Japan beruft sich, wenn es um seine Territorialkonflikte geht, gerne auf das internationale Recht. In anderen Fragen dagegen setzt sich Tokio darüber hinweg - so bisher beim Walfang. Japan hat sich stets mit einer fiktiven "Tradition" herausgeredet und behauptet, seine Jagd auf Wale in der Antarktis diene der Wissenschaft. Dem hat der Internationale Gerichtshof nun widersprochen.
Japan bezahlt seinen Fernwalfang im Südpazifik teuer - einerseits mit enormen Zuschüssen, andererseits mit Prestigeverlust. Das Urteil aus Den Haag bietet der Regierung von Premier Abe, einem Anhänger des Walfangs, nun die Chance, die Jagd einzustellen. Zumal diese Japan keinen wirtschaftlichen Nutzen bringt und auch keine echte Nachfrage befriedigt. Tatsächlich akzeptierte Japans Vertreter in Den Haag das Urteil in seiner ersten Reaktion überraschend klar.
Doch das ist nicht das letzte Wort. Der Reflex, dass man gegenüber dem Ausland nicht nachgeben darf, sitzt in Tokio tief. Ein Japan, das auch im Falle einer Niederlage das internationale Recht akzeptieren würde, wäre ein neues Japan. Eher beginnt jetzt ein Tauziehen zwischen Realisten und Walfang-Nationalisten. Letztere werden als Ausgleich wieder mit dem Walfang vor der Küste anfangen wollen oder mit dem Austritt aus der Walfangkommission drohen. Doch niemand wird sich zu einer definitiven Entscheidung durchringen. Für die Wale ist das gut genug.