Fortpflanzung:Spermien auf Eis

Japanische Wissenschaftler haben aus den tiefgefrorenen Hoden von Mäusebabys reife Spermien gewonnen. Das Verfahren weckt Hoffnung, dass eines Tages Kinder, die an Hodenkrebs erkranken, später doch Nachwuchs zeugen können.

Von Kathrin Zinkant

Japanische Forscher haben aus tiefgefrorenen Hoden männlicher Mäusebabys erstmals reife Spermien gewonnen und damit fruchtbaren Nachwuchs gezeugt ( Nature Communications, Bd. 5, S. 4320, 2014). Das Verfahren soll beim Menschen eines Tages ein Dilemma krebskranker Jungen auflösen: Zwar haben die kleinen Patienten immer bessere Aussichten darauf, den Krebs zu überwinden. Gut 80 Prozent erreichen heute das Erwachsenenalter. Die aggressiven Therapien machen die Kinder jedoch meist unfruchtbar. Und anders als bei erwachsenen Männern, die mit eingefrorenem Sperma vorsorgen können, ist die Samenbank vor der Pubertät keine Option. Die Produktion reifer Keimzellen hat dann noch nicht begonnen.

Vielleicht wird man die Reifung der Hoden nun künftig im Reagenzglas nachholen: Sollte es gelingen, das Protokoll der Japaner von der Maus auf den Menschen zu übertragen, könnten an Krebs erkrankte Jungen vor der Therapie kleine Stücke ihres Hodengewebes einfrieren und später Spermien für eine künstliche Befruchtung daraus gewinnen lassen.

Das Gewebe ließe sich theoretisch auch zurückverpflanzen. Bei Frauen sind solche Reimplantationen mit Eierstockgewebe erfolgreich gewesen, sie ermöglichen eine natürliche Empfängnis. Das Laborverfahren hat aber den Vorteil, dass keine versteckten Krebszellen wieder in den Körper gelangen.

© SZ vom 02.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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