Sternenhimmel im November:Trojanischer Krieg am Firmament

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Achilles und Hektor, Ajax und Agamemnon, Patroclus und Priamus - zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigen sich die Protagonisten der Homerschen Ilias wieder: Die Astronomen nennen sie Asteroiden oder Planetoiden. Die kosmische Vorhersage für den November.

Helmut Hornung

Die Schlacht um Troja geht ins Finale. Achilles hat die Bewohner in ihre Stadt zurückgedrängt. Einzig Hektor hält sich noch vor den Mauern auf. Auf ihn hat es Achilles abgesehen: Dreimal jagt er seinen Gegner um die Stadt. Schließlich tötet er ihn nach einem kurzen Zweikampf. Elf Tage trägt Troja Trauer. So endet der Trojanische Krieg, eines der bekanntesten Epen der Antike.

Sterne im November 2011 Anfang November 21.30 Uhr bis Ende November 19.30 Uhr. (Foto: M. Rhothe)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stehen sie wieder auf: Achilles und Hektor, Ajax und Agamemnon, Patroclus und Priamus und all die anderen Protagonisten der Homerschen Ilias. Sie zeigen sich als schwache Sternchen am Firmament.

Die Astronomen nennen sie Asteroiden oder Planetoiden. Die meisten dieser kilometergroßen, kartoffelförmigen Objekte bevölkern den Bereich zwischen Mars und Jupiter. An die 560.000 Kleinplaneten stehen heute in den Katalogen. Sie haben sich seit der Frühzeit des Sonnensystems nahezu unverändert erhalten und gelten daher als kosmisches Urgestein.

Den ersten dieser kleinen Planetengeschwister, Ceres getauft, fand Guiseppe Piazzi auf der Sternwarte Palermo in der Neujahrsnacht 1801. Zunächst als echter Planet klassifiziert, firmierte Ceres mit knapp 1000 Kilometern Durchmesser zwei Jahrhunderte lang als Asteroid und wurde schließlich am 24. August 2006 zum Zwergplaneten ernannt.

Achilles, den ersten Trojaner, fand Max Wolf 1906 an der Heidelberger Sternwarte. Die Trojaner weisen eine Besonderheit auf: Sie laufen auf derselben Bahn um die Sonne wie Jupiter, allerdings in 60 Grad Abstand vor und hinter dem Gasplaneten.

Dort bewegen sie sich auf einem nierenförmigen Kurs um jeweils einen sogenannten Lagrangepunkt. In ihm heben sich die Gravitationskräfte benachbarter Himmelskörper und die Zentrifugalkräfte gegenseitig auf. Das heißt: In einem Lagrangepunkt - fünf davon gibt es - herrscht himmelsmechanische Stabilität. Benannt sind diese Vorzugsorte nach dem französischen Mathematiker Joseph-Louis Lagrange (1736 bis 1813).

Bis heute haben die Forscher knapp 5000 Jupiter-Trojaner entdeckt, 3175 davon eilen dem Planeten voraus, 1742 folgen ihm nach. Weil die Lagrangepunkte keine Spezialität des Jupiters sind, existieren Trojaner auch bei anderen Planeten. So besitzt Neptun deren acht, Mars vier. Selbst die Erde wird von einem verfolgt. Astronomen entdeckten ihn erst im Sommer. Das Objekt ist etwa 300 Meter groß und 150 Millionen Kilometer von uns entfernt. Und vor kurzem fanden Forscher in der Nähe des Jupiters einen ungewöhnlichen Trojaner: Keinen Asteroiden, sondern einen aktiven Kometen mit ausgeprägtem Schweif.

Jupiter glänzt die nächsten Wochen am nächtlichen Himmel. Der Planet hat seine Opposition gerade hinter sich und leuchtet als heller "Stern" im Widder. Im Vergleich zu ihm verblassen alle anderen Planeten: Venus zeigt sich nur kurz in der Dämmerung am südwestlichen Abendhimmel. Mars im Löwen geht jetzt kurz vor Mitternacht auf, Saturn in der Jungfrau erscheint am Morgenhimmel tief im Osten.

Während Merkur verschwunden bleibt, finden erfahrene Sternfreunde Uranus in den Fischen und Neptun im Wassermann jeweils in den Abendstunden. In der Nacht zum 19. November erreichen die Leoniden ihr Maximum; in den Jahren 1999 und 2001 zeigten sich zu dieser Zeit wahre Meteorregen, dieses Mal rechnen die Fachleute aber eher mit einem leichten Nieseln.

Der Fahrplan des Erdtrabanten: Erstes Viertel am 2., Vollmond am 10., Letztes Viertel am 18. und Neumond am 25. November. Die partielle Sonnenfinsternis am 25. November bleibt in unseren Breiten unsichtbar, der Schatten läuft über die Antarktis sowie über die südlichen Gebiete Afrikas und Neuseelands.

© SZ vom 31.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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