer Horch: der Front Roadster aus den dreißiger Jahren (Foto: Foto: oh)

Doch der 41-Jährige ließ sich nicht unterkriegen. Allerdings war die Idee, am selben Ort unter demselben Namen nochmal anzufangen, eher keine gute. Prompt klagten die Herren der alten Firma den Schutz des Markennamens erfolgreich ein. Was tun? Rettung brachte der Sohn eines Geschäftspartners. Der neunmalkluge Pennäler erkannte die Verbindung zwischen Horch (höre!) und dem lateinischen Imperativ "audi". "Es war heraus", erinnerte sich Horch später, "und wir saßen schlichtweg begeistert da." Die neue Marke hatte ihren Namen.

Der erste Audi kam im Mai 1910 auf den Markt. Die Absatzkrise 1907/1908 war gerade überstanden, da durfte man sich Hoffnung machen, ein offenes Vierzylindermodell mit 2,6 Liter Hubraum und 10/22 PS auch an den Mann zu bringen. Nachträglich wurde dieser erste Audi als Modell A bekannt, es folgten Neuheit für Neuheit die Großbuchstaben des Alphabets, 1921 war man bei K angelangt, nebenbei das erste linksgesteuerte Auto in Deutschland.

Es folgte 1923 der Typ M mit Sechszylindermotor, 1927 der Audi Imperator mit acht Zylindern. Da streckte allerdings bereits die Wirtschaftskrise ihre Krallen aus. Schlechte Zeiten also für Luxusautos.

100 Jahre Audi: Wie alles begann
:Zwischen Kampf und Krise

Nur zehn Jahre nach dem Start war es erst einmal schon wieder vorbei mit dem Autobau. Audi kämpfte sich trotzdem nach oben.

Im August 1928 übernahm Jörgen Skafte Rasmussen, Besitzer der Zschopauer Motorenwerke (DKW), die Aktienmehrheit der Audi-Werke AG und gliederte das Unternehmen ein Jahr später in sein Imperium ein, gerade noch rechtzeitig vor dem großen Börsencrash. Weil in der Folge der Markt für große Autos wie den Typ M zusammenbrach, ließ der neue Eigentümer bei Audi eben einen kleinen DKW-Wagen mit Frontantrieb entwickeln.

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:Im Zeichen der Ringe

Audi feiertem 2009 seinen 100. Geburtstag. Die Marke mit den Ringen hat viele Hochs und Tiefs durchlebt, aber auch mehr als einmal Automobilgeschichte geschrieben. Ein Rückblick in Bildern

Doch die wirtschaftliche Lage blieb angespannt. Um nach der Krise die Produktion auszuweiten, die Fertigungsanlagen zu modernisieren und den Absatz zu fördern, war Konzentration gefragt. Also schlossen sich auf Betreiben der sächsischen Staatsbank Ende Juni 1932 die Audi-Werke, die Horch-Werke und die Zschopauer Motorenwerke (DKW) zur Auto Union AG zusammen. Gleichzeitig wurden auch noch die Wanderer-Werke übernommen.

Damit war Deutschlands zweitgrößter Automobilkonzern perfekt, mit Sitz in Chemnitz. Jede der vier Marken, symbolisiert vom Markenzeichen der vier Ringe, war in sich selbständig und erhielt ein spezielles Marktsegment zugeordnet - Audi sollte künftig die Modelle der gehobenen Mittelklasse entwickeln und bauen.

Im Grunde begann damit ein Modell, das heute noch die Kraft der Logik entfaltet. Unter Nutzung der Konzernsynergien entstand 1933 zunächst der Audi Front Typ UW. Das Know-how für den Frontantrieb stammte von DKW, der Motor von Wanderer, gebaut wurde im nahen Horch-Werk. 1935 folgte der elegante Front 225, drei Jahre später der 920. Erfolgreich waren beide. Bis Kriegsausbruch. Im April 1940 lief der letzte Audi vom Band.

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Fünf Jahre später lag Europa am Boden, die in der sowjetischen Besatzungszone gelegene Auto Union wurde enteignet, die Anlagen demontiert, führende Mitarbeiter waren längst nach Bayern geflüchtet. In der Garnisonsstadt wurde Ende 1945 zuerst ein Depot für Auto-Union-Ersatzteile eingerichtet, im September '49 entstand die neue Auto Union GmbH, wo zunächst aber nur DKW vom Band liefen - kleine Laster und Motorräder, später auch mittlere Personenwagen -, alle mit Zweitakt-Motor.

Erst als die Deutschen davon im Wortsinne die Nase voll hatten und die Verkaufszahlen Anfang der sechziger Jahre ins Bodenlose fielen, war der Weg bereitet für die Auferstehung der Marke Audi. Vorübergehend noch Tochter von Daimler-Benz, schlüpften die Ingolstädter 1965 unter das Dach von VW. Noch im selben Jahr, nach einem Vierteljahrhundert Unterbrechung, erschien mit dem 72 wieder ein Audi.

© SZ vom 6.7.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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