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FREUDE pur

Golf-Glosse

Stilvoll scheitern

Golf ist eine Übung in Demut und Respekt. Unsere Autorin kann ein Lied davon singen

Stilvoll scheitern

Foto: Adobe Stock

„Ich kann gar nicht sagen, was ich an Golf mag. Immer, wenn du denkst, du hast es im Griff, überzeugt es dich vom Gegenteil. Ich bin nur bekloppt genug, es weiterzuspielen.“ (Clint Eastwood)

Es gibt viele Vorurteile übers Golfen. Eines davon lautet, dass Golf ein entspannter Sport ist, wobei Sport gern in Anführungszeichen gesetzt wird. Man schlendert übers Green, schlägt mit Schwung kleine Bälle ins Nirwana, trifft unscheinbare Löcher, trägt Poloshirts und weiße Shorts und schwitzt nie. Ist da was dran?
Auf keinen Fall. Jede und jeder, die oder der Golf spielt, weiß, dass beim Golf so gut wie nichts rund läuft, der kleine Ball hat seine Tücken, die weniger mit der Schwerkraft als mit einem Dämon zu tun haben müssen. Er saust rechts (Slice) oder auch mal links (Hook) ums Eck, wenn man ihn in perfekter Haltung kerzengerade anschlägt. Danach verschwindet er im Bunker oder noch schlimmer im Rough, wo man ihn dann im Gestrüpp suchen muss, oder, am allerpeinlichsten, er bleibt stur liegen und tut so, als hätte man ihn gar nicht getroffen. „Oops, I Did It Again“, kann man da nur Britney Spears zitieren, deren Schläger einmal mitsamt Ball weggeflogen ist, garantiert in zwei Richtungen.

Ok, solche grandiose Fehlschläge gelingen vor allem Anfängern. Sie stehen trotz bestandener Platzreife besonders unter Druck, auch weil sie ständig das Gefühl haben, verfolgt zu werden. Ist der Flight hinter ihnen noch auf Abstand?
Oder beginnt sich das nachrückende Team zu langweilen? „Wenn die da am Anschlag stehen und du brauchst noch einen Schlag und noch einen“, sagt Sabine, Golferin aus Hamburg, „dann steht dir schon der Schweiß auf der Stirn, obwohl du dich kaum bewegt hast.“ Das Großhirn arbeitet auf Hochtouren – schlechteste Voraussetzung für entspanntes Golfen.

Wie geht man mit dem Leistungsdruck im Golf am besten um? Entschuldigt man sich, bevor man überhaupt was gemacht, geschweige denn etwas falsch gemacht hat?
Beginnt man laut zu fluchen und schmeißt sein Besteck mit Schwung in den nächsten Tümpel? Denn irgendetwas oder -jemand muss ja schließlich die Schuld am eigenen Versagen tragen, und sei es der neue teure Schläger, der arrogante Golf-Pro oder die Bälle, die einfach tun, was sie wollen. Da liegt die Erkenntnis nah, dass sämtliche Fehler beim Golfen nur bei einem selbst liegen können. Man scheitert, weil man zu viel gedacht und zu wenig vertraut hat, oder auch, weil Scheitern beim Golf in der Natur der Sache liegt. Warum dann nicht dazu stehen? Bekanntlich sind die besten Clubabende diejenigen, in deren Verlauf man sich genüsslich erzählt, warum man seinen Score versaut hat, aus dem besseren Handycap NIE was wird und man dennoch weitermacht. Einfach, weil mano bekloppt ist und das Spiel draußen, seine komplexen Regeln und die exakte Arbeit auf dem Rasen so sehr liebt.

Mit dem eingangs zitierten Clint Eastwood befindet man sich da in keiner schlechten Gesellschaft, nicht wahr?
Außerdem sollte einen das schöne Scheitern erst recht darin bestärken, tapfer dranzubleiben. Golfüben ist Golfüben plus Scheiternüben. Ein Golf-Pro hat einmal gesagt, dass Golf nicht das Resultat gelungener Schläge, sondern die Summe der genauesten Fehlschläge sei. Der mit den geringeren Fehlern gewinnt. Das ist doch mal eine entspannte Haltung.

Lektüretipp:

David Niven, Coma. Heyne Hardcore, 2009. Der Held dieses Golfromans fällt nach einem Kopfball ins Koma und wacht radikal verwandelt wieder auf. Golf beherrscht er nun perfekt, aber andere Dinge irritieren doch arg.

Anna Sinnwell

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