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Golf Geschichte

Historisch eingelocht

Golf ist schon seit vielen Jahrhunderten an unterschiedlichsten Orten auf der Welt beliebt

Historisch eingelocht

Foto: Adobe Stock

Sucht man im Internet danach, wer das Golfen erfunden hat, scheint zunächst alles klar zu sein: „ein Ballspiel schottischer Herkunft, bei dem ein kleiner Hartgummiball mit unterschiedlich geformten Schlägern auf verschieden langen Bahnen in ein kleines Loch im Boden zu bringen ist“, heißt es qua Definition unter anderem bei golfsportmagazin.de. Demnach waren es gelangweilte schottische Schafhirten, die nebenbei als Zeitvertreib im 13. Jahrhundert das Golfspielen erfanden. Mit Stöcken hätten sie Kiesel in natürliche Ziele gestoßen, schreiben schottische Historiker. Daraus hätte sich das Golfen – wie wir es kennen – entwickelt. Das altschottische Wort „to gowff“, das soviel wie „schlagen“ bedeutet, sei die Urform des „Golf“. Doch bei genaueren Recherchen erkennt man, dass die Meinungen von Historikern auseinandergehen, was den Ursprung des Spiels angeht.

So sieht Dr. Heiner Gillmeister, Sporthistoriker und Dozent für englische Linguistik und Literatur des Mittelalters an der Universität Bonn, die Ursprünge des Golfens in den Niederlanden. Denn da wurde 1297 ein Spiel namens „Kolven“ oder „Ket Kolfen“ erwähnt. „Kolf“ war dabei der Schläger. Allerdings wurde auch hier der Ball nicht eingelocht, sondern möglichst auf vereistem Untergrund gegen einen Holzstab geschlagen. Kritiker meinen daher, das Spiel sehe eher nach Eishockey ohne Torwart aus.

Blickt man weiter in die Geschichte, scheinen noch ganz andere Ursprünge des Golfens plausibel. Dank ägyptischer Papyruszeichnungen etwa: Demnach hatte schon Pharao Thutmosis III. um 1400 vor unserer Zeitrechnung Bälle mit einem Holzschläger geschlagen. Allerdings lief auch hier nicht der Pharao den Bällen hinterher, um sie einzulochen. Sklaven brachten die geschlagenen Bälle dem Pharao wieder zurück, wie auf den Papyrusrollen verbürgt ist. Andere Historiker verorten die Ursprünge des Golfens bei den Römern, bei denen es Darstellungen gibt, die Männer zeigen, wie sie mit Stöcken Bälle vorantreiben.

Auch aus Japan und China gibt es Überlieferungen aus dem 8. und 9. Jahrhundert, bei denen mit Holzschlägern Bälle geschlagen wurden. Bleibt wiederum die Frage, ob tatsächlich eingelocht wurde. Die frühen Darstellungen seien wohl eher Vorläufer des Hockeys, meinen Historiker. Im Neapel des 16. Jahrhunderts und später in Frankreich spielte man zwischen Sandhügeln und Wiesen das „Jeu de Mail“, aus dem das heutige Cricket-Spiel hervorging. Auch da wird bekanntlich nicht eingelocht. Dennoch wird es manchmal als Vorläufer des Golfspiels erwähnt.

Schottland – Eine Wiege des Golfens

Der wahrscheinlichste Geburtsort des Golfens lässt sich jedenfalls eingrenzen: das kleine Königreich „Fife“, in der Nähe des heutigen St. Andrews beim schottischen Edinburgh soll es gewesen sein. Dort steht nicht nur ein berühmtes Internat, an dem zahlreiche gekrönte, britische Häupter büffelten, sondern dort wurde auch einer der berühmtesten Golfplätze der Welt gebaut. Die „Leith Links“ in der Dünenlandschaft am Meer war einer der ersten Golfplätze der Welt. Er bestand nach einer Erwähnung aus dem Jahr 1552 aus fünf Löchern. 1560 wurde der Golfplatz allerdings zum Kriegsplatz, als Engländer in der sogenannten „Siege of Leith“ die schottische Küste belagerten.

legendären Royal Liverpool Golfclub

Bevor die Amateurmeisterschaften im legendären Royal Liverpool Golfclub begannen, fand dort 1902 „The Open Championship“ statt, wo englische auf schottische Amateure trafen. Das Spiel bestand aus zehn einzelnen Partien über 36 Löcher. Es gewann der Schotte Alexander „Sandy“ Herd. Foto: Adobe Stock

Den berühmten Golfplatz gibt es auf 18 Löcher erweitert noch heute. Betrieben wird er von der Honourable Company of Edinburgh Golfers, die aus den Gentlemen Golfers of Leith hervorgingen und zu den ältesten Golfclubs der Welt zählt. Die Namen deuten darauf hin, dass das Golfen schon damals etwas Elitäres hatte. Die Gentlemen of Golfers waren es auch, die auf Druck des Rates der Stadt Edinburgh hin die ersten Golfregeln verfassten. Im Gegenzug spendete der Rat einen silbernen Löffel für ein jährlich stattfindendes Wettspiel. Lange Zeit galten die Ur-Regeln des Golfsports als verschollen. Erst 1937 wurden sie in einer Sammlung alter Protokolle wiederentdeckt.

Das erste internationale Frauen-Golfturnier fand 1893 im Royal Lytham & St. Annes Golf Club in der Grafschaft Lancashire statt

Golfspielerinnen um 1900. Das erste internationale Frauen-Golfturnier fand 1893 im Royal Lytham & St. Annes Golf Club in der Grafschaft Lancashire statt. Aber schon viele Jahrhunderte vorher soll auch Frauen die Spielleidenschaft gepackt haben: Angeblich griff sogar die schottische Königin Maria Stuart im 16. Jahrhundert zu Schläger und Ball. Foto: Adobe Stock

Der Streit um das Ursprungsland des Golfens wurde mehr als 100 Jahre nach den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Briten und Schotten in Leith im Jahr 1681 bei einer Partie Golf schon einmal ausgetragen. Zwei englische Adlige aus dem Gefolge des Herzogs von York (der spätere englische König Jakob II. und gleichzeitig schottische König Jakob VII.) hatten es gewagt, Golf als englischen Sport zu bezeichnen, woraufhin sie der Herzog höchstpersönlich zu der Partie herausforderte. Der Herzog gewann schließlich die Partie mit Hilfe seines Spielpartners, dem bürgerlichen John Paterson, dem er zum Dank ein Haus schenkte, das bis 1960 unter dem Namen Golfers Land existierte. Nebenbei blieb Schottland übereinstimmend das Urland des Golfens. Die Partie erschien so bedeutungsvoll, dass sogar der Caddie, der die Schläger des Herzogs trug, erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Weltweit populärer Sport

Englische Adlige waren es allerdings, die den Golfsport in die Kolonien des weltumspannenden Commonwealth brachten und das Golfen in der Oberschicht populär machten. So wurde in Indien das Golfen im 19. Jahrhundert eingeführt. Heute gibt es Hunderte von Golfplätze im ganzen Land. In Japan waren es britische Geschäftsleute, die Anfang des 19. Jahrhunderts rund um Kobe und Yokohama die ersten Golfplätze bauen ließen. Auch in den USA waren es britische Immigranten, die an der Ostküste den Golfsport einführten. Zunächst war Golfen einer wohlhabenden Elite vorbehalten. Die Größe des Landes ermöglichte es aber in vielen Bundesstaaten, Golfplätze zu bauen, was den Golfsport auch für den Mittelstand mit der Zeit erschwinglicher machte. Bis in die 1970er-Jahre galten in vielen Clubs Zugangssperren für Menschen anderer Hautfarbe, Juden wurden ebenfalls von vielen Clubs lange ausgeschlossen. Heute zählt Golfen zu einer der populärsten Sportarten des Landes. Mit rund 17.000 Golfplätzen befinden sich die Hälfte aller Golfplätze weltweit in den USA.

Auch hierzulande gibt es mittlerweile für Golfer zahlreiche Möglichkeiten, ihren Sport auszuüben, ohne die oft teuren Mitgliedsbeiträge eines Golfclubs tragen zu müssen. Golfen ist also einen Schritt weiter in Richtung Mitte der Gesellschaft angekommen, wie es Politiker formulieren würden.

Wolfram Seipp

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