Bemannte Raumfahrt:Simulierter Flug zum Mars beendet

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Die Teilnehmer des Mars-500-Projekts haben zwar den Roten Planeten nicht besucht - aber die Erfahrungen ihrer simulierten Mars-Reise und die Ergebnisse ihrer Experimente dürften hilfreich sein, wenn Menschen tatsächlich einmal dorthin fliegen wollen.

Das Experiment Mars-500 der Russen und der Europäischen Weltraumorganisation Esa ist erfolgreich beendet worden. Nach 520 Tagen konnten die sechs Teilnehmer des virtuellen Fluges die Versuchsanlage im Institut für Medizinisch-Biologische Probleme (IMBP) um 10.58 Uhr mitteleuropäische Zeit (MEZ) - zwei Minuten früher als geplant - wieder verlassen.

Die drei Russen und ihre Freunde aus Italien, Frankreich und China wurden von der Institutsleitung sowie ihren Familien und Freunden stürmisch begrüßt. Auch Wissenschaftler aus Russland und Deutschland nahmen die sechs blass wirkenden Männer mit heftigem Applaus in Empfang.

Die "Marsonauten" strahlten vor Glück über das ganze Gesicht. Wegen einer möglichen Ansteckungsgefahr präsentierten sich die Männer der Öffentlichkeit zunächst nur kurz. "Die sauerstoffreichere Atemluft hier draußen wird in den Köpfen der Crew ein ganz besonderes Euphoriegefühl auslösen", hatte IMBP-Experte Alexander Suworow vor dem Ende des Experiments gesagt.

Alle 106 wissenschaftlichen Experimente seien erfüllt worden, sagte der Verantwortliche für das Projekt der Nachrichtenagentur Itar-Tass. Die Wissenschaftler hätten dadurch eine große Datenmenge erhalten, die jetzt ausgewertet werden müsse.

Deutschland war mit einer Langzeitstudie zu den Auswirkungen verminderter Kochsalzzufuhr auf den Blutdruck beteiligt.

Ein weiterer Beleg für den Erfolg ist für Suworow die Tatsache, dass die Männer trotz der Strapazen gesund geblieben sind. Sie verließen die Anlage "faktisch in dem Zustand, in dem sie hineingegangen sind", betonte er. Tests hätten gezeigt, dass ihre Arbeitsfähigkeit in etwa zehn Prozent von der Ausgangssituation betrage.

Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen der Besatzungsmitglieder hätten alle Prüfungen bestanden. Sie hätten sich nicht gestritten, sondern seien "eine Mannschaft" geblieben.

Das habe sich auch bei den zwei Notfallsituationen gezeigt, die bewusst in das Programm eingebaut worden seien: ein eintägiger Stromausfall und eine einwöchige Störung der Verbindung zur "Erde". Abgesehen von kleineren Schäden, die mit Bordmitteln behoben worden seien, habe auch die russische und ausländische Technik insgesamt nicht "enttäuscht".

Die bisher realistischste Simulation einer Mars-Mission hatte am 3. Juni 2010 begonnen. Bei den 250 Tagen Hin-, 240 Tagen Rückflug und 30 Tagen Aufenthalt auf dem Roten Planeten waren bis auf die fehlende Schwerelosigkei und kosmische Strahlung alle Bedingungen wie bei einem echten bemannten Flug, der wohl erst nach 2030 spruchreif wird.

Mitte August hatten die "Marsonauten" einen allerdings nur virtuellen neuen Langzeitflugrekord aufgestellt. Sie überboten die bisherige Höchstleistung des Russen Waleri Poljakow von 438 Tagen. Der russische Arzt hatte vom Januar 1994 bis März 1995 knapp 15 Monate in der Raumstation Mir gearbeitet und damit im Selbstversuch einen Mars-Flug simuliert.

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