Rat des Nasa-Chefs:Meteoriteneinschläge? Da hilft nur beten

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Der Asteroid 2012 DA14 - hier eine künstlerische Darstellung - näherte sich der Erde im Februar 2013 bis auf fast 28.000 Kilometer. Sollte ein solcher Himmelskörper die Erde treffen, wären die Folgen verheerend. (Foto: dpa/Nasa)

Dass ein "City-Killer" die Erde trifft, dieses Risiko muss ernst genommen werden, sagen Astronomen. Der Chef der US-Raumfahrtbehörde Nasa sieht derzeit aber nur eine Möglichkeit, die Erde vor Meteoriteneinschlägen zu bewahren: die Bitte um himmlischen Beistand.

Ist Charles Bolden ein Zyniker oder ein sehr gläubiger Mensch? Oder ist er einfach nur Realist und weiß außerdem, dass viele seiner Mitbürger tatsächlich an eine höhere Macht glauben?

Als dem Chef der Raumfahrtbehörde Nasa jetzt im US-Kongress die Frage gestellt wurde, was sich gegen Asteroiden auf Kollisionskurs mit der Erde tun ließe, war seine Empfehlung: "Beten."

Einbestellt hatten ihn die Mitglieder des Wissenschaftsausschusses des Repräsentantenhauses. Die Politiker sind aufgeschreckt durch die Explosion eines Meteors über Russland am 15. Februar, bei der Tausende Fensterscheiben barsten und mehr als 1000 Personen verletzt wurden. Der etwa 17 Meter große Asteroid hatte alle Astronomen überrascht.

Dabei hatten viele Menschen den Himmel gerade an diesem Tag beobachtet. Schließlich war schon seit langer Zeit bekannt, dass an diesem Datum ein anderer Himmelskörper, der Asteroid 2012DA14, die Erde in einem Abstand von weniger als 28.000 Kilometer passieren würde. Dieser Asteroid wird auf einen Durchmesser von vielleicht 30 Metern geschätzt. Die Folgen, die ein Einschlag eines solchen Brockens auf der Erde hätte, wären verheerend.

Wie der Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses, der Republikaner Lamar Smith aus Texas, erklärte, sei es nur Glück gewesen, "dass die Ereignisse im vergangenen Monat eher nur ein interessantes Zusammentreffen waren als eine Katastrophe".

Nasa-Chef Charles Bolden bei der Anhörung "Threats from Space: A Review of U.S. Government Efforts to Track and Mitigate Asteroids and Meteors" im im Repräsenantenhaus. (Foto: AFP)

Seine Kollegin Eddie Bernice Johnson von den Demokraten sagte, die Ereignisse dienten als Belege dafür, dass Objekte, die möglicherweise gefährlich sind, mit überraschender Häufigkeit in der Nachbarschaft unseres Planeten unterwegs seien. Die Kongressabgeordneten wollten bei der Anhörung erfahren, was gegen diese Gefahr getan wird und wie viel Geld notwendig ist, um den Planeten besser zu schützen.

Nasa-Chef Bolden stellte daraufhin fest, im Augenblick weise nichts darauf hin, dass ein Asteroid die Bevölkerung der Vereinigten Staaten bedrohe. "Aber wenn in den kommenden drei Wochen einer kommt, dann betet."

Sonst gebe es derzeit nichts, was die Amerikaner oder sonst irgendjemand auf der Erde gegen einen unbekannten Asteroiden auf Kollisionskurs mit der Erde tun könne.

Bei der Nasa geht man davon aus, dass etwa 95 Prozent aller Objekte in Erdnähe mit einem Durchmesser von mindestens einem Kilometer aufgespürt wurden und beobachtet werden. Auf Kollisionskurs scheint von diesen keiner zu sein. Doch von den übrigen fünf Prozent geht eine massive Bedrohung aus: "Ein Asteroid dieser Größe könnte tatsächlich das Ende der Zivilisation bedeuten", sagte John Holdren, Wissenschaftsberater von US-Präsident Barack Obama, während der Anhörung.

Größer ist allerdings die Gefahr, dass ein Asteroid von einer Größe von 50 Metern auf der Erde einschlägt. "City-Killer" nannte Holdren diese Himmelskörper der Nachrichtenagentur Reuters zufolge. Und von den geschätzten 10.000 Asteroiden, die in diese Kategorie fallen, wurden bislang lediglich etwa zehn Prozent entdeckt. Etwa alle tausend Jahre, so schätzen die Wissenschaftler, schlägt ein solcher Asteroid auf die Erdoberfläche ein.

Das bedeutet jedoch nicht, dass ein solches Ereignis nicht bereits morgen stattfinden könnte. Die Wahrscheinlichkeit sei zwar gering, so Holdren, doch "die möglichen Konsequenzen seines solchen Ereignisses sind so groß, dass wir das Risiko ernst nehmen müssen".

Deshalb gibt es weltweit Überlegungen, wie sich Asteroiden und Kometen nicht nur aufspüren, sondern auch von einem Kollisionskurs bringen lassen. Auch die Nasa-Experten sind daran beteiligt. Beten wird in der Behörde demnach auch nur als kurzfristig einsetzbare Methode empfohlen. Längerfristig denken auch die Wissenschaftler um Charles Bolden über andere Methoden nach.

So könnte versucht werden, einen Asteroiden mit einer Raumsonde zu rammen oder in seiner Umgebung eine Atombombe zu zünden. Derzeit allerdings gibt es keine einzige Strategie, die von den meisten Forschern eindeutig bevorzugt wird. Der Zeitraum von drei Wochen, für den Charles Bolden zu beten empfiehlt, könnte demnach zu optimistisch sein.

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