Autozulieferer:Conti will Werk Gifhorn bis Ende 2027 schließen

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Das Continental Logo hängt an einer Wand nahe der neuen Zentrale in Hannover. (Foto: Melissa Erichsen/dpa)

Die Produkte des Conti-Bremsenwerks in Gifhorn werden auch in E-Autos gebraucht. Doch die Kosten bekam der Standort nicht in den Griff. Jetzt zieht der Zulieferer die Reißleine. Die IG Metall übt scharfe Kritik.

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Gifhorn/Hannover (dpa/lni) - Der Automobilzulieferer Continental will sein defizitäres Werk in Gifhorn bis Ende 2027 schließen. Bereits im kommenden Jahr soll mit der schrittweisen Verlagerung der Produktion begonnen werden, kündigte das Unternehmen am Freitag an. Betroffen seien zunächst 450 der insgesamt rund 900 Mitarbeiter am Standort.

Grund sei der zunehmende Kostendruck, sinkende Nachfrage und die nicht wettbewerbsfähige Kostenstruktur vor Ort, hieß es. Der Standort, an dem Bremsen und Komponenten unter anderem für E-Autos von VW hergestellt werden, schreibt früheren Angaben zufolge trotz guter Auslastung seit Jahren rote Zahlen.

Thorsten Gröger, IG-Metall-Bezirksleiter Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, übte scharfe Kritik. „Offenkundig hat Continental die Transformation der Automobilbranche in Gifhorn verschlafen und es verpasst, nachhaltige Alternativen in Zeiten des Strukturwandels zu schaffen. Wer im Blindflug navigiert, kann nicht sicher durch die Transformation steuern.“ Jetzt gehe es darum, „möglichst allen“ Beschäftigten schnell eine Perspektive zu geben. „Das ist unsere klare Erwartungshaltung an das Unternehmen.“

Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Hannover sagte, die Landesregierung sei im Kontakt mit Continental. „Für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen und den Standort insgesamt sollen Perspektiven entwickelt werden“, sagte Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD). „Hier ist viel Know-how am Standort, die Beschäftigten sind hochqualifizierte Fachkräfte.“ Ziel sei es, ihnen „eine möglichst direkte und ortsnahe Weiterbeschäftigung zu ermöglichen“.

Das Werk war 1998 mit der Übernahme des Bremsenherstellers Teves zu Continental gekommen. Im ersten Schritt soll nun die Fertigung von Luftversorgungssystemen und das Ersatzteilgeschäft an andere Conti-Standorte verlagert werden. Die Fertigung von Ventilblöcken und Kolbentöpfen soll dann bis Ende 2027 an externe Zulieferer ausgelagert werden.

Ziel sei es, möglichst viele der Arbeitsplätze zu erhalten, kündigte Personalvorständin Ariane Reinhart an. „Es ist unsere feste Absicht, möglichst viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Arbeit in Arbeit zu bringen, also den nahtlosen Übergang in eine neue Beschäftigung innerhalb von Continental oder auf dem externen Arbeitsmarkt zu ermöglichen.“ Hierzu sei man bereits mit Firmen in der Region im Gespräch. Zudem suche man nach Fremdfirmen, die sich am Standort ansiedeln könnten.

Für das Werk Gifhorn war 2015 mit der IG Metall eine Standortsicherung bis Ende 2025 und eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2023 vereinbart worden. Seit Monaten wurde darum gerungen, wie es danach weitergeht.

© dpa-infocom, dpa:230707-99-316321/5

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