Forschung:Wenn die Ameise den Sanitäter ruft

Verletzte Ameisen können auf Hilfe hoffen, Papageientaucher brauchen Beziehungspausen und Norwegen baut einen Tunnel nur für Schiffe: Die Wissensnachrichten der Woche.

Papageientaucher sind treu, brauchen aber Beziehungspausen

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(Foto: Annette Fayet)

Wie viele Vögel bleiben Papageientaucher ihrem Partner treu. Allerdings brauchen die Puffins regelmäßige Beziehungspausen: Nachdem sie ihren Nachwuchs großgezogen haben, fliegen die Eltern jedes Jahr gegen Ende August auf das offene Meer hinaus. Dort trennen sich ihre Wege, wie Zoologen der University of Oxford herausgefunden haben (Marine Ecology Progress Series). Die Forscher haben zwölf Papageientaucher-Paare, die jedes Jahr auf der walisischen Insel Skomer brüten, über einen Zeitraum von sechs Jahren beobachtet. Demnach fliegen, tauchen und fressen die Partner im Winter getrennt; allerdings folgen sie etwa drei bis vier Monate noch derselben Flugroute. Danach verlieren sich die meisten Paare monatelang ganz aus den Augen. Anfang April kommen sie wieder gleichzeitig auf Skomer an, wo sie gemeinsam die nächste Generation von Papageientauchern großziehen. Während der Wintermonate auf dem Meer erholen sich die Tiere vom anstrengenden Familienleben im Sommer, den beide damit verbringen, erst abwechselnd die Eier auszubrüten und dann die Jungvögel zu füttern und vor Kälte oder Hitze zu schützen. Je besser ihr Zustand bei der Rückkehr auf die Insel ist, umso besser gedeihen die Jungen im nächsten Jahr. Deshalb sei es für die Tiere wichtiger, sich während der Wintermonate um sich selbst zu kümmern, als Kontakt zum Partner zu halten, schreiben die Forscher.

Norwegen plant Tunnel für Schiffe

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(Foto: Kystverket/NCA)

Um Frachtern und Kreuzfahrtschiffen Manöver in den gefährlichen Küstengewässern zu ersparen, plant Norwegen einen Tunnel nur für solche Seegefährte. 1700 Meter lang soll er die steinige Halbinsel Stad an der Westküste durchbohren und Schiffen einen zeitraubenden Umweg ersparen. Gefährte mit bis zu 16 000 Tonnen Gewicht sollen die 37 Meter hohe und 26,5 Meter breite Durchfahrt ab 2023 passieren können, so die "optimistische" Schätzung. 2019 soll der Bau beginnen. Tückische Strömungen und das unterseeische Gelände in dem Meeresteil vor Stad führen zu so schwierigen Wellenbedingungen, dass die Regierung den Bau des Schifftunnels beschlossen hat. Die Kosten werden auf 300 Millionen Euro geschätzt. Seit dem Jahr 2000 suchten Geologen und Nautiker nach der optimalen Stelle für den Tunnel. Die Wahl fiel schließlich auf die schmalste Stelle der Halbinsel, die zugleich auch das ruhigste Wasser bei vielen Wetterlagen bietet. Anderenfalls würde eine Einfahrt in den Tunnel zu riskant. Ampeln am Tunneleingang sollen den Verkehr regulieren. Bei den vorgeschriebenen acht Knoten Fahrt wird die Passage knapp zehn Minuten dauern.

Gebärmutterschleimhaut wächst im Labor

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(Foto: blueringmedia - Fotolia)

Es gibt Momente, die alles entscheiden. Für eine befruchtete Eizelle naht ein solcher Augenblick ungefähr am sechsten Tag ihrer Existenz. War das winzige Gebilde zuvor noch frei und ungebunden im Unterleib der Frau unterwegs, muss es jetzt fest am Körper der Mutter andocken - sich also in die oberste Schicht der Gebärmutter einnisten. In den meisten Fällen scheitert der frühe Embryo an dieser Hürde. Woran liegt das? Diese und zahlreiche andere Fragen können Wissenschaftler künftig womöglich im Reagenzglas untersuchen: Stammzellforschern der britischen University of Cambridge ist es erstmals gelungen, die sich stetig erneuernde Schleimhaut der Gebärmutter - das Endometrium - als Miniorgan im Labor zu züchten. Wie die Biomediziner in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Nature Cell Biology berichten, gelang es ihnen, die sogenannten Organoide aus Stammzellen wachsen zu lassen. Das Team um Erstautorin Margherita Turco sieht in den Miniorganen die lang ersehnte Chance, den Menstruationszyklus und die frühe Schwangerschaft des Menschen direkt zu untersuchen. Ein menschliches Modell des Endometriums, mit dem sich alle Phasen dieses Zyklus unter dem Einfluss von Hormonen verfolgen und mit verschiedenen modernen Methoden analysieren lassen, fehlte in der Reproduktionsmedizin bislang vollständig.

Solarbetriebenes Gerät erntet Wasser aus der Luft

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(Foto: MIT photo/Evelyn Wang)

Wissenschaftler des MIT haben ein Gerät entwickelt, das flüssiges Wasser aus Luft gewinnt. Der "Wasser-Ernter" ziehe bereits bei einer geringen Luftfeuchtigkeit von 20 Prozent Wasser aus der Atmosphäre, berichten die Forscher im Fachmagazin Science. Solarzellen versorgen das Modul mit der dafür nötigen Energie. Der Prototyp erntete im Versuch 2,8 Liter Flüssigkeit innerhalb von 12 Stunden. Möglich wird das durch eine metallisch-organische Verbindung (MOF). Sehr feine Poren dieses Materials binden den Wasserdampf in der vorbeiströmenden Luft, die Tröpfchen kondensieren und werden aufgefangen. Die Ingenieure entwickeln die Technik für trockene Regionen, in denen die Wasserversorgung ein Problem ist. Ihre Vision ist ein größeres solarbetriebenes Gerät, das unabhängig von einem Wasseranschluss den Bedarf eines Haushalts deckt. Bislang sei die Technik aber lediglich ein Prototyp, betonen die Forscher.

Ameisen rufen Sanitäter

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(Foto: dpa)

Afrikanische Ameisen können ihre Artgenossen um Hilfe rufen, wenn sie bei Beutezügen verletzt wurden. Das haben Forscher der Universität Würzburg herausgefunden. Die afrikanische Matabele-Ameise (Megaponera analis) jagt Termiten stets als Gruppe von 200 bis 500 Ameisen. Dabei werden etwa ein bis zwei Prozent der Tiere von den wehrhaften Termiten verletzt. Die verbeißen sich meist in die Beine der Ameisen oder beißen diese ab. "Nach der Schlacht, wenn sich der Staub des Kampfes gelegt hat, sammeln die Ameisen die toten Termiten ein und suchen nach Verletzten", sagt Erik Frank vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Uni Würzburg. Dabei reagieren sie auf die Tiere, die über ihre Mandibeldrüse einen chemischen Signalstoff absondern, schreiben Frank und seine Kollegen im Fachmagazin Science Advances. "Diesen Geruch nehmen die Kameraden wahr. Sie untersuchen daraufhin die verletzte Ameise und packen sie mit dem Mund. Die zieht dann sogar ihre Füße ein, damit sie leichter getragen werden kann", erklärt Frank. Im Nest regenerieren sich die Tiere, lernen die Gangart mit fünf oder vier Beinen und ziehen schließlich wieder in den Kampf. dpa

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