Verwandte von "Lonesome George":Rückkehr der Riesenschildkröten

Verwandte von "Lonesome George": Galapagos-Schildkröten auf der Insel Santa Cruz - dort können sich die Tiere unter der Obhut von Wissenschaftlern wieder vermehren

Galapagos-Schildkröten auf der Insel Santa Cruz - dort können sich die Tiere unter der Obhut von Wissenschaftlern wieder vermehren

(Foto: Dallas Krentzel)

In den 60er-Jahren waren die Riesenschildkröten der Galapagosinsel Española kurz davor, auszusterben. Heute leben dort wieder mehr als 1000 Tiere. Für den Erfolg mussten Naturschützer allerdings zum Gewehr greifen.

Von Kai Kupferschmidt

Als der "einsame Georg" am 24. Juni 2012 tot aufgefunden wurde, war das ein Schock für viele Naturfreunde. Die Galapagos-Riesenschildkröte war vermutlich mehr als 100 Jahre alt und galt als letzte ihrer (Unter-)Art. Doch immerhin scheint es nun seinen nächsten Verwandten, den Riesenschildkröten auf der Insel Española, besser zu ergehen. Auch um sie stand es lange schlecht. Zunächst schlachteten Piraten und Walfänger die Tiere. Später setzten Fischer auf den Inseln Ziegen aus, die sich schnell ausbreiteten und den Schildkröten die Nahrung streitig machten.

1965 fanden Forscher nur noch 14 Tiere auf Española, zwei Männchen und zwölf Weibchen. Um die Art zu retten, wurden sie auf die Insel Santa Cruz gebracht, wo der Schildkrötenharem seitdem für den Fortbestand der Spezies verantwortlich ist. Sobald der Nachwuchs fünf Jahre alt ist, wird er auf Española zurückgebracht.

Forscher um den Biologen James Gibbs vom State University of New York College of Environmental Science and Forestry (SUNY-ESF) in Syracuse haben nun Daten der vergangenen 40 Jahre analysiert. Von den mehr als 2000 ausgesetzten Schildkröten lebt heute noch etwa jede Zweite, schreiben die Forscher im Fachblatt Plos One. Das sei ein unglaublicher Erfolg. "Diese Tiere waren kurz davor, auszusterben und jetzt gibt es eine Population von mehr als 1000 Exemplaren, die sich dort fortpflanzt", sagt Gibbs.

Um den Weg dafür zu ebnen, mussten Naturschützer zunächst die Ziegen beseitigen. Die Tiere hätten die riesigen Kakteen zerstört, die Schildkröten Schatten und Nahrung bieten, sagt Gibbs. Sie wurden deshalb aus der Luft und an Land gejagt. "Judas"-Ziegen, ausgestattet mit Peilsendern, führten die Jäger zu den letzten Überlebenden. Hunderttausende Ziegen wurden so in den vergangenen Jahrzehnten getötet. Auf vielen Galapagosinseln sind sie inzwischen ausgerottet, darunter auch Española. Während seine Verwandten nun ihre Heimat zurückerobern, ist Georg weiter weg von zu Hause denn je. Das ausgestopfte Tier gastiert im New Yorker Naturkundemuseum.

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