Sozialverhalten:Was Männer monogam macht

Mit einem Nasenspray lassen sich heterosexuelle Männer dazu bringen, auf Distanz zu einer attraktiven Frau zu bleiben - wenn sie sich in einer festen Beziehung befinden. Auf männliche Singles wirkt das Spray mit dem Stoff Oxytocin dagegen nicht.

Von Christian Weber

Bei Präriewühlmäusen häufen sich die Belege seit Jahren: In ihren Gehirnen scheint das Hormon Oxytocin für verlässlich monogames Verhalten zu sorgen. Spritzt man den Tieren einen Antagonisten, der die Wirkung des Kuschelhormons aufhebt, ist es sofort vorbei mit der Treue und sie werden so polygam wie die nah verwandten Bergwühlmäuse.

Unklar war bislang allerdings, ob sich die im Hypothalamus produzierte Hirnchemikalie Oxytocin auch auf die Treue von Menschen auswirkt, wo man etwas mehr verhaltenssteuernden kognitiven Überbau voraussetzt als bei Mäusen.

Experimente eines Teams um den Neurowissenschaftler René Hurlemann von der Universität Bonn scheinen diesen Effekt nun zu bestätigen (The Journal of Neuroscience, online).

Die Forscher verabreichten heterosexuellen Männern über ein Nasenspray entweder Oxytocin oder ein Placebo. Eine Dreiviertelstunde später wurde ihnen eine Experimentatorin vorgestellt, die alle Studienteilnehmer später als attraktiv beschrieben. Diese Frau näherte sich dann den Männern, welche die Aufgabe hatten, die gerade noch als angenehm empfundene Distanz zur Experimentatorin einzuhalten.

"Weil Oxytocin bekannt dafür ist, dass es das Vertrauen zwischen Menschen stärkt, erwarteten wir, dass die Männer die weibliche Experimentatorin näher an sich ranlassen", sagt Hurlemann, "doch das Gegenteil geschah." Das Oxytocin führte dazu, dass diejenigen Männer, die in einer festen Partnerschaft lebten, zehn bis 15 Zentimeter mehr Abstand hielten. Bei den männlichen Singles hingegen war kein Effekt zu beobachten.

Die Ergebnisse blieben unbeeinflusst davon, ob die Frau Blickkontakt suchte oder vermied.

In einem weiteren Experiment zeigte sich, dass Oxytocin auch keinen Effekt auf die als angenehm empfundene Körperdistanz hatte, wenn der Experimentator männlich war - es ging also um die erotische Dimension. Die Studie deutet somit an, dass Oxytocin tatsächlich bei Mäusen wie bei Männern Monogamie stärkt.

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