Erdbeben-Gefahr durch Fracking:Sanftes Rutschen statt starkem Ruckeln

Wer Wasser tief ins Gestein presst - zum Beispiel, um durch Fracking Gas abzubauen - kann damit Erdbeben auslösen. In einem Experiment haben Forscher entdeckt, dass es aber auch sanfter gehen kann.

Von Christopher Schrader

Wer Wasser in die Erde presst, kann so manche Überraschung erleben. Nach herkömmlicher Meinung löst es die Blockade von Gesteinsschichten. Die Folge können Erdbeben sein. Diese Befürchtung von Gegnern der umstrittenen Fracking-Technik ist in den USA schon mehrmals bestätigt worden.

Nun aber beschreibt ein französisch-amerikanisches Team um Yves Guglielmi von der Universität Aix-Marseille ein ganz anderes Verhalten. Eine Erdspalte, in die die Forscher in 282 Metern Tiefe Wasser injiziert hatten, geriet zunächst langsam und bebenfrei ins Rutschen.

Das könnte eine Lösung zumindest für diese Problem beim Fracking erlauben. Die Forscher hatten in einem Bohrschacht über und unter der Stelle, an der ihn die Spalte schnitt, Kissen aufgeblasen und so ein Gerät verankert, das kleinste Bewegungen registrierte ( Science, Bd. 348, S. 1224, 2015).

Bei dem Experiment hatte sich erst gar nichts getan, obwohl immer mehr Wasser in die Spalte drückte. Dann bewegten sich die beiden Seiten gemächlich mit einem Tempo von 14 Millimetern pro Stunde gegeneinander. Das ging lange gut, bis die Situation ohne offensichtlichen Grund umkippte. Plötzlich ereigneten sich viele winzige Erdstöße, ungefähr 40 in 90 Sekunden. Danach verschoben sich die Seiten der Spalte unter weiteren Rucklern bis zu sechsmal so schnell wie vorher.

Das bebenfreie Rutschen hatten schon andere Forscher beschrieben, aber nicht eindeutig belegt, erklärt ein Kommentar in Science. Nun werde es womöglich gelingen, das Verpressen von Wasser so zu steuern, dass an der Oberfläche nichts zu spüren ist.

© SZ vom 12.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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