Überbevölkerung:Wie viel Bevölkerungswachstum verkraftet die Erde?

Lesezeit: 10 min

Jedes Jahr wächst die Weltbevölkerung um 80 Millionen Menschen (Foto: dpa)

Mehr als 7,5 Milliarden Menschen leben auf der Erde, jährlich werden es 80 Millionen mehr. Für die Leiterin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung ein Grund zum Handeln, aber nicht zum Verzweifeln.

Interview von Edith Luschmann

Ein kalter Wind pfeift um die Villa, in der die deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) sitzt und an der wir heute Renate Bähr, die Geschäftsführerin, auf einen Spaziergang durch Hannover abholen. Ihren Hauptsitz direkt an der Eilenriede, dem Stadtwald, hat die Stiftung dem guten Willen eines ihrer zwei Gründer - Dirk Roßmann - zu verdanken. Sie selbst ist als Entwicklungsorganisation spendenfinanziert und kämpft häufig gegen das Unbehagen, das ihre Themen - die Verlangsamung des Bevölkerungswachstums und das Recht auf freiwillige Familienplanung - bei vielen Menschen auszulösen scheinen.

natur: Frau Bähr, kann man denn noch leugnen, dass die rasant wachsende Weltbevölkerung ein Problem darstellt?

Renate Bähr: Nein. Das ist ein Problem, auf das man reagieren muss und zwar in vielfältiger Weise. Wir haben schließlich nur eine Erde und begrenzte Ressourcen. Es ist also eine Frage der Nachhaltigkeit, die ja letztendlich auch zur Gründung dieser Stiftung geführt hat. Wir wollen alle eine lebenswerte Welt haben, und dafür ist zwar zum einen die Zahl der Menschen entscheidend, zum anderen aber auch die Art und Weise, wie sie leben. Ich beobachte, dass das Thema Weltbevölkerungswachstum in letzter Zeit eine höhere Aufmerksamkeit erhält. Aber leider ist dieses Thema häufig mit Ängsten verbunden. Und das sollte es nicht sein.

Warum haben die Menschen Ihrer Meinung nach Angst? Weil sie das ­Gefühl haben, nichts tun zu können?

Auf der Welt leben heute etwa fünf Mal so viele Menschen wie 1900. Alleine in meiner ­Lebenszeit hat sich die Zahl der Menschen mehr als verdoppelt! Meiner Erfahrung nach sehen die Menschen im Weltbevölkerungswachstum meistens nur die Probleme und stecken dann den Kopf in den Sand. Ich denke, man sollte eher den Blick darauf lenken, was im Sinne einer zukunftsfähigen Entwicklung dringend getan werden müsste. Denn dass man etwas tun kann, beweisen wir mit unserer Arbeit.

Aktionsbedarf sehen Sie und Ihre Stiftung ja vor allem in Afrika, ihrem ­Arbeitsschwerpunkt. Warum?

Zwar ist Afrika derzeit nicht der bevölkerungsreichste Kontinent, aber der am schnellsten wachsende. Die Bevölkerung dort wird sich in den nächsten 30 Jahren voraussichtlich verdoppeln. Und schon heute sind 41 Prozent der Menschen jünger als 15 Jahre. Diese schnell wachsende Bevölkerung in einer schon heute von ­Armut betroffenen Region macht es so schwer, diese zu verringern. Man müsste schon jetzt zwei Millionen mehr Lehrer jedes Jahr haben, um überhaupt in der Lage zu sein, den Kindern weiterhin Schulunterricht zu ermöglichen. Nur wenn in diese Generation investiert wird, besteht die Chance, dass sie ihr Potenzial nutzt und zur Entwicklung ihres Landes beiträgt.

Und diese sozioökonomische Entwicklung wirkt sich dann wiederum auf die Bevölkerungsstruktur aus?

Die wirtschaftliche Entwicklung geht in der Regel einher mit einem Rückgang der Kinderzahl, das ist nachweisbar. Aber ­damit es dazu kommt, müssen mehrere Faktoren stimmen. Wichtig sind Investitionen in die Gesundheit, Geschlechtergerechtigkeit, Bildung und Arbeitsplätze für junge Menschen, außerdem rechtzeitige Sexualaufklärung und der Zugang zu Verhütungsmöglichkeiten. Dann kann es zur sogenannten demografischen Dividende kommen. Ein etwas kompliziertes Konzept, das in etwa besagt: Wenn Frauen selbst entscheiden können, wie viele Kinder sie bekommen, haben sie meist kleinere Familien und die Geburtenrate sinkt. Eine verbesserte Gesundheitsversorgung führt zugleich zu einer steigenden Lebenserwartung, so dass mehr Menschen länger erwerbstätig sein können. Dadurch steigt der Anteil der Bevölkerung, der einer Arbeit nachgehen kann, gegenüber dem Anteil von Kindern und alten Menschen, die versorgt werden müssen. Wenn die Bevölkerung im ­erwerbsfähigen Alter menschenwürdige Arbeit findet und die Wirtschaft wächst, erzielt der Staat höhere Einnahmen. Die kann er dann so einsetzen, dass der ­Lebensstandard der gesamten Bevöl­kerung steigt.

Gibt es denn Beispiele, in denen ­diese demografische Dividende funktioniert hat?

Thailand ist ein gutes Beispiel. Dort ­wurde die Zwei-Kind-Familie öffentlich propagiert, indem zum Beispiel Plakate mit einer Kleinfamilie gezeigt wurden. Es wurde kein Zwang ausgeübt, zugleich gab es vielfältige Angebote der Familienplanung. Oder Südkorea: Die Regierung investierte massiv in die Bildung der breiten Bevölkerung und betrieb eine vernünftige Familienplanungs- und Gesundheitspolitik. In der Folge ­sanken die Geburtenraten in den 60er und 70er Jahren drastisch. Zugleich hat Südkorea seine Bevölkerung - inklusive der Frauen - früh­zeitig ausgebildet und erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert, Wirtschaftswachstum setzte ein. Das alles kann auch in Afrika gelingen. Ein erster Schritt dafür allerdings ist es, die Geburtenrate zu ­senken.

Und das erreicht man Ihrer ­Meinung nach wie?

Das hat sehr viel mit der Gleichberechtigung der Frau zu tun. Wenn Frauen nicht arbeiten können, etwa weil sie keine Ausbildung haben oder weil ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt verwehrt bleibt, dann gibt es für sie keine Alternative zur Rolle der Mutter und Ehefrau. Deshalb begrüße ich es, dass bei den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen das Thema der Gleichberechtigung der Geschlechter ein eigenes Ziel ist. Denn das hat einen großen Einfluss, auch auf die wirtschaftliche Entwicklung.

Das heißt, hauptsächlich ist die ­Politik gefragt?

Auf jeden Fall, die Politik muss mitziehen. Und zwar die vor Ort, aber auch die ­deutsche. Im letzten Jahr hat die Bundesregierung etwa 50 Millionen Euro in ­Familienplanung investiert. Das ist nicht sehr viel, wenn man bedenkt, dass sie ­insgesamt 8,5 Milliarden Euro für Entwicklungs­­zusammenarbeit ausgibt. Aktuell besonders schwierig ist, dass die USA unter ­Donald Trump die Mittel für Familien­planung massiv gekürzt haben. Deshalb ist Deutschland jetzt umso mehr ­gefordert.

Also obwohl alle vom Bevölkerungswachstum reden, hat das Thema für die deutsche Politik eher geringe ­Relevanz?

Entwicklungsminister Gerd Müller hat die Bedeutung des Themas Bevölkerungswachstum erkannt. Aber er sieht meiner Meinung nach nicht im gleichen Maße, dass es für eine nachhaltige Bevölkerungsentwicklung absolut entscheidend ist, Jugendliche zu stärken. Dazu gehören Bildung und Gesundheitsversorgung wie auch frühzeitige Aufklärung und Verhütungsmöglichkeiten. Wir wissen zum Beispiel, dass es große Auswirkungen auf das Bevölkerungswachstum hätte, wenn sich das durchschnittliche Alter eines erstgebärenden Mädchens in Afrika nur zwei ­Jahre nach hinten verschieben würde.

Wir haben den alten Stadtwald verlassen und spazieren durch ruhige Straßen, ­gesäumt von schön ­renovierten Altbauten und bunten Fassaden. Auch eine backsteinrote Kirche liegt zwischen den Wohnhäusern und lenkt mit ihrem mächtigen Glockenturm unsere Blicke auf sich.

Wie ist denn Ihre Erfahrung gerade in stark religiös geprägten Gebieten? Für die Gottesdienstbesucher hier ist es vermutlich kein Thema, dass eine Frau verhütet. Aber in Afrika, so hört man oft, hat die Kirche mit ihren strikten Regeln noch deutlich mehr Einfluss. Ist das oft ein Problem?

Tatsächlich haben wir in unserer praktischen Arbeit in Ostafrika mit der Kirche keine schlechten Erfahrungen gemacht. Denn das, was der Vatikan sagt, ist nicht unbedingt das, was die Gläubigen vor Ort auch praktizieren. Die religiösen Führer, mit denen wir vor Ort zusammenarbeiten, sehen täglich die Folgen der fehlenden Familienplanung. Sie sind daher deutlich offener und gesprächsbereiter. Vor einigen Jahren haben wir sogar ein internationales Netzwerk von Vertretern zahlreicher Konfessionen aufgebaut, das bis heute dem Austausch und der besseren Beratung der Menschen in Sachen ­Sexualität und Familienplanung dient. Trotzdem wünsche ich mir, dass sich auch die Kirchenoberen mehr an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und ­ihnen nicht durch ihre restriktiven Vorgaben das Leben erschweren.

Schildern Sie uns doch einmal, wie ­Ihre Arbeit vor Ort aussieht. Was sind die Haupthürden, die Sie überwinden müssen?

Zuerst einmal ist unser Ansatz, dass ungewollte Schwangerschaften vermieden werden - vor allem bei Mädchen und jungen Frauen. Deshalb bieten wir Sexualaufklärung für Jugendliche und zunehmend auch ganz junge Jugendliche an, sprich solche, die unter 15 Jahre alt sind. Denn Aufklärung ist im Schulunterricht oft nicht vorgesehen. Dabei thematisieren wir Fragen wie: "Wie werde ich eigentlich schwanger?" und "Welche Möglichkeiten habe ich, eine Schwangerschaft zu vermeiden?" Es gibt ganz viele Mythen über Schwangerschaft, Periode und Sexualität. Wir ermöglichen auch Jugendlichen den Zugang zu Verhütungsmitteln. Dazu arbeiten wir mit Gesundheitsstationen zusammen. Denn diese sind zumeist überhaupt nicht darauf eingestellt, dass eine 15-Jährige kommt und sagt, sie möchte verhüten. Wir schulen das Gesundheitspersonal, so dass sie besser auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen können.

Bei dem, was Sie jetzt beschreiben, geht es viel um Information. Aber es wird auch klar, dass viele Probleme offenbar in der Gesellschaft und der kulturellen ­Prägung liegen.

Es sind in der Tat vor allem gesellschaft­liche Normen und schädliche kulturelle Praktiken wie die Beschneidung und die Frühverheiratung von Mädchen, die junge Frauen an einer freien Entscheidung hindern. Häufig darf selbst bei verheirateten Frauen der Ehemann oder die Schwiegermutter nicht wissen, dass verhütet wird. Es gibt zwar 'unsichtbare' Verhütungsmittel wie die Dreimonatsspritze, doch die sind oft nicht verfügbar oder für die Frau nicht finanzierbar. Zum anderen thematisieren wir mit den Jugendlichen in unseren Jugendklubs das Rollenverhalten von Männern und Frauen. Dabei ­arbeiten wir mit Theater und Rollen­spielen. So regen wir Diskussionen an über gängige problematische Verhaltens­muster, wie die Frühverheiratung von Mädchen. Und wir sprechen gleichzeitig das Umfeld der Jugendlichen an, das heißt die religiösen und politischen Gemeinde­führer, die Eltern und Lehrer, und laden sie in unsere Jugendklubs ein. Wenn man das Umfeld der Jugendlichen nicht einbindet, so unsere Erfahrung, greift die Aufklärung nicht wirklich.

Nun ist Aufklärung und Bildung eine Sache, eine restriktive Ein-Kind-­Politik wie in China eine andere. Gibt es nicht Grenzen der Steuerung, praktische wie auch moralische?

Es gibt eine große Scheu, sich in ein so privates Thema wie Familienplanung einzumischen. Eine Zurückhaltung, die meiner Meinung nach auch in unserer Vergangenheit begründet liegt. Aber ich ­halte es für absolut legitim, zu versuchen, Bevölkerungsentwicklung zu steuern - ­allerdings nur unter der Voraussetzung, dass man den Menschen die Entscheidungsfreiheit lässt. Wir wollen möglichst vielen Menschen diese freie Entscheidung ermöglichen - das ist mir sehr wichtig und das ist auch das Kernan­liegen der Stiftung. Ich bin mir sehr ­sicher: Wenn ein Mädchen frei entscheiden kann, dann will es nicht mit 13 ­Jahren schwanger werden.

Sieht das die globale Gemeinschaft genauso?

Bei der Weltbevölkerungskonferenz von Kairo im Jahr 1994 kamen 179 Länder überein, dass die Stärkung von Frauen und ihrer Rechte sowie der Zugang zu Bildung und Gesundheit einschließlich Familienplanung sowohl für die Verbesserung des individuellen Fortschritts als auch für die Entwicklung eines Landes entscheidend sind. Daraus ist das Ziel entstanden, dass bis 2015 jede Frau, die verhüten möchte, auch verhüten kann. Ein Ansatz also, der keinen reglementiert, sondern Freiheiten ermöglicht. Das halte ich vom Gesichtspunkt der Menschenrechte, aber auch bezüglich der Wirksamkeit für einen guten Schritt.

Dieses Ziel von Kairo haben wir aber verfehlt, oder?

In der Tat. Denn wir haben fast das Jahr 2018, und es gibt immer noch mehr als 200 Millionen Frauen in Entwicklungsländern, die nicht verhüten können. Aber wenn man dieses Ziel und dieses Recht auf freie Entscheidung von Paaren, aber gerade Frauen, wirklich realisieren könnte, und es somit keine ungewollten Geburten mehr gäbe, dann würde das Bevölkerungswachstum um ein Viertel zurückgehen. Und ich glaube, mehr kann man gar nicht ­erreichen.

Inzwischen sind wir vor dem Stadion an der Weltbevölkerungsuhr angekommen, die die Stiftung zum Tag des siebenmilliardsten Menschen aufgestellt hat. Gerade macht eine Familie Fotos davor. Die digitale Anzeige zählt unermüdlich mit, wie viele Menschen der ­Statistik zufolge in diesem Moment gerade auf der Erde leben. Die letzte Stelle springt mehrmals pro Sekunde um und macht das ­abstrakte Thema ein wenig besser begreiflich.

Also, wirklich vorstellen kann ich mir diese Zahl ja nicht ...

Ich glaube, keiner von uns kann sich vorstellen, was das heißt: sieben Milliarden Menschen. Ich versuche es mal zu ­verdeutlichen: Jedes Jahr wächst die Weltbevölkerung um rund 80 Millionen ­Menschen. Das entspricht in etwa der ­Bevölkerungszahl Deutschlands! Wenn man sich jetzt klarmacht, dass jedes Jahr eine ganze Bevölkerung der Bundesrepublik mehr auf der Erde lebt, dann ist das schon etwas greifbarer. Auf der anderen Seite bleibt es eben eine unglaublich große Zahl.

Aber auch was wir hier sehen, ist ja nur eine Hochrechnung. Sie sind ­Mathematikerin: Sind ­solche Prognosen überhaupt realistisch?

Schon kleine Veränderungen in der ­Geburtenrate haben enorme Auswirkungen. Deswegen werden die Berechnungen auch alle zwei Jahre angepasst. Gerade für den entscheidenden Kontinent Afrika hat man zum Beispiel vor zehn Jahren noch eine deutlich niedrigere Bevölkerungszahl für 2050 vorhergesagt. Man musste jedoch in den letzten Jahren feststellen, dass die Fertilitätszahlen nicht so zurückgehen, wie man das zuvor angenommen hatte. Gleichzeitig trägt auch die höhere Lebenserwartung, die ja erstmal etwas Positives ist, zum Bevölkerungswachstum bei. In den aktuellen Projektionen rechnen die Vereinten Nationen mit einem Bevölkerungszuwachs von dreieinhalb Milliarden bis zum Ende des Jahrhunderts. Der tatsäch­liche Zuwachs kann aber auch weitaus höher sein. Deshalb ist es so wichtig, nicht zu warten, sondern jetzt zu handeln.

Nun sieht die Situation in Europa vollkommen anders aus: Wir machen uns Sorgen, dass die Deutschen eines Tages aussterben, und investieren in Kitas, Kindergeld und Reproduktionsmedizin. Zu Recht oder nicht doch auf gewisse Weise kontraproduktiv?

Ich denke, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe, die nichts unmittelbar miteinander zu tun haben und die man auch nicht gegeneinander ausspielen sollte. Global gesehen ist es ohnehin egal, ob in 20 Jahren in Deutschland noch 80 ­Millionen oder 70 Millionen Menschen leben. Die hierzulande verbreiteten ­Sorgen bezüglich Rentensystem, Arbeitsmarkt und so weiter machen eigentlich nur deutlich, wie entscheidend die Bevölkerungsentwicklung in einem Land für das Wohlergehen und ein gutes Leben ist.

Gerade unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit gibt es aber auch Stimmen, die hierzulande für eine Förderung des Verzichts auf eigene Kinder plädieren. Frei nach dem Motto: Der nachhaltigste Mensch ist der, der nicht geboren wird.

Leben ist wertvoll, extrem wertvoll und zwar jedes. Und es muss alles dafür getan werden, damit die Menschen, die geboren wurden, gut leben können. Einwände wie den, dass die Erde mehr als eine Milliarde Menschen eigentlich nicht verkraftet, ­halte ich für ­absoluten Unsinn. Selbstverständlich müssen wir uns den Heraus­forderungen des Wachstums stellen. Aber anstatt Extrem-Szenarien zu beschreiben, sollten wir uns um eine gerechte Verteilung der Ressourcen bemühen.

Sie glauben also nicht, dass wir unsere natürliche Bevölkerungsgröße längst überschritten haben?

Dass wir so viele Menschen sind, ist ein Zeichen von verbesserten Lebensbedingungen - insbesondere im Bereich ­Gesundheit. Gerade die steigende Lebenserwartung und sinkende Kindersterblichkeit weltweit sind doch tolle Erfolge. Und auf lange Sicht führt das auch dazu, dass der Wunsch nach vielen Kindern zurückgeht - weil Eltern sicher sein können, dass ihre Kinder auch überleben. Diese Entwicklung braucht natürlich Zeit. Ich sehe allerdings eine große Herausforderung darin, einen nachhaltigen Lebensstil für alle Menschen zu erreichen.

Wenn man den ändert, könnte man ja zumindest den ökologischen Fußabdruck des Menschen verringern. Aber gegen die wachsende Bevölkerung kann ein Einzelner nichts tun, oder?

Nun, nicht direkt. Aber Sie könnten zum Beispiel spenden. Oder Sie können Anfragen ans Entwicklungsministerium stellen, um das öffentliche Interesse am Thema Bevölkerungswachstum deutlich zu machen. Aber tatsächlich wird schon diese Frage, was man konkret tun kann, viel zu selten gestellt. Denn das Bevölkerungswachstum wird meist als Tatsache ­gesehen, die nicht beeinflussbar ist. Und das stimmt nicht. Allein dass man die Weltbevölkerungsprojektionen immer wieder nach oben anpassen muss, zeigt schon, dass es keine vorgezeichnete Linie gibt. Die Entwicklung kann durch das, was wir heute tun, verändert werden. Das Ziel unserer Stiftung ist, den universellen Zugang zu Aufklärung und freiwilliger ­Familienplanung zu ermöglichen. Und ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass wir einen wichtigen Beitrag zur Verlangsamung des Bevölkerungswachstums unter menschlichen Bedingungen leisten.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: