Studie zu Gengemüse:Grüne Gentechnik schadet Umwelt und Landwirten

Gentechnik; Forscher in einem Maisfeld;

Das bisher größte Problem bei Gentech-Lebensmitteln: Auch 20 Jahre nach der Herstellung der ersten Gentech-Pflanzen weiß die Wissenschaft viel zu wenig.

(Foto: dpa)

Gentech-Pflanzen brauchen teilweise mehr Spritzmittel als konventionelle Pflanzen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie zu sogenannter grüner Gentechnik. Die Folgen für die Umwelt sind demnach verheerend, auch die Landwirte gerieten durch das Gentech-Saatgut unter Druck.

Von Daniela Kuhr, Berlin

Bei der grünen Gentechnik - oder Pflanzen-Gentechnik, wie sie auch genannt wird - verhält es sich ähnlich wie bei Stuttgart 21: Eine sachliche Diskussion darüber zu führen ist fast unmöglich. Denn selbst das, was Kritiker und Befürworter jeweils als Fakten präsentieren, lässt sich in Wahrheit kaum belegen. Ob beispielsweise gentechnisch veränderter Mais die Gesundheit gefährdet oder nicht, wird wohl noch lange eher eine Frage des Glaubens, denn des Wissens sein. Zwar gibt es Studien, die Risiken nahelegen, doch sind sie alle umstritten und angreifbar.

Dass der Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft aber sehr konkrete und damit belegbare Folgen hat, zeigt eine Studie (hier als pdf), die der Münchner Gentechnik-Experte Christoph Then im Auftrag der Grünen angefertigt hat und die an diesem Freitag veröffentlicht wird. Er hat sich vor allem die USA angesehen, wo die grüne Gentechnik anders als in Europa stark verbreitet ist. Nun ist Then zwar nicht gerade jemand, den man einen neutralen Wissenschaftler nennt. Er wettert im Gegenteil seit Langem gegen diese Art, die Natur zu manipulieren. Das ändert aber nichts daran, dass er Informationen zusammengetragen hat, die einiges aussagen.

Wenn sich Vorzüge ins Gegenteil verkehren

Nach Ansicht des Autors zeigen sie: Anfangs bot die grüne Gentechnik tatsächlich Vorteile. Weil die neuen Pflanzen beispielsweise gegen Unkrautvernichtungsmittel resistent waren oder selbst ein Insektengift produzierten, sparten die Landwirte sowohl Zeit als auch Kosten für Spritzmittel. Der Bauer könne "das Gift fast zu jedem beliebigen Zeitpunkt auf dem Acker ausbringen", schreibt Then. "Die gentechnisch veränderten Pflanzen überleben die Giftdusche ohne Schaden, während die anderen Pflanzen zugrunde gehen." Auch die Ernteerträge stiegen.

Doch im Lauf der Jahre hätten sich die Vorteile in ihr Gegenteil verkehrt. Denn anders als die Gentechnik-Branche prophezeit hatte, hätten sich einige Unkrautarten an die Spritzmittel angepasst. So waren in den USA bis Oktober 2012 insgesamt 13 Unkrautarten registriert, die gegen einen bestimmten Wirkstoff resistent sind.

Die Folge: Spritzmittel müssen höher dosiert werden, und zusätzliche Pestizide kommen zum Einsatz. Zudem müsse der Landwirt wieder vermehrt pflügen und Unkraut sogar per Hand bekämpfen, schreibt Then. Auch bei vielen Pflanzen, die dank Gentechnik ein Insektengift produzieren, hätten sich die Schädlinge angepasst. Deshalb würden immer mehr Giftstoffe in den Pflanzen kombiniert. Es finde eine "Aufrüstung auf dem Acker" statt, die die Landwirtschaft "immer weiter in eine extreme Industrialisierung mit steigender Belastung für Mensch und Umwelt" treibe.

Gleichzeitig geraten die Landwirte in eine Abhängigkeit. Da die Gentech-Pflanzen patentiert sind, dürfen die Bauern die eigene Ernte nicht zur Wiederaussaat benutzen, sondern müssen jährlich aufs Neue teures Saatgut kaufen.

Der US-Agrokonzern Monsanto ist dennoch weiterhin vom Nutzen der Gentechnik überzeugt, unter anderem weil die Erträge "signifikant höher" seien als bei konventionellem Saatgut, sagt eine Sprecherin. Martin Häusling, der für die Grünen im Europaparlament sitzt, fordert dagegen eine Abkehr von dieser Technologie. "Wir müssen mit der Natur arbeiten, nicht gegen sie", sagt er.

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