Raumfahrt:Zwillingssonden auf Mondmission

Lesezeit: 1 min

Zwei neuartige Weltraumspäher sollen den Mond gemeinsam von der Kruste bis zum Kern untersuchen. Die beiden baugleichen "Grail"-Sonden der Nasa haben pünktlich zum Jahreswechsel die Umlaufbahn des Erdtrabanten erreicht.

Nach dreieinhalb Monaten Reise sind die beiden Grail-Mondsonden am Ziel. Grail-A schwenkte wie geplant am Silvestertag in ihre Umlaufbahn um den Erdtrabanten, wie die US-Weltraumbehörde Nasa mitteilte. Sein Zwilling Grail-B erreichte rund 24 Stunden später sein Ziel. "Macht den Sekt auf und stoßt auf den Mond an!", twitterten die Nasa-Wissenschaftler.

Die beiden Sonden widmen sich einer bislang kaum beachteten Eigenschaft des Mondes: seiner Anziehungskraft. (Foto: AP)

Die 380 Millionen Euro teure Mission soll das Schwerefeld des Mondes hundert- bis tausendmal genauer bestimmen als bisher. Astronomen erwarten sich davon Aufschlüsse über die innere Struktur des Erdtrabanten - von der Kruste bis zum Kern, wie die Raumfahrtbehörde betont.

Die kühlschrankgroßen Sonden waren am 10. September vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida gestartet. Während die Apollo-Missionen für die rund 400.000 Kilometer zum Erdtrabanten etwa drei Tage brauchten, ließen sich die Grail-Wissenschaftler bewusst Zeit für die lange Reise. Dadurch hätten die Forscher ausreichend Gelegenheit gehabt, die Sonden während des Fluges noch einmal auf Herz und Nieren zu testen, so die Nasa.

Die beiden Sonden sollen nun so manövriert werden, dass sie mit etwa 100 Kilometern Abstand in einer Tandemformation hintereinanderherfliegen. Solche Manöver seien bei einer Erkundungsmission außerhalb der Erde noch nie geflogen worden, betonte die Nasa. Es werde wohl bis März dauern, bis das Duo seine endgültigige Umlaufbahn erreicht hat.

Dann beginnt die 82 Tage lange Messphase, in der die Sonden winzige Schwankungen im Schwerkraftfeld des Mondes kartieren. Diese Unterschiede werden von Gebirgen und Tälern, aber auch von unterirdischen Masseänderungen hervorgerufen. Fliegen die Sonden über Gebiete, unter deren Oberfläche sich große Gesteinsmassen verbergen, werden die Sonden stärker angezogen; der Abstand der Zwillige ändert sich. Hochempfindliche Messinstrumente registrieren diese Veränderungen und erstellen daraus eine Gravitationskarte des Mondes. Sie soll die Schwerkraft der Mond-Vorderseite etwa hundertmal genauer, die seiner Rückseite etwa tausendmal exakter wiedergeben.

Voraussichtlich im Dezember werden die beiden Raumfahrzeuge kontrolliert auf dem Mond abstürzen.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: