Karrierefaktor Nachname:König macht Karriere

Wer beispielsweise Herr König heißt, wird eher befördert als ein Herr Bauer. Das wäre vielleicht anders, wenn die Personaler wüssten, was die vermeintlich herrschaftlichen Namen tatsächlich bedeuten.

Von Sebastian Herrmann

Fleiß, ja Fleiß sollte natürlich eine Rolle spielen. Intelligenz auch, die Güte der Ausbildung sowieso und vielleicht Teamfähigkeit, Kreativität und ein paar andere Worthülsen aus dem Personalwesen. Faktoren wie diese sollten also darüber entscheiden, ob jemand Karriere im Beruf macht. Aber der Nachname? Bitte, das darf doch nicht wahr sein! Ist es aber, wie Raphael Silberzahn von der Universität Cambridge und Eric Luis Uhlmann von der HEC Paris berichten (Psychological Science, online).

Wer einen Nachnamen wie Kaiser, König oder Fürst trägt, so stellten die Wissenschaftler fest, schafft es mit höherer Wahrscheinlichkeit in eine leitende Position. Träger gewöhnlicher Nachnahmen müssen sich etwas mehr anstrengen, um auf der Karriereleiter nach oben zu klettern.

Die Wissenschaftler werteten die Daten von 222.924 Mitgliedern des deutschen Internet-Karrierenetzwerks Xing aus. Diese Masse von einfachen und leitenden Angestellten enthielt 84 verschiedene, geläufige deutsche Nachnamen - etwa Bauer, Becker, Fischer, Koch, Schäfer, Neumann, Schulz, Winter und so weiter. Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass Träger von Nachnamen mit adeligem oder gar majestätischem Klang im Schnitt beruflich erfolgreicher sind.

Tatsächlich war der Anteil von Menschen namens Kaiser, König, Fürst, Ritter oder Graf unter den leitendenden Angestellten leicht erhöht. Dabei hatten die Forscher sogar sämtliche Träger des Namens Herzog aus der Analyse ausgeschlossen: Dieser kam in der Stichprobe unter Managern auffallend häufig vor, deshalb strichen die Wissenschaftler den Nachnamen aus dem Datensatz, um ihr Ergebnis nicht mit einem einzelnen Ausreißer zu verzerren. Es zeigte sich, dass ihre Hypothese auch ohne die erfolgreichen Damen und Herren Herzog Bestand hat.

Doch was begründet den erstaunlichen Erfolg der Träger royaler Nachnahmen? Die Forscher tippen auf eine Art automatisches assoziatives Denken: Kaiser, König oder Fürst suggeriert einen besonderen, herausgehobenen Status. Zum einen könnten Kollegen den Trägern solcher Namen automatisch eine leicht besondere Stellung zuweisen. Oder anders herum: Vielleicht beeinflusst so ein Nachname auch die Haltung des Trägers selbst - womöglich haben viele Kaisers, Königs oder Grafs eine höhere Meinung von sich selbst, als die Kochs, Beckers oder Webers.

Von den Ursprüngen der majestätischen Namen

An einer tatsächlich edleren Herkunft kann es jedenfalls nicht liegen: In Deutschland leben Zigtausende Menschen, die den Nachnahmen König tragen - derart kinderreich waren die Adelshöfe der vergangenen Jahrhunderte jedoch nicht. Im Gegenteil, die vermeintlich edlen Nachnamen haben wenig glamouröse Ursprünge. "Solche Namen wurden einst auch Menschen gegeben, die besonders prahlerisch oder hochmütig waren", schreiben die Forscher.

Sehr viele deutsche Nachnamen leiten sich von Berufsbezeichnungen her - Müller, Schäfer, Schuster. Auch das wirkt sich auf die Karrierechancen aus, haben Uhlmann und Silberzahn ermittelt, allerdings nur, wenn die bezeichneten Berufe noch heute geläufig sind wie etwa Koch oder Bäcker. Das reduziert die Karrierechancen, allerdings nur minimal. Und ja, man kann auch Ministerpräsident eines Bundeslandes oder Chef eines Baukonzerns werden, wenn man den Nachnamen Koch trägt.

Die Studie zeigt jedoch abermals, dass beruflicher Erfolg auch von versteckten Faktoren beeinflusst wird. Das ist bereits aus vielen Untersuchungen bekannt. Wer also nicht den richtigen Namen trägt, hat vielleicht wenigstens das Glück, dass er besonders groß ist. Auch das ist förderlich auf dem Weg zum Chefsessel, genauso wie gutes Aussehen, dominante Gesichtszüge oder eine tiefe Stimme. Und ein bisschen Fleiß vielleicht.

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