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Interview

„Berge sind für mich Freiheit“

Für Laura Dahlmeier, eine der erfolgreichsten Winterathletinnen aller Zeiten, hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen

„Berge sind für mich Freiheit“

Biathlon-Legende Laura Dahlmeier trifft man heute in den Garmischer Bergen statt in der Loipe. Foto: Daniel Hug

Laura Dahlmeier lief anderen in der Loipe buchstäblich wie symbolisch jahrelang auf und davon. Im Biathlon holte sie in nur wenigen Jahren so viele Erfolge, dass der Konkurrenz oft nur das Staunen übrigblieb. Neunmal Gold, dreimal Silber und sechsmal Bronze bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Und was hätte sie noch alles gewinnen können, stellte sie doch gerade mal mit Mitte Zwanzig die Langlaufski in die Ecke und hängte das Gewehr an den Nagel. Kaum ein paar Jahre sind seitdem vergangen, und sie hat schon den staatlichen Berg- und Skiführer absolviert, klettert professionell im hochalpinen Gebirge und unternimmt Expeditionen. Damit nicht genug, glänzt die 30-Jährige auf dem Bike wie bei Trails am Berg, studiert Sportwissenschaften, hat ein Buch herausgebracht, engagiert sich ehrenamtlich und steht auch noch als Expertin vor der Kamera. Eine Frau, die im Sport wie im Leben ins Schwarze trifft. Wie sie all das schafft, beziehungsweise unter einen Hut bringt, darüber sprachen wir mit ihr.

Frau Dahlmeier, man kann wohl beim Anblick dessen, was Sie in jungen Jahren schon alles auf die Beine gestellt haben, kaum behaupten, Sie würden Zeit vergeuden?

Ja, ich mag es eben ganz gerne effektiv. Ich nutze die 24 Stunden aus, die der Tag bietet. Zum Beispiel bin ich heute zu einem Termin mit dem Rennrad – hin 60 und zurück 60 Kilometer.

Woraus schöpfen Sie derart viel Energie?

Ich glaube, es kommt darauf an, in welcher „Bubble“ man sich aufhält. Im Leistungssport sind solche Leistungen praktisch normal. So gesehen ist das also keine große Sache. Aber es gibt natürlich Grenzen, wie neulich bei einer Bergtour auf 7105 Meter – auf den Pik Korschenewskaja in Tadschikistan.

Da kam auch eine Laura Dahlmeier an ihre Grenzen?

Schon. Die Luft war ganz schön dünn. Aber es ging noch ohne Sauerstoff.

Man kann fast sagen: Noch nie hat jemand in so wenigen Jahren so viel im Sport gewonnen. Warum haben Sie dennoch so früh Ihre Biathlon-Karriere beendet?

Wer weiß, wer nicht schon alles was in welcher Zeit gewonnen hat. Ich bin so dankbar, dass ich diesen Sport so intensiv leben durfte, es war einfach perfekt. Aber ich habe gemerkt, dass die Zeit reif für etwas Neues ist.

Die Deutschen sind biathlon-verrückt. Fehlt Ihnen die Ihnen damals entgegengeschwappte Begeisterungswelle heute nicht ein wenig? 

Ehrlich gesagt nicht. Dies war nie der Hauptgrund, warum ich mit dem Sport begonnen habe. Es macht viel Spaß, erfolgreich vor einem gigantischen Publikum laufen zu dürfen, aber alles hat seine Zeit, es ist gut so wie es ist. 

Dass sie mit dem Leistungssport aufgehört hat, bereut Laura Dahlmeier nicht. Mit der für sie typischen Willensstärke und Ausdauer geht sie ihre nächsten Ziele an: Sie ist Ski- und Bergführerin, sie studiert und läuft in der Freizeit Bergtrails. Foto: Daniel Hug

Wie schafften Sie es, derart überlegen zu sein? Verraten Sie uns Ihr Geheimnis?

Das eine Geheimnis gibt es nicht. Ich war allerdings schon mit dem nötigen Talent gesegnet. Dazu kam das knallharte, tägliche Training – genauso aber auch die Gabe, auf seinen Körper zu hören und diesem Gefühl Vertrauen zu schenken und letztendlich danach zu handeln. Nicht zuletzt braucht es zudem die richtige Willensstärke.

Bei all diesen Siegen – Hand aufs Herz – welcher war der schönste?

Das ist schwer zu sagen. Auf der einen Seite war da der Gesamtweltcupsieg, denn dafür ist Konstanz vom ersten bis zum letzten Rennen unabdingbar, und da bin ich stolz darauf. Auf der anderen Seite natürlich die drei Medaillen bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang – und da war wiederum die Goldmedaille im Sprint ein wenig gleicher unter den Gleichen.

Momentan studieren Sie Sportwissenschaften. Warum gerade dieses Fach?

Ich bin einfach der vom Sport komplett begeisterte Typ. Und nach meiner Biathlonkarriere wollte ich mich eingehender und umfassender mit dem Thema und den Hintergründen beschäftigen. Dieses Jahr haben Sie zudem den staatlichen Berg- und Skiführer bestanden.

Sicher mit Bravour?

Ja – geschafft. Und das in nur zweieinhalb Jahren, und nicht nur deshalb war es eine sehr intensive Zeit.

Eine Ihrer Leidenschaften ist ja das Klettern. Wo hängen Sie dabei so ab?

Eigentlich überall, aber vorwiegend in steilen Wänden. Die Vielseitigkeit beim Klettern fasziniert mich dabei besonders. Und am liebsten hänge ich dabei in meinem heimatlichen Wettersteingebirge ab.

Sie waren auch schon auf Expeditionen, welche?

War ich, und dass teils auch schon während meiner Biathlonkarriere. Etwa in den Vereinigten Staaten, in Peru und weiteren Ländern Südamerikas, und auch in Nepal, im Iran, in der Türkei und in Georgien, Russland und neulich eben auch in Tadschikistan. 

Geschafft: Der Pik Korscheneskaya in Tadschikistan war auch für eine Top-Sportlerin wie Laura Dahlmeier mal was ganz anderes. Foto: Dahlmeier

Und das absolute Höhenbergsteigen, also die 8000er – stehen Sie da ebenfalls bald mal oben?

Das ist nicht so ganz mein Ding oder mein Stil. Ich gehe lieber einsamere Routen und die reine Höhe ist nicht alles beim Bergsteigen. Die 8000er sind heutzutage so verplant beziehungsweise geplant – das reizt mich nicht so. Beim Bergsteigen bin ich vor allem auf der Suche nach Freiheit.

Steilwände, höchste Schwierigkeitsgrade… kennen Sie denn gar keine Angst?

Doch, natürlich kenne ich die. Angst ist ein ganz normaler Reflex, eine sinnvolle Warnung. Panik geht allerdings in einer nahezu senkrechten Wand gar nicht. Ein Quantum Angst ist normal. So mag ich es gerne, die Dinge unter Kontrolle zu haben. Soll ich beim Training allerdings die Griffe loslassen und in das Seil springen, wird mir schon mulmig. 

Eine naturbelassene Wildnis: Neulich war Laura Dahlmeier auf Skitour auf dem fast 4000 Meter hohen Kackar Dagi, dem höchsten Berg des Pontischen Gebirges (Türkei). Foto: Daniel Hug

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsgipfel?

Den gibt es freilich, aber ich verrate ihn besser nicht.

Wieso nicht? Na, dann wird es da oben womöglich zu voll. Generell sind nämlich die Gipfel, auf denen ich alleine sitzen kann, die schönsten.

Eine weitere Stärke von Ihnen sind Trails. Wie muss man sich solche Trailrunning-Wettbewerbe vorstellen?

Anstrengend und spannend. Ich bin schon immer gerne gelaufen. Und in meiner Region, den Garmischer Bergen, sind solche Trails oder Bergläufe ganz normal, drängen sich als Wettbewerb förmlich auf. Es wird jedoch kein neuer Leistungssport für mich werden – das im Kreis laufen im Biathlon, so schön es war, hat da gereicht.

Wir dürfen annehmen: Sie haben bereits welche gewonnen?

Ja. Beim Zugspitz-Ultratrail war ich Zweite. Und den Karwendelmarsch konnte ich sogar gewinnen.

Ultra…? Klingt richtig anstrengend und somit typisch nach einer Laura Dahlmeier?

Das ging noch. Richtig erschöpft war ich bei der Patrouille de Glacier, einem Skitourenrennen mit gut 4000 Höhenmetern und über etwa 60 Kilometer.

Per Bike sind Sie außerdem viel unterwegs, etwa wie heute vor unserem Gespräch?

Klar. Radfahren ist eine prima Sache. Es macht mir Spaß, und es bringt einen zudem ganz praktisch von A nach B und wieder zurück, wie heute.

Apropos Fahren: fahren Sie im Winter lieber alpin oder geht’s eher in die Loipe?

Genau genommen weder noch. Ich gehe am liebsten auf Skitour und das bei Powder, also bei frischem Schnee.

Sie gelten als sehr heimatverbunden und sind unter der Zugspitze aufgewachsen. Inwieweit hat Sie das geprägt?

Es ist wichtig zu wissen, woher man kommt und damit meine ich, wo die Familie ist und wo die Freunde sind, mit denen man groß geworden ist. Zudem ist Heimat für mich diese riesige alpine Spielwiese, dort bin ich wirklich zu Hause. Einen Ort ganz ohne Berge könnte ich mir einfach nicht vorstellen.

Der Begriff Heimat ist für Sie somit essenziell. Auf eine kurze Formel gebracht…?

… ist Heimat für mich da, wo die Berge sind.

Sie machen auch ehrenamtlich eine Menge.

Das mache ich. Ich versuche einfach, so der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Etwa bei der Garmischer Bergwacht. Da rettet man Menschen aus der Bergnot. Ich engagiere mich auch für die Eagle Wings Foundation, somit wieder passend, denn es geht um den Umwelt-, Klima- und Artenschutz in den Alpen. Drittens unterstütze ich die Initiative Oberland, meine Güte, schon wieder somit etwas Alpines, wenn man so will. Bei dieser Initiative geht es um die Unterstützung geflüchteter Exil-Tibeter.

Mit Ende Zwanzig haben Sie bereits ein Buch herausgebracht, Titel „Wenn ich was mach, mach ich’s gscheid“. Worum geht es darin?

Eine Art Abriss von meinem bisherigen Leben. Zum Beispiel, warum ich so früh mit dem Biathlon aufgehört habe. Vor allem aber, was ich jetzt und warum ich es nun mache, wie etwa die alpinen Expeditionen. Aber auch Themen wie Herausforderungen meistern und sich wieder und wieder für neue Ziele motivieren.

Es soll bewusst keine Biografie sein?

Genau. Mit Ende Zwanzig schreibt man doch keine Biografie.

Wenn man schon so viel erlebt hat wie Sie, vielleicht schon?

Ja, wer weiß, womöglich irgendwann doch noch.

Fast schon nebenbei sind Sie auch im TV als Biathlonexpertin zu sehen. Dürfen wir uns auch diesen Winter auf Sie freuen?

Klar. Gemeinsam mit Sven Fischer werde ich wieder vor der Kamera stehen. Da freue ich mich darauf, denn nicht zuletzt bleibe ich so als Moderatorin dem Biathlon verbunden. Mitmachen muss ich aber wirklich nicht mehr. Ihr Lebensmotto lautet? „Scheiß da nix, dann feid da nix“. 

Ganz natürlich geblieben: Laura Dahlmeier. Foto: Daniel Hug

Ihre Energiequellen und Kraftorte sind…?

… die Berge, was sonst!

Ihre Pläne für die nahe Zukunft sind…?

… dazu passend: dass ich eine gute Zeit in der Bergwelt haben darf.

Und was macht Laura Dahlmeier in 30 Jahren?

Da werde ich hoffentlich noch genauso glücklich, gesund und fit wie jetzt in den Bergen herumspringen!

Interview: Christoph Trick

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