Sternenhimmel im Mai:Gipfeltreffen der Götter

Lesezeit: 2 min

In diesem Monat begegnen sich Jupiter und Venus am Morgenhimmel. Darüber hinaus flitzen diese Woche auch noch bis zu 60 Sternschnuppen pro Stunde über das Firmament.

Helmut Hornung

Majestätisch schwingt sich der Schwan über das Firmament. Seine charakteristische Figur sticht ebenso ins Auge wie der helle Hauptstern Deneb. Im August 1975 stand die Konstellation im Fokus der Astronomen: Ein Stern war plötzlich aufgeflammt und leuchtete für ein paar Tage so hell, dass ihn jedermann mit bloßem Auge sehen konnte. Dann wurde er schnell dunkel und zeigte sich nur noch im Teleskop. Schnell fanden die Forscher heraus, was sich da im All abspielte. Eine Nova war explodiert.

Der Sternenhimmel Anfang Mai 0:30 Uhr bis Ende Mai 22:30 Uhr. (Foto: M. Rothe)

Schon im Altertum beobachteten die Menschen gelegentlich eine stella nova, einen "neuen Stern". Während im Mittelalter die Chronisten in Europa solche Novae ignorierten - ihr Erscheinen störte die perfekte göttliche Schöpfung -, berichten chinesische Aufzeichnungen akribisch davon; die Chinesen glaubten, aus Veränderungen am Firmament das Schicksal der Menschen vorhersagen zu können. Erst in der Neuzeit gelang es den Wissenschaftlern, das Rätsel zu lösen.

So steckt hinter einer Nova keineswegs ein neues, sondern im Gegenteil ein Milliarden Jahre altes Objekt: ein Weißer Zwerg. Solche ausgebrannten Sonnen sind am Ende ihres Lebenswegs angekommen - und ziemlich lahme Gebilde. Ihr innerer Fusionsreaktor läuft nicht mehr und sie dämmern dem ewigen Vergessen entgegen. Manche dieser Weißen Zwerge besitzen jedoch einen Partner, mit dem sie um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen. Sie sind also Teil eines Doppelsternsystems.

Hat sich der Begleiter zu einem Roten Riesenstern entwickelt, kommt der Weiße Zwerg noch einmal in Schwung: Begierig saugt der Kleine von dem Großen ungeheure Mengen Materie auf. Das wasserstoffreiche Gas wird in der Zwergenatmosphäre abgebremst und heizt diese mächtig auf. Bei Temperaturen von einigen Millionen Grad zündet schlagartig eine explosive Fusionsreaktion.

Der Weiße Zwerg blitzt wie ein kosmisches Feuerwerk auf, zerbirst aber nicht, sondern wirft vielmehr seinen Gasmantel ab. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 2500 Kilometern in der Sekunde rast die Materie ins All. Wenn der Wasserstoff in der Hülle erschöpft ist, hat der Spuk ein Ende. Dem Roten Riesen macht der Substanzverlust wenig aus. In manchem System wiederholt sich ein derartiger Ausbruch immer wieder, die Astronomen beobachten dann eine rekurrierende Nova. Der neue Stern im Schwan ist längst verblasst und selbst in großen Amateurfernrohren nicht mehr zu sehen.

Saturn im Sternbild Jungfrau leuchtet nach Einbruch der Dunkelheit schon hoch im Südosten. Der Ringplanet stand im April in Opposition zur Sonne und hält als einziger Wandelstern die Stellung am Nachthimmel. So bleiben Merkur, Mars, Uranus und Neptun dem bloßem Auge verborgen. Venus wandert von den Fischen in den Widder und zeigt sich am Morgenhimmel; am 31. Mai zieht die schmale Sichel des abnehmenden Mondes an der Liebesgöttin vorbei. Jupiter in den Fischen betritt Mitte des Monats zaghaft die morgendliche Himmelsbühne, schon am 11. Mai begegnet er dort der Venus; während dieses Gipfeltreffens der Götter ist Jupiter aber nur im Fernglas zu sehen.

Am 6. Mai erreichen die Eta-Aquariden ihr Maximum, bis zu 60 Sternschnuppen flitzen dann pro Stunde über das Firmament. Allerdings werden vor allem Beobachter in südlichen Breiten auf ihre Kosten kommen, von Deutschland aus sind die Eta-Aquariden nicht so gut zu sehen. Dafür stammen sie aus prominenter Quelle, bröseln sie doch vom Kometen Halley ab. Um den 20. Mai sind auch die Scorpius-Sagittarius-Meteore besonders aktiv. Der Fahrplan des Erdbegleiters: Neumond am 3., Erstes Viertel am 10., Vollmond am 17. und Letztes Viertel am 24. Mai.

© SZ vom 03.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: