Auch mit den schnellsten Neutrinos lässt sich die Relativitätstheorie von Albert Einstein allem Anschein nach nicht widerlegen. Physiker der internationalen Icarus-Forschungsgruppe am Europäischen Kernforschungszentrum (Cern) bei Genf haben Messungen eines Experiments vorgelegt, bei dem diese Elementarteilchen die Lichtgeschwindigkeit nicht überschritten haben.
Dadurch bekommen Zweifel an den Resultaten eines ähnlichen Experimentes der Opera-Forschungsgruppe im vergangenen September neue Nahrung. Dabei hatten sich Neutrinos ebenfalls am Cern scheinbar schneller als das Licht bewegt- wenn auch nur um extrem kleine Bruchteile von Sekunden.
"Die Anzeichen beginnen darauf hinzudeuten, dass das Opera-Ergebnis auf einem Messfehler beruhte", sagte der Forschungsdirektor am Cern, Sergio Bertolucci. Um endgültig Klarheit zu erhalten seien weitere Experimente erforderlich, deren Ergebnisse mit den früheren Versuchen verglichen werden. Diese seien für den kommenden Mai geplant.
Das Opera-Team am Cern hatte 2011 Messergebnisse vorgestellt, die nahelegten, dass manche Elementarteilchen schneller als das Licht sein könnten. Dies hätte das Weltbild der Physiker erschüttert. Die Wissenschaftler waren allerdings nicht überzeugt, dass es bei dieser Schlussfolgerung bleiben würde.
Ende Februar erklärten die Forscher dann tatsächlich, Fehlerquellen bei der Messung entdeckt zu haben - darunter ein defektes Glasfaserkabel. Die Lichtgeschwindigkeit gilt laut Relativitätstheorie als absolute Tempogrenze des Universums. Sie wurde noch in keinem Versuch eindeutig durchbrochen.
Bei den fraglichen Experimenten wurde in einem unterirdischen Labor im Gran-Sasso-Massiv in den Abruzzen die Geschwindigkeit von Elementarteilchen gemessen. Sie waren zuvor im rund 730 Kilometer entfernten Cern erzeugt und auf die Reise geschickt worden.