Klimawandel:Rettender Verzicht auf Neues

Ein Gedankenexperiment von US-Forschern zeigt: Wenn die Menschheit die bestehende Infrastruktur zu Ende benutzen, aber nicht ersetzten würde, ließe sich der Klimawandel beherrschen.

Christopher Schrader

Bisweilen liefern offensichtlich unsinnige Fragen interessante Antworten. Ein Beispiel präsentieren Forscher um Ken Caldeira von der Carnegie Institution im kalifornischen Palo Alto.

Links: Die Abnahme von Kohlendioxid (in Gigatonnen), ausgehend von der bestehenden Infrastruktur (rot) über die nächsten 50 Jahre im Vergleich zu drei Emissionsszenarien des Weltklimarats (IPPC). Rechts: Die Farben zeigen die zu erwartenden Emissionen in verschiedenen Ländern und Regionen. (Foto: Stephen J. Davis)

Sie fragen sich, was mit dem Klima passierte, wenn ab morgen keine neuen Kraftwerke für Kohle oder Gas sowie keine neuen Autos, Schiffe oder Flugzeuge gebaut würden - also keine Maschinen mehr, die fossile Brennstoffe verbrennen und das Treibhausgas Kohlendioxid ausstoßen (Science, Bd.329, S.1330, 2010).

Das Ergebnis: Wenn diese Infrastruktur zu Ende benutzt, aber nicht ersetzt würde, ließe sich der Klimawandel beherrschen.

Die Temperaturen würden um 1,3 Grad Celsius über vorindustrielle Werte steigen, die CO2-Werte sich bei 430ppm (Teilchen pro Million Luftteilchen) stabilisieren.

Die internationale Politik versucht seit der Konferenz von Kopenhagen, die Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen und strebt dazu einen CO2-Spiegel von 450 ppm an.

Caldeiras Antwort bedeutet also: Die Menschheit wird das Ziel nicht schon wegen der Infrastruktur verfehlen, die bereits existiert. Umgekehrt müsste sie aber viel Aufwand bei jeder neuen Maschine treiben, damit es so bleibt.

© SZ vom 10.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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